LETNA PARK     Prager Kleine Seiten
Kulturmagazin aus Prag
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Am 28. Juni 1914 erschoss der 19-jährige Gavrilo Princip in Sarajevo den Thronfolger von Österreich-Ungarn Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie. Damit wurde eine Kettenreaktion ausgelöst, die zum Ersten Weltkrieg führte.


„Peng! Und dann kam der Erste Weltkrieg.“

Einer der vielen Reiseleiter formt mit der Hand eine Pistole und zielt ... Szene aus einem Artikel von Krsto Lazarevic, www.n-ost.org: Sarajevo hundert Jahre nach dem Attentat – zum 28. Juni


Joe Sacco, Der Erste Weltkrieg: Die Schlacht an der Somme - Graphic Novel,
Leporello mit 24 Seiten, s-w, 29 x 22 cm, Im Schuber, 35.00 €, ISBN 978-3-03731-122-6


Ich denke, dieser erste Tag komprimiert die Geschichte des ersten Weltkriegs, die Geschichte des Massenmords und das Ausmaß des industrialisierten Tötens. Am ersten Tag der Sommeschlacht wurden 60.000 britische Soldaten verwundet oder getötet, 20.000 starben. Der ganze Weltkrieg steckt in dieser Geschichte. Alle zogen voller Enthusiasmus in den Krieg - und begegneten der Realität. Joe Sacco



Der Erste Weltkrieg in der deutschsprachigen Literatur

Capus, Alex, Léon und Louise. Erzählt wird von der großen Liebe eines Paares in einem Jahrhundert der Kriege, vom Anfang der Liebe zweier siebzehnjähriger Teenager am Ende des 1. Krieges, der langjährigen Trennung und zufälligen Wiederbegegnung 1928, dem Festhalten der Liebe gegen alle Konventionen hinweg, dem 2. Krieg und einem immer unkonventionellen Doppelleben. ISBN 978-3-423-14128-4


1914-1918 – Große Autoren erzählen vom Ersten Weltkrieg. Zwei CDs: Hans Fallada, Anna Seghers, Lion Feuchtwanger, Ernst Toller, Egon Erwin Kisch, Ludwig Renn, Georg Trakl, August Stramm, Klabund, Friedrich Wolf, Ernst Glaeser, Arnold Zweig, Richard Dehmel, Rosa Luxemburg, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque. ISBN 978-3-86847-128-1


Fallada, Hans, Ein Mann will nach oben – Die Frauen und der Träumer. Auf dem Weg nach oben begegnen einem Sechzehnjährigen jede Menge Leute aus den unterschiedlichsten Berliner Milieus, vor allem Frauen, die ihn auf seinem Weg begleiten. ISBN 978-3-7466-2688-8


Glaeser, Ernst, Jahrgang 1902. „Der Krieg, das sind unsere Eltern.“ Als der Roman 1928 erscheint, trifft er den Nerv der Zeit. Er bringt das Trauma jener Generation auf den Punkt, die ihre Desillusionierung hinter den Frontlinien des Ersten Weltkriegs erlebt. Von der Kritik hoch gelobt, wird das Buch ein internationaler Sensationserfolg. Glaeser, der den Zerfall des Kaiserreichs beschreibt und hellsichtig die Probleme der Weimarer Republik nach dem verlorenen Krieg sieht, ist, als er 1939 nach Deutschland zurückkehrt, überzeugter Nationalsozialist und schreibt fortan u.a. für Frontzeitungen der Luftwaffe und Wehrmacht. ISBN 978-3-8353-1336-1


Jünger, Ernst, In Stahlgewittern; Kriegstagebuch 1914 – 1918, in: Sämtliche Werke. Offenbar immer noch unvermeidlich in einer Bücherliste zum 1.WK. „Noch immer erscheint er als elitärer Kämpfer-Literat, der von Krieg durchaus romantisch schwärmen kann. Bis in die letzte Fassung hinein bleibt er jemand, der den Krieg als Naturgewalt der menschlichen Existenz und nicht als Versagen von Politik versteht. Da waren andere schon 1920 weiter“ - dradio.de. ISBN 978-3-608-93946-0


