LETNA PARK     Prager Kleine Seiten
Kulturmagazin aus Prag
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Kafka 2014: Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht

 


Gogol Bordello - Wonderlust King (zurzeit auf Tour) 

Motto der Band ist ein Zitat des russischen Dichter Jewgeni Jewtuschenko: Politische Grenzen sind Narben auf dem Gesicht unseres Planeten.

 

„Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare.“ Arno Schmidt  

 


 

Am 28. Oktober 1939, dem Staatsfeiertag, an dem an die Gründung der Tschechoslowakei 1918 erinnert wird, beginnen die ersten Demonstrationen gegen das NS-Protektorat, vor allem in Brno/Brünn und Prag, an denen im weiteren Verlauf der Ereignisse insgesamt rund 80.000 Menschen teilnehmen. Zunächst greift – auf Befehl des Präsidenten Emil Hácha, der vorher allerdings eindeutigen Besuch vom Leiter der SS und Polizeichef im Protektorat, Karl Hermann Frank, erhalten hatte – tschechische Polizei ein, die den Wenzelsplatz räumt. In den Nebenstraßen verhaften Gestapo, SS und Schutzpolizei willkürlich Menschen, am Karlsplatz wird geschossen, es gibt einen Toten, mehrere Schwerverletzte, darunter den Medizinstudenten Jan Opletal, der am 11. November1939 stirbt. Seine Beerdigung am 17.November wird zu einer erneuten Manifestation gegen das NS-Protektorat. In der sog. Sonderaktion 17. November Prag werden sieben Studentenwohnheime in Prag und Brno/Brünn durchsucht und alle Hochschulen geschlossen. Rund 1.200 Studenten werden ins KZ Sachsenhausen 'verbracht', neun Studenten hingerichtet. Der 17.November wird später – in Erinnerung an die tschechischen Ereignisse – zum Internationalen Studententag erklärt, an dessen 50. Jahrestag, 1989, die Studentendemonstrationen in Prag beginnen, die zur Samtenen Revolution führen.

  

27.10.2014: Mit der Verbreitung des Ebola-Virus drohen unbekannte tschechische Erpresser. Laut der Presseagentur ČTK fordern sie eine Million Euro. Sollte der Staat nicht zahlen, wolle man in der Bevölkerung Panik erzeugen, hieß es in einem Erpresserbrief. Der Ministerpräsident Bohuslav Sobotka verurteilte die Forderungen im Fernsehen und sprach von „Hyänen, die verständliche Ängste in der Bevölkerung ausnutzen“.

 

21.10.2014 - Aufruf: Der Slowakischen Akademie der Wissenschaften ( Parallele zur Deutschen Forschungsgesellschaft) soll der Etat gekürzt werden. Die Administration bedroht das Funktionieren der Forschung, die bereits schon jetzt unterfinanziert und ziemlich eingeschränkt ist. Die slowakische Regierung hatte sich beim EU-Beitritt verpflichtet, 2 % des Bruttoinlandsproduktes in Forschung und Wissenschaft zu investieren, zurzeit sind es lediglich zwischen 0,5-0,6% des BIPs. Ohne deren Weiterentwicklung droht der Slowakei aber eines Tages, nur noch Montage-Land für Autos der großen europäischen Marken und andere Erzeugnisse zu sein. Die Slowakische Akademie der Wissenschaften bittet um Unterstützung durch Online-Unterschriften im Portal der Initiative Veda chce žiť Wissehschaft will leben: www.vedachcezit.sk (auch auf Englisch!). Unterschriften von WissenschaftlerInnen aus dem Ausland zählen mit, die Petition hat bereits UnterstützerInnen aus Wien, Moldavien, Tschechien, der Ukraine usw. Wenn Sie mit dieser Initiative sympathisieren und die Wissenschaft in der Slowakei unterstützen möchten. bittet die Initiative um Verbreitung des Links unter Freunden und Kollegen.

  

20.10.2014, Alexander Kluge, Filmemacher und Autor, wird am 13.12.2014 mit dem mit 50.000 Euro dotierten Heinrich Heine-Preis 2014 der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet.

 

20.10.2014: Der Fleischatlas Extra zum Welternährungstag: Daten, Grafiken, Fakten zu Abfall und Verschwendung. Informationen über die Tiere, die die Deutschen nicht essen:
http://www.boell.de/de/2014/10/15/fleischatlas-extra-abfall-und-verschwendung
Grafiken unter:
www.hkw.de 


ab 08.10.2014: Online-Enzyklopädie zum 1.Weltkrieg, zusammengestellt von der FU Berlin – www.1914-1918-online.net 


08.10.2014: Literaturpreis der Europäischen Union 2014 – Auf der Frankfurter Buchmesse sind die GewinnerInnen des mit jeweils 5.000 € dotierten Preises bekanntgegeben worden: Ben Blushi, Albanien; Milen Ruskow, Bulgarien; Makis Tsitas, Griechenland; Oddný Eir, Island; Janis Jonevs, Lettland; Armin Öhri, Liechtenstein; Pierre J. Mejlak, Malta; Ognjen Spahić, Montenegro; Marente de Moor, Niederlande; Uglješa Šajtinac, Serbien; Jan Němec, Tschechische Republik; Birgül Oğuz, Türkei und Evie Wyld, Vereinigtes Königreich. Weitere Informationen: MEMO/14/567: Biografien der Autoren und Zusammenfassungen der preisgekrönten Bücher; Website mit Informationen zum Preis: http://www.euprizeliterature.eu/; Kulturportal der Europäischen Union: http://ec.europa.eu/culture; Website von Androulla Vassiliou – Androulla Vassiliou auf Twitter: @VassiliouEU

