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Der Living Planet Report

 

des WWF wurde weltweit am 15.05.2012 mit alarmierenden Ergebnissen veröffentlicht. Zu den größten Umweltsündern gehört Dänemark, und zwar vor den USA. Zu den Top Ten zählen Belgien, die Niederlande und Irland. Insgesamt wurden 149 Länder bewertet und gelistet: Danach steht die Mongolei auf Platz 15, Mauritius zwischen Deutschland und Italien auf Platz 31.

Eine der Messgrößen des WWF, ist der ökologische Fingerabdruck, der in Hektar Fläche gemessen wird: für die Weiden und Felder, auf denen Nahrungs- und Futtermittel wachsen, und die Waldflächen, mit denen sich der Ausstoß an Kohlenmonoxid kompensieren ließe. In Deutschland zum Beispiel beträgt der Fußabdruck 4,57 Hektar, das Land bietet seinen Bürgern aber nur 1,95 Hektar pro Person. Die restliche Fläche nutzen die Deutschen anderswo, "und zerstören dort womöglich die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung", sagte Eberhard Brandes vom deutschen WWF-Vorstand bei der Vorstellung des Reports in Berlin.

Der Ökologische Fußabdruck ist die Fläche, die ein Mensch verbraucht, um sich zu ernähren, zu kleiden, sich mit Energie zu versorgen und seinen Müll zu entsorgen.

Fachleute gehen davon aus, dass zur Versorgung der Menschheit pro Person 1,8 Globale Hektar (Gha) Erdoberfläche notwendig sind. Im weltweiten Durchschnitt wurden dem WWF zufolge 2008 jedoch 2,7 Gha pro Person verbraucht. Das bedeutet, es wird mehr genutzt, als die Biokapazität der Erde hergibt.

 

Die Top Ten der Staaten mit dem größten Ökologischen Fußabdruck

Katar 11,7 Gha

Kuweit 9,7 Gha

Vereinte Arabische Emirate 8,4 Gha

Dänemark 8,3 Gha

USA 7,2 Gha

Belgien 7,1 Gha

Australien 6,7 Gha

Kanada 6,4 Gha

Niederlande 6,3 Gha

Irland 6,2 Gha

 

Die Karte der Verschwendung: In den dunkelroten Ländern (z. B. USA) ist der Bedarf an Energie, Wasser, Holz, Nahrung besonders hoch. In Europa liegen die Niederlande, die Schweiz, Österreich und Irland weit vorne. Deutschland liegt mit 4,6 Gha im Mittelfeld. Je heller das Rot, desto weniger verbrauchen die Menschen dort.

 


Rio+20-Gipfel

Vor 20 Jahren kamen die Entscheidungsträger der Welt in Rio de Janeiro zur 1. UN-Konferenz für Nachhaltige Entwicklung – dem Erdgipfel – zusammen. Im Jahr 2000 verpflichteten sich im Rahmen der Millenniumsentwicklungsziele alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen dazu, der Armut ein Ende zu bereiten.

Wir stellen die Erde auf eine harte Belastungsprobe: Der Ausstoß an Kohlenstoffdioxiden, die Abholzung von Wäldern, die Verschwendung von Trinkwasser und die Überfischung der Meere setzen ihr stark zu. Der Living Planet Report 2012 zeigt, wie sich der Gesundheitszustand der Wälder, Flüsse und Meere, die das Leben auf unserem Planeten ermöglichen, verschlechtert. Wir verbrauchen 50 Prozent mehr anstatt die biologische Vielfalt zu erhalten und die Treibhausgasemissionen zu verringern.

Im Juni 2012 wird auf dem Rio+20-Gipfel Bilanz gezogen, was seither geschehen ist und welche neuen Maßnahmen erforderlich sind, um die dringenden Probleme hinsichtlich Umweltsicherheit, Gerechtigkeit und Ressourcenmanagement anzugehen.


Wir leben heute so, als stünde uns ein Ersatzplanet zur Verfügung. Doch wir haben die Wahl: Wir können stattdessen eine Zukunft aufbauen, die Nahrung, Wasser und Energie für die neun oder vielleicht sogar zehn Milliarden Menschen bereithält, die bis zum Jahr 2050 auf dieser Erde leben werden.