Jacques Tardi, Elender Krieg 1914 – mit Jean-Pierre Verney. Graphic Novel, 
144 Seiten, farbig, 22 x 30 cm, Hardcover, 34.00 , ISBN 978-3-03731-119-6


Kracauer, Siegfried, Ginster. Die Geschichte eines jungen, talentierten Drückebergers, der partout nicht in den Krieg ziehen will, weil er als Architekt zu Hause doch mehr gebraucht wird, schließlich sind Granatfabriken und Ehrenfriedhöfe für die gefallenen Soldaten zu planen. Doch noch im Krieg gelandet, aber – wortwörtlich – weit ab vom Schuss, baut er sich erst einmal ein Bett, schält ständig Kartoffeln und macht sich so seine Gedanken. Die Haltung Ginsters zur Welt und ihren Widersprüchen wurde seinerzeit mit der Keatons verglichen – und: „Ginster im Krieg: das ist Chaplin im Warenhaus“, schrieb Joseph Roth. Der Roman spielt im Frankfurt/Main des Ersten Weltkriegs und begründete den literarischen Ruhm seines Autors. ISBN: 978-3-518-42353-0

 

Kraus, Karl, Die letzten Tage der Menschheit. Konzipiert als ein langer Theaterabend, bis einem das Lachen im Hals stecken bleibt vor Entsetzen, vor allem über die menschliche Dummheit. ISBN 978-3-518-45715-3


Mann, Heinrich, Der Untertan. Kurt Tucholsky schrieb zur ersten Auflage: „Dieses Buch Heinrich Manns, heute, gottseidank, in aller Hände, ist das Herbarium des deutschen Mannes. Hier ist er ganz: in seiner Sucht zu befehlen und zu gehorchen, in seiner Rohheit und in seiner Religiosität, in seiner Erfolgsanbeterei und in seiner namenlosen Zivilfeigheit. Leider: es ist der deutsche Mann schlechthin gewesen; wer anders war, hatte nichts zu sagen, hieß Vaterlandsverräter und war kaiserlicherseits angewiesen, den Staub des Landes von den Pantoffeln zu schütteln, […] da ist einer der kleinen Könige, wie sie zu Hunderten und Tausenden in Deutschland lebten und leben, getreu dem kaiserlichen Vorbild, ganze Herrscherchen und ganze Untertanen. [...] Denn diese beiden Charaktereigenschaften sind an Heßling, sind am Deutschen auf das subtilste ausgebildet: sklavisches Unterordnungsgefühl und sklavisches Herrschaftsgelüst“ (1919).

ISBN 9783596900268. Empfehlenswert, leider viel weniger bekannt, ist


Mann, Heinrich, Der Kopf. In: Studienausgabe in Einzelbänden. Nach Der Untertan, 1914 bzw. 1918 und Die Armen, 1917 Abschluss seiner Trilogie über die wilhelminische Zeit und harsche, kompromisslose Kritik am autoritären Charakter seiner Protagonisten, am elitären Gehabe von Intellektuellen und dem Zynismus politischer Machtmenschen. Charakterstudie zweier Kontrahenten, die sich ähnlicher sind, als ihnen lieb ist, und mit anderen Figuren, erfundenen und historisch verbrieften, die Katastrophe des Ersten Weltkriegs heraufbeschwören. Anders als sein Bruder Thomas prangert Heinrich Mann die Kriegsursachen und seinen Verlauf vor allem als Folge des Kapitalismus an. ISBN-13 9783596127313


Mann, Thomas, Der Zauberberg. Schrecklich schöne Agonie vor dem Krieg, 1913 begonnen, 1924 abgeschlossen, hat Mann alle Themen und Befindlichkeiten der Epoche aufgegriffen, glossiert, kommentiert und genüsslich ausgebreitet. Schmöker! ISBN 978-3-10-348128-0


