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KARLHEINZ  DESCHNER

APHORISMEN

 

Eine Auswahl aus: Ärgernisse, Aphorismen - Rowohlt Verlag 1999

  

 

© Quint Buchholz, Die Insel des Herrn Q. - mit freundlicher Genehmigung des Künstlers 

 

 

Ich würde mich für viele Ideen begeistern, wären nicht deren Verfechter.

 

 

Licht ist meine Lieblingsfarbe.  

 

 

 

© Quint Buchholz, Haus am Meer; mit freundlicher Genehmigung des Künstlers 

 

 

 

Der beste Beweis für die falsche Erziehung der Menschheit ist ihre Geschichte.

 

 

Wer anders denkt als seine Zeit, muss nicht von gestern sein; wer denkt wie sie, ist es.

 

 

Je gläubiger man in die Zukunft blickt, desto weniger hat man sich in der Vergangenheit umgesehen.

 

 

Im Deutschen schlagen sich sogar die Gedanken nieder. Oder sie schießen durch den Kopf.

 

 

Politiker juckt es erst, wenn man sie kratzt.

 

 

Politik ist die Kunst, für viele möglichst wenig und für wenige möglichst viel zu tun.

 

 

Schmiergeld heißt es, wenn die Wirtschaft den Politiker, Subvention, wenn der Politiker die Wirtschaft besticht - kurz: konzertierte Aktion.

 

 

Hinter dem Geschäft der Politik steht nichts als die Politik des Geschäfts.

 

 

Wenn Menschen fallen, steigen die Preise.

 

 

Vielleicht gewisse Denkmäler niederlegen - anstelle von Kränzen.

 

 

Ein Fortschritt, von dem ich träume: dass Politiker nicht mehr die Welt erschüttern, sondern das Zwerchfell.

 

 

Eine Gesellschaft, die wenig oder nichts für ihre Ärmsten tut, tut auf Dauer etwas gegen alle.

 

 

Auch verschämte Armut ist die Folge unverschämten Reichtums.

 

 

Was man heutzutage Weltanschauung nennt, ist gewöhnlich Geldanschauung.

 

 

Noch schlimmer als da, wo es kein Geld gibt, geht es dort zu, wo es viel Geld gibt.

 

 

Sie vernichten Getreide - und sammeln Brot für die Welt.

 

 

Seid furchtbar und mehret euch!

 

 

Ob selbst das schönste Buch den Wald aufwiegt, der dafür stirbt? 

 

Schiller im Blätterwald - Aktion gegen die Überproduktion von Papier, Pappe und Plastik und die damit einhergehende weitere Abholzung der (Regen-)Wälder - Berlin, Gendarmenmarkt, Mai 2011; s.a.: www.wald.meister.de

 

Aus den Mysterien der Wälder machen wir Papier, um darauf unsere Plattheiten zu verewigen.

 

 

Keiner schreibt, dass er nichts zu sagen hat; doch die meisten, die schreiben, sagen nichts als das.

 

 

Warum denkt man bei dem Satz, einer sei zu allem fähig, stets an das Schlimmste?

 

 

Im Kopf wird die Welt einsam.

 

    

Mancher Uhu meint, die Nacht kommt seinetwegen.

 

 

Wer über den Berg ist - geht abwärts. 

 

 

Tritt den Leuten nicht auf die Füße, wenn du sie vor den Kopf stoßen kannst.   

 

 

 

 

© Quint Buchholz, Das Quintett; mit freundlicher Genehmigung des Künstlers

 

 

 

Wer leben will, muss vergessen können.

 

 

Man muss sehr wach sein, um gut träumen zu können. Auch beim Luftschloß kommt es auf den Architekten an.

 

 

Zärtlichkeit ist das Träumen der Haut.

 

 

Wer liebt, vergleicht nicht mehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung: Berühmt wurde der streitbare Kirchenkritiker Karlheinz Deschner vor allem durch seine zehnbändige Kriminalgeschichte des Christentums. Er hat Streitschriften verfasst, aber auch Romane und Gedichte, und ist vielfach geehrt worden, u.a. mit dem Alternativen Büchner-Preis, Arno-Schmidt-Preis, Ludwig-Feuerbach-Preis. 

Quint Buchholz hat zuletzt folgende Bücher illustriert, die im Sanssouci Verlag erschienen sind:

1997 BuchBilderBuch

1998 Elke Heidenreich: Nero Corleone (Miniausgabe)
2000 Johanna und Martin Walser: Am Wasser
2001 Michael Krüger: Wer das Mondlicht fängt
2006 Jean Giono: Der Mann, der Bäume pflanzte
2008 Michael Krüger: Die Tiere kommen zurück
 
Im Hanser Kinderbuch erschienen zuletzt:

1997 Der Sammler der Augenblicke
1998 Am Südpol, denkt man, ist es heiß (Text Elke Heidenreich)
2004 Hechtsommer (Text Jutta Richter)
2011 Nero Corleone kehrt zurück. Es ist immer genug Liebe da (Text Elke Heidenreich)

© Musik: A. Schönberg, Verklärte Nacht - Bychkov / Berliner Philharmoniker

© Auswahl: Katja Schickel/www.letnapark-prager-kleine-seiten.com

 

 

 

 

 

 



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