Im Juni 2012 treffen sich die Nationen der Welt sowie Unternehmen und Vertreter der Zivilgesellschaft in Rio de Janeiro auf der UN-Konferenz über Nachhaltige Entwicklung, dem sogenannten Rio+20-Gipfel. Dies kann und muss der Moment sein, einen neuen Kurs in Richtung Nachhaltigkeit einzuschlagen. Die WWF-Empfehlungen zeigen, dass wir alle einen Beitrag leisten müssen, damit unser Planet ein lebendiger Planet bleibt.

Der vorliegende Bericht zeigt, wie sich die Populationen von Tierarten verschiedener Ökosysteme und Regionen verändern. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf den Zustand der Biodiversität ziehen. In die Untersuchungen des WWF flossen Daten aus 9.014 Populationen von 2.688 Arten an Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen ein.

Das Ergebnis ist alarmierend: Der globale LPI (Living Planet Index) zeigt, dass die rund um die Erde untersuchten Tierpopulationen im Jahr 2008 im Durchschnitt um ein Drittel kleiner waren als noch 1970.

1970 markiert in den temperierten Zonen auch den Zeitpunkt, an dem die Naturzerstörung nach Jahrhunderten der Übernutzung einen Höhepunkt erreicht hatte; die seitdem beobachtete Erholung des LPI erfolgte also ausgehend von einer sehr geringen Basis. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich verlaufende Populationskurven von Tieren und Pflanzen sowie beachtliche Artenschutzerfolge. In den Tropen hingegen setzte die großräumige Naturzerstörung um 1970 erst ein; der LPI fällt seitdem ausgehend von einem hohen Niveau. Er zeigt damit das enorme Ausmaß der Naturzerstörung in den Tropen.

 

Der Ökologische Fußabdruck: Wie viel Erde brauchen wir?

Die Erde sorgt für uns: Nahrung, Wasser, Holz, Energie und viele andere Lebensgrundlagen stellt sie uns zur Verfügung. Eine dauerhaft gute Lebensqualität kann nur mit einer intakten Umwelt aufrechterhalten werden. Der weltweite Verbrauch der natürlichen Vorräte kann mit dem Ökologischen Fußabdruck gemessen werden. Er rechnet uns vor, wie viel Fläche wir jedes Jahr benötigen, um unseren Bedarf an erneuerbaren Ressourcen zu decken und CO2 in natürlichen Ökosystemen zu binden. Dieser Umweltindikator zeigt, dass wir nicht sorgfältig mit den wertvollen Ressourcen der Erde umgehen.

Der gesamte Ökologische Fußabdruck setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Dazu zählen der Fußabdruck Wald, Fischgründe, Acker- und Weideland, die den Bedarf an Flächen ausdrücken, um die konsumierten erneuerbaren Ressourcen wie Kulturpflanzen, Fisch und Holz sowie Gras für die Tierfütterung bereitzustellen. Außerdem fließen die durch Infrastruktur belegten Gebiete mit ein (Fußabdruck Bebautes Land) sowie die Flächen, die für die Bindung von CO2 in natürlichen Ökosystemen erforderlich sind (Fußabdruck Kohlenstoff). Bei einem Viertel der untersuchten Länder macht der Kohlenstoff-Fußabdruck mehr als die Hälfte ihres Ökologischen Fußabdrucks aus.

 

© aus dem Film: Hotel Sahara 

 

1,5 Jahre bräuchte die Erde zur Wiederherstellung der im Jahr 2008 verbrauchten erneuerbaren Ressourcen

Der Ökologische Fußabdruck wird in der Einheit Globaler Hektar (Gha), also als Flächenbedarf zur Befriedigung des menschlichen Ressourcenverbrauchs ausgedrückt. Im Jahr 2008 wurde der menschliche Fußabdruck mit 2,7 Gha pro Person gemessen. Diesem Bedarf stehen die Möglichkeiten der Erde gegenüber: die Biokapazität. Sie drückt aus, welche Flächen tatsächlich zur Verfügung stehen, um erneuerbare Ressourcen zu erzeugen und um CO2 aufzunehmen. 2008 lag die Biokapazität der Erde nur bei 1,8 Gha pro Person. Diese Diskrepanz bedeutet, dass die Menschheit 2008 1,5 Planeten benötigt hat. Oder anders ausgedrückt: Die Erde würde 1,5 Jahre brauchen, um die erneuerbaren Ressourcen komplett wieder aufzubauen, die die gesamte Menschheit in einem Jahr verbraucht.

Die Zahlen zeigen, dass sich der Ökologische Fußabdruck während der vergangenen vier Jahrzehnte mehr als verdoppelt hat. Dieser starke Anstieg kann vor allem dem Kohlenstoff-Fußabdruck zugeschrieben werden.