Marcel Atze, Kyra Waldner (Hg.), Es ist Frühling und ich lebe noch – Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven von Aufzeichnen bis Zensieren. - Erstmals publizierte Briefe, persönliche Tagebuchaufzeichnungen, Fotografien und Dokumente aus den kulturhistorisch bedeutsamen Nachlässen in der Wienbibliothek von Stefan Zweig, Arnold Schönberg, Hans Weigel u.v.a machen den Ersten Weltkrieg unmittelbar erfahrbar. Roda Roda schickt seiner Mutter ein Porträt mit dem Titel „Hier hast Du Deinen Sohn im Kriegszustand“. Die mit Infinitiven wie Dichten, Essen, Kämpfen, Lieben oder Sterben überschriebenen Kapitel zeigen den Einbruch des Kriegs in heile Lebenswelten. ISBN: 9783701733361


Meiners, Antonia, Die Stunde der Frauen - Zwischen Monarchie, Weltkrieg und Wahlrecht 1913–1919. Das Buch führt anhand von Porträts bekannter und unbekannter Frauen und vielen privaten Dokumenten durch eine Zeit, an deren Ende die Welt ganz anders war als noch 1913. ISBN 978-3-938045-81-7


Musil, Robert, Der Mann ohne Eigenschaften I: Buch, Hörbuch, Comic. Unverständlicherweise verschrien als zu nüchtern und 'schwierig', dabei voller Leben, Leidenschaften und menschlicher Wünsche, Irrtümer und Abgründe. Da das Werk fragmentarisch geblieben ist, kann man es einfach auch so lesen.... oder dazu noch Bilder anschauen: Buch: ISBN 978-3-499-26780-2; Comic: ISBN: 978-3-518-46483-0


Némirovsky, Irène gilt als französische Schriftstellerin, blieb aber bis zu ihrer Ermordung in Auschwitz 1942 staatenlos, weil man ihr als Jüdin die Einbürgerung in Frankreich verweigerte. 1903 in Kiew geboren, lebte die Familie schon seit 1919 in Paris.

Die Hunde und die Wölfe, Originaltitel: Les chiens et les loups, erzählt die Geschichte von Ada Sinner, die Anfang des 20. Jahrhunderts in einem ukrainischen Judenghetto geboren wird, 1914 vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit Verwandten nach Paris emigriert, aber in den 1930er Jahren als Staatenlose aus Frankreich ausgewiesen wird. Von allen verlassen, macht sie sich auf in das osteuropäische Land, für das sie ein Visum erhalten hat, und bringt in einem Hotel ihr erstes Kind zur Welt. ISBN 978-3-8135-0283-1

Feuer im Herbst, Originaltitel: Les feux de l’automne, umfasst den Zeitraum zwischen 1912 und 1941 mit dem Ersten Weltkrieg, der Zwischenkriegszeit und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs als Hintergrund für die Geschichte von Thérèse und Bernard, die beide 1897 geboren sind und nach dem Krieg ein Paar werden. Der Roman erzählt vor allem vom Schrecken des Krieges, der alle Personen erfasst und die bisher bekannten Verhältnisse erschüttert. Es gibt Kriegsopfer, -verlierer und Kriegsgewinnler. Ein präziser, manchmal erstaunlich leichtfüßiger, dann aber doch eher düsterer Gesellschaftsroman. ISBN 978-3-8135-0317-3


Remarque, Erich Maria, Im Westen nichts Neues. Buch, CD. ISBN 978-3-462-02731-0 – auch als Film (DVD) sehenswert.


Roth, Joseph, Die Flucht ohne EndeEin Bericht. 1927. Ein österreichischer Soldat gerät in russische Kriegsgefangenschaft, lebt bei Polen in Sibirien, Grusinien = Georgien, in der Taiga und der Ukraine, wird in den Wirren der Russischen Revolution selber zum Revolutionär, kommt wieder in den Westen bis nach Paris, schreibt den Bericht seiner Flucht, aber niemand hat Jahre danach Interesse daran. Voller Witz, Komik und milder Ironie für das Scheitern geschrieben, berichtet Roth aus Regionen, die wir „aus dem Westen“ gar nicht mehr kennen, und ist schon allein deshalb lesenswert. Aus: Joseph Roth Werke 4. Romane und Erzählungen 1916 – 1929. ISBN 3-7632-2988-4; CD, gelesen von Martin Wuttke: ISBN 978-3-257-80283-2; Link: Textausgabe bei Projekt Gutenberg-DE


