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MASTERS OF THE UNIVERSE 

von Katja Schickel

 

Weltreiche werden heutzutage nicht mehr von Staaten gebildet, sondern von Unternehmen, die zu viel Macht und Einflussnahme erhalten haben. Irgendwie wussten wir das schon.

Nach der neuen Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich kontrollieren nur 147 Konzerne den größten Teil der Weltwirtschaft. Gemessen an ihrer Größe haben sie überproportional viel Einfluss; besonders auffällig ist die Dominanz der Finanz-Unternehmen. Am Einflussreichsten ist die britische Barclays Bank.

Obwohl die ausgewerteten Daten aus dem Jahr 2007 stammen, weisen alle Experten darauf hin, dass sich zwar die Gewichtung einzelner Unternehmen nach der Finanzkrise ab 2008 verändert haben könnte, nicht jedoch die strukturelle Aussage der Studie. Anhand von Informationen über siebenunddreißig Millionen Unternehmen wurden Verbindungen und Verflechtungen identifiziert, jeweilige Kontrollmechanismen geklärt und so weit gefiltert, bis sich aus der großen Gruppe nur einige wenige mit sehr großem Einfluss heraus schälten. Obwohl sie nur ein Fünftel des globalen Umsatzes ausmachen, kontrollieren sie vier Fünftel der Umsätze aller internationalen Konzerne. Besonders mächtig sind jedoch 147 Unternehmen, die ein geschlossenes System von Beteiligungen in wechselseitigem Besitz bilden, obwohl sie weniger als ein Prozent der Firmen insgesamt ausmachen. Unter den weltweit fünfzig mächtigsten Unternehmen gibt ein exklusiver Club von Banken, Fonds-Gesellschaften und Versicherungen den Ton an. Die Konzentration von Macht auf einige wenige Unternehmen aus dem Finanzbereich macht diesen besonders anfällig in Krisenzeiten, sie wirkt destabilisierend, wie auch fehlende Konkurrenz Instabilität fördert. Für notwendige Veränderungen sind diese Super-Riesen allerdings nicht zu haben. Die Studie sagt nichts aus über das Verhältnis von Verflechtung und Kontrolle, ob der innere Kern dieser Gruppe sich koordiniert und in quasi konzertierten Aktionen politischen Einfluss und Macht ausübt, inwieweit der zentrale Kreis dieser einflussreichen Unternehmen von externer Kontrolle überhaupt tangiert wird, ob noch Einfluss von außen auf diese Konzerne genommen werden kann. Politik hat ihnen bisher nichts entgegen zusetzen, weil die Nationalstaaten einfach gegeneinander ausgespielt werden. Staatliche Institutionen wie national agierende Kartellämter haben kaum Instrumente im Kampf gegen Konzentration und Machtanhäufung. Demokratie wird tendenziell ausgehöhlt. Einfache Lösungen gibt es nicht; viele hoffen auf neue Steuergesetze und stärkere Regulierung des Finanzmarkts, wie sie demnächst beim G20-Gipfel vereinbart werden sollen. (dpa, 23.10.2011)

 



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