In den 1970er Jahren begann die Menschheit über ihre natürlichen Verhältnisse zu leben. Erneuerbare Ressourcen wurden vor allem in den Industrieländern schneller und stärker verbraucht, als sie sich regenerieren konnten, und CO2 wurde in höherem Maß freigesetzt, als die Ökosysteme aufnehmen konnten. Diese ökologische Überlastung ist über die Jahre kontinuierlich angestiegen und hat 2008 50 Prozent erreicht – der Mensch verbrauchte im Jahr 2008 bildlich gesprochen 1,5 Planeten.

Doch dieser übermäßige Konsum wird nur eine begrenzte Zeit funktionieren. Ökosystemen droht nach anhaltender Übernutzung der Zusammenbruch, meist noch bevor die jeweilige Ressource völlig aufgebraucht ist. So führt die Übernutzung von Wäldern in vielen Ländern zu Degradierung und letztlich Entwaldung: Jede Minute gehen weltweit Wälder in der Größe von 35 Fußballfeldern verloren. In den europäischen Meeren gelten drei von vier Fischbeständen als überfischt, und diese Überfischung der Ozeane gefährdet auf Dauer die gesamte Lebensgemeinschaft der Meere.

Heute bekommen wir bereits die Folgen überschüssiger Treibhausgase zu spüren, die nicht mehr durch die Pflanzenwelt aufgenommen werden können. Steigende CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre führen zu steigenden Temperaturen mit dramatischen Folgen: Wüsten entstehen, Polkappen und Gletscher schmelzen, Süßwasserquellen versiegen und die Meere übersäuern. Letztlich verschlechtert sich schleichend der Zustand nahezu aller Ökosysteme. Menschen aus verschiedenen Ländern nehmen die Ökosysteme der Erde sehr unterschiedlich in Anspruch. Würde jeder auf der Welt so leben wie der Durchschnittsbürger in den USA, so wäre die Biokapazität von vier Planeten notwendig. Auch die Deutschen leben über ihre Verhältnisse und haben etwa den doppelten Bedarf des Weltdurchschnitts. Dem gegenüber beanspruchen die Indonesier im Durchschnitt nur zwei Drittel der auf der Erde für jeden zur Verfügung stehenden Biokapazität. Der Ökologische Fußabdruck Chinas liegt noch unterhalb des weltweiten Durchschnitts, ist aber trotzdem doppelt so groß wie der Kenias.

 

Heute schon leben wir so, als hätten wir 1,5 Planeten zur Verfügung. Wirtschaften wir weiter wie bisher, wird der Druck auf die Erde immer größer. Steigende Bevölkerungszahlen, verstärkter Energiebedarf, eine Ernährungsweise, die auch in Schwellenländern zunehmend auf Fleisch, Milch und Milchprodukte setzt, wachsender Futtermitteleinsatz und steigende CO2- und Methangas-Emissionen sind einige der Annahmen, mit denen ein „Business as usual“-Szenario errechnet wurde. Ganze 2,9 Planeten würde die Menschheit bis zum Jahr 2050 in einem solchen Szenario benötigen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Leben wir weiter so wie bisher, dann benötigen wir für unsere Lebensweise im Jahr 2050 fast drei Erden.

Die Risiken für viele Länder und Völker sind immens. Sie werden ausgelöst durch zurückgehende Biodiversität, eingeschränkte Ökosystemleistungen und den fortschreitenden Klimawandel. Dazu zählen Nahrungs-, Wasser- und Energieknappheit, verstärkte Anfälligkeit für Naturkatastrophen, gesundheitliche Risiken, Völkerbewegungen und Auseinandersetzungen um Ressourcen. Diese Risiken tragen zu einem übergroßen Anteil die Ärmsten, obwohl sie im Verhältnis am wenigsten zum Ökologischen Fußabdruck beitragen.

Die Erkenntnis ist ebenso einfach wie grundlegend: Das natürliche Kapital der Erde ist begrenzt. Um den sinkenden LPI umzukehren und den Ökologischen Fußabdruck wieder in die Grenzen der Erde zurückzuführen, muss diese Erkenntnis im Zentrum aller Wirtschaftssysteme, Unternehmensmodelle und Lebensweisen stehen.

Vernünftiger konsumieren und z.B. den Energieverbrauch weltweit um 15 Prozent bis 2050 senken, in Deutschland jedoch um 59 Prozent bis 2050 (verglichen mit 2005, den Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten in den Industrieländern verringern (Eiweißaufnahme pro Kopf an die Empfehlungen der World Health Organization [WHO] anpassen).