Werfel, Franz, Die vierzig Tage des Musa Dagh. Werfel hat diese erschütternde historische Katastrophe des Völkermords an den Armeniern in ein eindrucksvolles, packendes Epos verwandelt, Humanität pur!, aber nie kitschig. Auch für größere Kinder und Jugendliche geeignet. ISBN 978-3-596-90362-7


Zweig, ArnoldDer große Krieg der weißen Männer, Romanzyklus, der verschiedene Aspekte des Krieges behandelt: Der Streit um den Sergeanten Grischa (ISBN 978-3-351-03402-3) Arnold Zweigs 1927 erschienener, berühmter Roman wurde bereits 1917 konzipiert. Geschildert wird das Schicksal eines in das militärjuristische und bürokratische Räderwerk geratenden, mitleidslos traktierten, schließlich hingerichteten Kriegsgefangenen, dem auch Fürsprache nicht mehr hilft. Ursprünglich als Mittelstück einer „Trilogie des Übergangs“ gedacht, hat Zweig es später mit anderen, zeitlich und in ihrem Handlungsgefüge während des Ersten Weltkriegs spielenden Romanen Junge Frau von 1914, 1931; Erziehung vor Verdun, 1935 (ISBN 9783351034054); Einsetzung eines Königs, 1937 (ISBN 3351034067); Die Feuerpause, 1954; Die Zeit ist reif, 1958 dem unvollendet gebliebenen Zyklus zugeordnet. 

Junge Frau von 1914. Der Roman war seiner Zeit weit voraus und wurde heftig kritisiert, weil es nicht um das Schicksal der Soldaten ging. Erzählt wird nämlich aus weiblicher Sicht, als ein Akt weiblicher Selbstbestimmung, welche Auswirkungen der Krieg in der sog. Heimat hat, vor allem für die Frauen und wie sie anfangen, ihr Leben selbst zu gestalten. ISBN 978-3-351-03556-3 (Leider sind einige der Bücher Arnold Zweigs nur noch antiquarisch erhältlich, als Fischer Taschenbücher beispielsweise oder gebunden aus der Edition des Aufbau Verlags)

zu Arnold Zweig: Gegen das Verdrängen – Anmerkungen zu Arnold Zweigs Zyklus Der große Krieg der weißen Männer: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=12488Den Krieg verstehen? – Über: Deutschland im Ersten Weltkrieg von Gerhard Hirschfeld und Gerd Krumeich; Hineingeworfen von Wolf-Rüdiger Osburg über das Kriegserlebnis junger deutscher Soldaten: Wien 1914 von Edgard Haider. http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=19076hier auch: H.-G. Lützenkirchen


Zweig, Stefanie, Das Haus in der Rothschildallee. Die freiwillige Assimilation vieler Juden an die Mehrheitsgesellschaft im Kaiserreich, das Eintreten jüdischer Männer in die Armee, ihr Kämpfen fürs Vaterland wird von der Autorin in seiner ganzen Ambivalenz geschildert: als persönlich empfundener Sieg, als täglicher Kampf um Gleichberechtigung und gesellschaftliche Anerkennung einer Frankfurter Familie – und als das große Scheitern eines Projekts. Die traurige Botschaft des Romans ist: „Die Emanzipation der Juden ist schon [vor; ks] 1917 und nicht erst 1933 gescheitert.“ (FAZ) ISBN 978-3-453-40617-9


aus: Jacques Tardi, Elender Krieg 1914. s.o.


Deutschsprachige Sachbücher

Philip Blom, Der taumelnde Kontinent – 1900-1914. Das Buch schlechthin zum Verständnis der Vorkriegszeit! Zeit des Aufbruchs: „Alles, was im 20. Jahrhundert wichtig werden sollte, das entfaltete zwischen 1900 und 1914 erstmals seine Massenwirkung oder wurde sogar dann erfunden“, schreibt der Historiker. „In den ersten fünfzehn Jahren des 20. Jahrhunderts wurde vorgebildet, was das 20. Jahrhundert insgesamt ausmachte.“ Ein grandioses Epochen-Panorama, in das uns der Autor entführt. Alle wichtigen Aspekte des Umbruchs – politisch, sozial, kulturell, wissenschaftlich – werden beschrieben, das facettenreiche Bild einer Gesellschaft und seiner Kultur entfaltet, in der alte Gewissheiten fragwürdig werden und die in eine ungewisse Zukunft treibt, die Kriegsgelüste schürt oder mindestens mitbekommt, aber nicht sonderlich ernst nimmt. s. hier: Empfehlungen 


Böhme, Klaus (Hg.): Aufrufe und Reden deutscher Professoren im Ersten Weltkrieg. Diese neuerlich aufgelegte professorale Kriegsrhetorik zeigt den engstirnigen Schulterschluss deutscher Gelehrter mit dem Militarismus und der Machtpolitik des Deutschen Reichs. Einen ihrer Tiefpunkte erreichten sie mit der Aussage (1914!): „Unser Glaube ist, daß für die ganze Kultur Europas das Heil an dem Siege hängt, den der deutsche ‚Militarismus‘ erkämpfen wird“. Dazu Julian Nordhues, literaturkritik.de: „Der größte Teil der Akademiker verbreitete einen chauvinistischen Nationalismus, der jegliche kritisch-distanzierte und wissenschaftliche Haltung vermissen lässt. Mehr noch: Sie stellten sich freiwillig in den Dienst der Propaganda, verleugneten Kriegsverbrechen, legitimierten eine rücksichtslose Machtpolitik, verliehen Ehrendoktorate an Generäle und forderten maßlose Annexionen.“ ISBN-13: 9783150192023


Clark, Christopher M., Die SchlafwandlerWie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. Die Deutschen lieben das kontrovers diskutierte Buch, weil es auch allen anderen beteiligten Ländern Schuld zuweist bzw. etwa gleich verteilt. Diese fifty-fifty-Schuldzuweisung hätten viele zwar gerne, sie stimmt aber schon bei anderen Gelegenheiten nicht. ISBN 978-3-421-04359-7


aus: Jacques Tardi, Elender Krieg 1914. s.o.


Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Hg. Gerhard Hirschfeld. WissenschaftlerInnen aus fünfzehn Ländern bieten mit über sechshundertfünfzig lexikalischen Artikeln Überblicksdarstellungen zu

Personen, Ereignissen, Ländern, Institutionen und Begriffen, die die neueste Entwicklung der Forschung zum Ersten Weltkrieg widerspiegeln. ISBN 978-3-8252-8551-7


Exner, Lisbeth / Kapfer, Herbert: Verborgene Chronik 1914 – Hg.: Deutsches Tagebucharchiv. 1914 von unten – Einblicke ins Alltags- und Gefühlsleben der Deutschen.

ISBN 978-3-86971-086-0. s. hier: Kurz und gut

 

Hamann, Brigitte, Der erste WeltkriegWahrheit und Lüge in Bildern und Texten. Der Alltag des Krieges wird anhand von Briefen und Fotos, Plakaten, Karikaturen, Tageszeitungen, Kriegsanleihen, Lebensmittelkarten, Sterbebilder, Vermisstenlisten, Kriegstagebüchern gezeigt, die von der Historikerin jeweils kurz kommentiert werden. ISBN 9783492045902


Hüppau, Bernd, Was ist Krieg? Zur Grundlegung einer Kulturgeschichte des Kriegs. Die einzelnen Kapitel, in Kategorien wie Theorie, Methode, Praxis, Ausblick strukturiert, sind notwendig und hilfreich für das weitere Verständnis. Als konstante Variable der patriarchalen Geschichte betrachtet, wird Krieg mit den unterschiedlichen Theorien der Kulturwissenschaft, Anthropologie, Soziologie bis hin zur Psychologie, Kunstgeschichte und Philosophie untersucht und beschrieben, sodass man sich beim Lesen dieser Kulturgeschichte auch auf dem neuesten Stand der Theorien und Forschung befindet und neugierig auf Einzelaspekte wird... ISBN-13: 9783837621808 


Illies, Florian, 1913Der Sommer des Jahrhunderts. Buch; Hörbuch. Die „Illussion einer direkten Vergangenheitserfahrung“ - taz.de, der alles gleich wichtig ist. Ein kaleidoskopischer, feuilletonistischer Blick auf ein Jahr, in dem vieles entstand, das noch heute Bestand und Gewicht hat, und sich einiges zutrug, was zu Recht in Vergessenheit geraten ist. Opulente Materialsammlung, in der man durchaus gerne mal herumblättert - und staunt. ISBN 978-3-10-036801-0