Ziele: Die natürlichen Schätze erhalten und deshalb u.a. mindestens 20 Prozent der wichtigsten Landökosysteme, Feucht- und Meeresgebiete unter Schutz stellen, bis 2020 die Vernichtung von Wäldern stoppen, zerstörte Ökosysteme und ihre Leistungen wiederherstellen, die für die Nahrungs-, Wasser- und Energiesicherheit aller Menschen nötig sind. Produkte besser herstellen und dafür z.B. die Energie-, Wasser- und Materialeffizienz steigern, Recycling und Wiederverwertung erhöhen; Überfischung beenden und den Marktanteil von zertifizierten nachhaltigen Produkten wie FSC und MSC steigern; Finanzströme umleiten und dafür u.a. langfristige Umwelt- und Sozialkosten von Produktion und Verbrauch in Bilanz- und Berichtswesen von Ländern und Unternehmen integrieren, alle Subventionen abschaffen, die z.B. nicht-nachhaltige Landwirtschaft, Waldbewirtschaftung und Fischerei unterstützen; Ressourcen gerecht verwalten und deshalb natürliche Ressourcen so bewirtschaften, dass alle darauf angewiesenen Gemeinschaften beteiligt werden, eine ökonomische Vollkostenrechnung einführen, die neben der Wirtschaftsleistung auch soziale und ökologische Aspekte mit einbezieht, den Ausstoß an Treibhausgasen minimieren, den Anteil nachhaltiger erneuerbarer Energien im globalen Energiemix auf mindestens 40 Prozent bis 2030 steigern.

 

 

Beispiel Tiger: Was bringt die Zukunft?

Asiens Wälder verschwinden: In mehr als der Hälfte der asiatischen Länder gingen die Wälder im vergangenen Jahrhundert um mehr als 70 Prozent zurück. Dies gefährdet den Lebensraum des Tigers, eine der faszinierendsten Tierarten, dramatisch: Im gleichen Zeitraum sank die Anzahl der Tiger, die in der Wildnis leben, von 100.000 Tieren auf geschätzte 3.200 bis 3.500 Tiere (Global Tiger Initiative, 2011). Geht diese Entwicklung ungebremst weiter (Do nothing-Szenario), wird der Lebensraum dieser Großkatzen immer kleiner: Ohne Gegenmaßnahmen werden die Wälder bis 2050 – so rechnen Experten – so weit zurückgehen, dass sie keine Lebensräume für Tiger mehr bieten.

Der WWF arbeitet deshalb in elf der dreizehn Tiger-Verbreitungsstaaten (Bangladesch, Bhutan, China, Kambodscha, Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Russland, Thailand und Vietnam) intensiv mit an der Umsetzung eines internationalen Aktionsplanes. Das mit den Tigerstaaten abgestimmte Ziel ist, die Population freilebender Tiger bis 2022 zu verdoppeln, Lebensraum zu schützen und zu vernetzen, Wilderei zu bekämpfen und Lösungen für Konflikte zwischen Mensch und Tiger zu finden, das sind einige der wichtigsten Maßnahmen für ein langfristiges Überleben dieser selten gewordenen Großkatzen.

 

 

© Früher Vogel fängt den Wurm, dpa 

 

 

 

 

 

 

Was kann ich tun?

Den eigenen individuellen Fußabdruck verringern. Der Erfolg und das zukünftige Wohlergehen des Planeten hängt von den Taten vieler Menschen ab.

Ganz besonders kommt es auf die Entscheidungsträger, die Unternehmen und die Zivilgesellschaften in den einzelnen Ländern an. Auch jeder Einzelne kann dazu beitragen, seinen individuellen Fußabdruck zu verringern: Energie sparen, auf Ökostrom umstellen, Holz und Papier nachhaltig nutzen, regionale und saisonale Produkte einkaufen, Müll recyceln, Gebäude richtig dämmen. Es sind die vielen kleinen Schritte, die ein Leben innerhalb der Grenzen unseres einen Planeten möglich machen.

 

 

 

Aus dem Living Planet Report 2012, einer zweijährlich erscheinenden Veröffentlichung, die den Gesundheitszustand der Erde beschreibt.

© Der Living Planet Report 2012 steht in vollständiger Version im Internet zum Download bereit unter: www.wwf.de

 


 


05/2012 


 


 


 

 



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