Janz, Oliver, 14Der große Krieg. Der nach Sicht des Autors erst Anfang der 1920er Jahre zu Ende ging, wenn man die Auseinandersetzungen in Ostmitteleuropa und Südosteuropa und die Russische Revolution berücksichtigt, was man tatsächlich tun sollte, will man das 20. Jahrhundert verstehen. Dieser Aspekt ist sogar und vor allem interessant im Hinblick auf heutige (völkerrechtliche) Konflikte, die immer noch mit den nach dem 1.Weltkrieg entstandenen Ländern bzw. verschobenen Grenzen zu tun haben (allerdings nicht nur in Europa). ISBN 978-3-593-39589-0


Von Künstlern mit blutrotem Harz aufgefüllte Granateneinschläge im Asphalt und in den Einschusslöchern der Fassaden, die Rosen von Sarajevo, erinnern an die Opfer der fast vierjährigen Belagerung der Stadt. Reuters


Leonhard, Jörn, Die Büchse der PandoraGeschichte des Ersten Weltkriegs. Alte Welt – Krieg – Neue Welt: Imperien zerfallen, neue entstehen mit veränderten Handlungsspielräumen, die militärische Entwicklung und Aufrüstung nimmt rasant zu. Zeugen seiner These sind Militärs, Politiker und Schriftsteller, Männer und Frauen, Soldaten und Arbeiter, die über ihre Gewalterfahrungen berichten. Der Krieg endet nicht mit den Friedensverträgen nach 1918, sondern setzt sich in Europa und der ganzen Welt im Namen neuer Ordnungsvorstellungen und radikaler Ideologien fort. ISBN 978-3-406-66191-4


Münkler, Herfried, Der Große Krieg Die Welt 1914 bis 1918. Ein Zeitpanorama in all seinen politischen und menschlichen Erschütterungen und der Versuch einer Gesamtdarstellung der sog. Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Der Erste Weltkrieg besiegelt das Ende der Imperien, löst Revolutionen aus, fördert aber auch den Aufstieg des Sozialstaats und des jeweiligen Nationalismus. Siebzehn Millionen Tote (zehn Mio. Soldaten, sieben Mio. zivile Opfer), eine gestürzte und in Trümmer liegende Weltordnung und ungestillte Revanchegelüste, die bis heute, wie wir gerade erfahren können, wirksam sind. Auch Münkler treibt die recht müßige Frage um, ob der Krieg vermeidbar gewesen wäre. Konjunktive im Nachhinein sind bei keinem Geschehen sonderlich hilfreich. ISBN 978-3-87134-720-7


Senft, Gerhard (Hg.), Joseph Roth/Bertha von Suttner/Pierre Ramus: Friedenskrieger des Hinterlandes. Der 1.Weltkrieg und der zeitgenössische AntimilitarismusTrotz der Kriegsbegeisterung gab es viele Artikel pazifistischer und antimilitaristischer Autorinnen und Autoren. Die Auswahl umfasst neben Texten namhafter Persönlichkeiten der Friedensbewegung – etwa Romain Rolland, Bertha von Suttner, und Leo Tolstoi – auch die weniger prominenter Personen und ein breiteres politisches Meinungsspektrum. In vielen Beiträgen geht es um die ökonomischen und militärischen Verflechtungen und die Frage nach der Gewaltförmigkeit des Staats. Karl Kraus, mit seinem Text In dieser großen Zeit vertreten, nennt die Phraseologie in Verbindung mit der todbringenden Technologie ein „technoromantisches Abenteuer“, das den modernen industriell geführten Krieg mit veralteten Begrifflichkeiten wie „Ehre“, „Ritterlichkeit“ und „Heldentod“ verbrämt. Scharf kritisiert er die Haltung sog. deutscher Bildungseliten, die sich besonders durch Arroganz, Selbstgefälligkeit und Deutschtümelei hervortun: „...weil hier ein ganzes Heer von journalistischen, literarischen und akademischen Tröpfen und Spitzbuben aufgeboten war, Söldner fremden Blutes, die mit derselben Feder, mit der sie den Vorwurf unmenschlicher Kriegführung auf die Feinde abzuwälzen hatten, ja auf demselben Papier, die Bombardierung von Krankenhäusern, Kirchen und Schulzimmern, die Torpedierung von Spitalschiffen, die Ehrung und Verklärung von Menschenjägern nicht nur beschrieben, sondern auch bejubelt haben. […] Keineswegs hat die deutsche Intelligenz, welche wie die keines anderen Landes, vom ersten Dichter bis zum letzten Reporter, vom ersten Völkerrechtsprofessor bis zum letzten Pastor, in der feldgrauen Materie gesiehlt, im fremden Bluterlebnis geschwelgt, ja vielfach von dieser Haltung ihre Existenz gefristet und durch den Claqueurdienst für Haudegen die eigene Unversehrtheit errungen hat, keineswegs hat die Barbarei der Bildung auch nur den geringsten Anspruch auf Mitleid, wenn sie die Strafe mitzuzahlen hat ...“ (Text auch unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/5673/36). ISBN-13: 9783854097204


WierlingDorothee, Eine Familie im Krieg – Leben, Sterben und Schreiben 1914-1918. Der Erste Weltkrieg in persönlichen Briefen einer Berliner Familie.- Basierend auf der fast vollständig erhaltenen Korrespondenz in den Jahren des Ersten Weltkriegs der Feministin Lily Braun, ihres Ehemanns Heinrich, des Sohnes Otto sowie der engen Freundin Julie Vogelstein, erhält man einen dichten Einblick in die Alltags- und Gedankenwelt, in ein Milieu, in dem sich adlige, bildungsbürgerliche, sozialdemokratische, feministische und lebensreformerische Werthorizonte plötzlich mit nationalistischer Kriegseuphorie vermischen. Deutlich wird das Wechselspiel von Kriegsalltag, Fronterfahrung und Reaktionen auf die Ereignisse in der Heimat, vor allem in Berlin. Zugleich zeigt sie, wie sich in den Briefen die Gefühle, Beziehungen, Ich-Ideale und die Sinnsuche in einer militarisierten Gesellschaft ausdrücken. ISBN: 978-3-8353-1301-9


Zentner, Christian, Der 1. Weltkrieg – 1914-1918. CD. Dieser Krieg, global zu Lande, zu Wasser und in der Luft geführt, war, laut Autor, der erste Selbstmordversuch Europas. ISBN 978-3-8312-9639-2


Der Krieg, aufbereitet für Kinder und Jugendliche

Nielsen, Maja, Feldpost für Pauline. Mit fast hundert-jähriger Verspätung erhält Pauline Lichtenberg einen Brief aus dem Ersten Weltkrieg. Zunächst nur eine kuriose Pressegeschichte, wird für die vierzehn-jährige Pauline daraus eine detektivische Geschichte: Wer war ihre Namensvetterin Pauline, an die der Liebesbrief gerichtet ist, wer Wilhelm, der ihr aus einem Schützengraben in Verdun geschrieben hat? Und was bedeutet der Erste Weltkrieg? Wer hat gegen wen gekämpft - und warum? Pauline möchte, gemeinsam mit ihrer Großmutter, das Geheimnis des Briefes ergründen. ISBN 978-3-8369-5775-5  


Nützel, Nikolaus, Mein Opa, sein Holzbein und der Große Krieg Was der Erste Weltkrieg mit uns zu tun hat. Komplizierte Sachverhalte klug vermittelt, mit vielen unterschiedlichen Informationen und Bildern, die Kinder fesseln können. ISBN 978-3-8458-0172-8


Seidel, Jürgen, Der Krieg und das Mädchen. August 1914. Endlich hat der große Krieg, den alle kommen spürten, wirklich begonnen. Fritz und Mila werden wie viele anderen in den Taumel aus Kriegsbegeisterung und Feindseligkeit hineingerissen. Fritz erhofft sich vom Krieg eine Art Reinigung von verbotenen Gefühlen, die er nicht mal Mila anvertrauen kann, und meldet sich freiwillig an die Front. Und Mila bekommt plötzlich heftige Anfeindungen zu spüren, weil ihr Vater Franzose war und Frankreich jetzt als Erbfeind gilt. Durch einen chauvinistischen Lehrer bekommt sie richtig Ärger... ISBN: 978-3-570-15763-3


Zöller, Elisabeth, Der Krieg ist ein Menschenfresser. Leipzig im August 1914: Es herrscht Volksfeststimmung. Der Krieg hat begonnen! Ferdinand und August fahren an die Front, Richtung Frankreich, im Gepäck einen Fotoapparat und eine braune Ledertasche. Berlin im März 1918: Sophie macht sich auf den Weg zu ihrem Jugendfreund Max. Doch der ist kaum wiederzuerkennen. Kriegsverrückt, sagen die Ärzte. Außerdem soll er Beweismittel unterschlagen haben. Irgendein Vorfall an der Front. Es droht das Kriegsgericht. Alles scheint sich um eine braune Ledertasche zu drehen … Das Buch handelt von jungen Menschen, deren Lebenspläne von einer der größten Katastrophen durchkreuzt wurden: dem 1. Weltkrieg. ISBN 978-3-446-24510-5  

 

Nachtrag: Antikriegsromane – neu aufgelegt

Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues. Kiepenheuer & Witsch Verlag 2014, 336 S., 6.90 €, mit Materialien für 8.99 €
Ernst Glaeser, Jahrgang 1902. Wallstein Verlag 2013, 390 S., 22.90 €
Ludwig Renn, Krieg. Aufbau Verlag 2014, 352 S., 15 €
Edlef Köppen, Heeresbericht. Nikol Verlag 2012, 400 S., 8.99 €

Weitere Neuerscheinungen zum Ersten Weltkrieg

Geert Buelens, Europas Dichter und der Erste Weltkrieg. Suhrkamp Verlag 2014, 459 S., 26.95 €
Steffen Bruendel, Zeitenwende 1914. Künstler, Dichter und Denker im Ersten Weltkrieg, Herbig Verlag 2014, 288 S., 19.99 €
Steinbach, Matthias (Hg.): Mobilmachung 1914. Ein literarisches Echolot. Reclam 2014, 300 S.


Hilfreiche Links

bpb-Dossier zum Ersten Weltkrieg
Das
Erich-Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück
Das Deutsche Historische Museum bietet Infos und historisches Audiomaterial zum Ersten Weltkrieg unter:
Lebendiges Virtuelles Museum Online


Ein sehr breites, inspirierendes Angebot an Lektüre zum 1. Weltkrieg – hier: http://literaturblog-duftender-doppelpunkt.at/2014/02/19/der-erste-weltkrieg-in-der-literatur/#anker25 bzw.

http://literaturblog-duftender-doppelpunkt.at/2014/02/19/der-erste-weltkrieg-in-der-literatur/#anker24


Und zur Auffrischung des Kurzzeitgedächtnisses


Die Lage in einem Talkessel hatte 1992 tödliche Folgen für die Stadt und ihre Bevölkerung. Sarajevo wurde fast vier Jahre lang von paramilitärischen Einheiten, Söldnern und Streitkräften der Republika Srpska belagert; die auf den Bergen postierten Scharfschützen schossen auf alles, was sich bewegte. Den Scharfschützen und dem Artilleriebeschuss fielen über 11.000 Menschen, darunter etwa 1.600 Kinder, zum Opfer, mehr als 50.000 EinwohnerInnen wurden in dieser Zeit verwundet.


06.04.2012 – 20. Jahrestag des Bosnien-Kriegs. Gedenken in Sarajevo: Im Zentrum der bosnischen Hauptstadt wurden 11.541 rote Plastikstühle aufgestellt, um an die Toten der vierundvierzig-monatigen Belagerung zu erinnern. Auf Großleinwänden wurden in alphabetischer Reihenfolge die Namen der Opfer gezeigt. 

 

© Foto: dpa 
















 


 

Der nächste Krieg wird von einer Furchtbarkeit sein wie noch keiner seiner Vorgänger. Bertha von Suttner1. Friedensnobelpreisträgerin, 1905


© Fotos: Verlag Edition Moderne; Reuters; dpa


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