 

07.10.2014 - Siegfried Lenz, einer der bedeutendsten und meistgelesenen Schriftsteller der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur, ist im Alter von achtundachtzig Jahren gestorben. Für sein Werk, das vierzehn Romane, über hundert Erzählungen, zahlreiche Novellen, Hörspiele und Dramen umfasst – darunter Welterfolge wie die Romane Deutschstunde (1968), , Heimatmuseum (1978) und Schweigeminute (2008) und der Erzählband So zärtlich war Suleyken (1955) – , wurde er mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte. Siegfried Lenz, *1926 im ostpreußischen Lyck, war 1944-45 bei der Kriegsmarine, desertierte Ende April 1945 und kam für kurze Zeit in Kriegsgefangenschaft; danach Umzug nach Hamburg, wo er Philosophie, Anglistik und Literaturwissenschaft studierte. 1951 erschien sein erster Roman Es waren Habichte in der Luft im Hoffmann und Campe Verlag, der in der Folge alle seine Bücher veröffentlichte. 1999 erschien eine Werkausgabe in zwanzig Bänden, eine überarbeitete Werkausgabe ist in Planung. Die Bücher von Siegfried Lenz wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und sind in einer Auflage von mehr als 25 Millionen Exemplaren erschienen. Zahlreiche seiner Bücher wurden verfilmt. Die Taschenbuchausgaben der Werke von Siegfried Lenz erscheinen bei dtv in München. s.a. Auf der Galerie

  

07.10.2014: Das Dossier Welcome to Germany II Flucht, Asyl und Willkommenskultur:
http://heimatkunde.boell.de/flucht-asyl-willkommenskultur

  

06.10.2014: Zurzeit werden die zukünftigen EU-Kommissare vorgestellt und befragt. Von den Ausgewählten sind einige nur fragwürdig zu nennen, z.B. Tibor Navracsics, der ausgerechnet EU-Kommissar für Kultur und Bürgerrechte werden soll. Als Justizminister brachte er Ungarn maßgeblich auf den Weg zum autoritären Regime, mit Viktor Orbán beschnitt er die Kompetenzen der Gerichte und die Freiheit der Medien. Essay von Jozsef A. Berta: www.perlentaucher.de/essay/der-weisse-ritter-mit-der-flexiblen-seele.html

 

06.10.2014: Überraschend war das nicht mehr: Lutz Seiler gewinnt mit Kruso  - nach Verlautbarung des Autors eine 'Robinsonade' - den Deutschen Buchpreis. Fünfundzwanzig Jahre nach dem Mauerfall geht es auf die schöne Insel Hiddensee - Sehnsuchtsort, Aussteigeridyll, gedankliches Utopia - in ein bunt zusammengewürfeltes Kollektiv von DDR-Hippies, Möchtegern-Aussteigern und -Philosophen; Frauen, die im Roman eine gewisse Bedeutung und daher einen Namen haben, sind entweder schon tot oder verschwinden einfach. Der Rest verrichtet Handlangerdienste, wie Sex zum Beispiel. Das Reich der Freiheit und der dazugehörige Geist ist auch im Sommer 1989 eine Männerdomäne. Pointiert und elegant geschrieben ist das allemal, aber irgendwie doch gestrig. Seiler erinnert aber in seinem 'Museum der Ertrunkenen'  heutige LeserInnen auch an die Flüchtlinge, die 'damals' abhauen wollten und es nicht schafften.  

 

05.10.2014, Prag: Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds (DTZF) wird im kommenden Quartal hundertacht grenzüberschreitende Projektkooperationen, in Höhe von über 450.000 Euro, fördern, vor allem solche, bei denen sich das Engagement von Jugendlichen, Schülern und Studenten beider Länder zeigt. Jährlich unterstützt das DTZF ca. sechshundert Projekte mit einer Fördersumme von insgesamt rund drei Millionen Euro, dtpa  


Vor fünfundzwanzig Jahren: Die westdeutsche Botschaft in Prag war bereits in der zweiten Augusthälfte 1989 Zufluchtsort vieler Ostdeutscher geworden. Immer mehr Menschen drängten in das Lobkowicz-Palais, mussten untergebracht und verpflegt werden. Am 30.09.1989 verließen die ersten Flüchtlinge die Botschaft in Bussen, bis vom Bahnhof Prag-Libeň mehr als 6.000 Menschen in Sonderzügen der Reichsbahn über das Territorium der DDR in die Bundesrepublik ausreisen konnten, am 04.10. und 03.11.1989 die restlichen etwa 8.300 Flüchtlinge..Dazwischen lagen viele diplomatische Verhandlungen auf Botschaftsebene, Gespräche mit dem Prager Außenministerium, mehrere Treffen des westdeutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher mit seinen Amtskollegen aus der ČSSR, DDR und UdSSR in New York und Prag-Besuche des ostdeutschen Vermittlers, Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, der in Prag erreichen wollte, dass die DDR-BürgerInnen die von ihm übermittelnden Angebote der DDR-Regierung annehmen, die Botschaft verlassen und in ihr Land zurückkehren würden. © picture alliance; DW-Politik (Haben sich die Hoffnungen der Mütter und ihrer Kinder erfüllt?)

 

Kafka? Was ist Kafka? Für Leser, die keine Ahnung haben, aber auch für Küchenhilfen u.ä., die glauben, Kafka zu kennen, aber einfach noch mehr über ihn und Prag erfahren möchten. Achtzehn Jahre hat Rainer Stach mit Kafka in auch mal prekären Verhältnissen verbracht, er hat ein bisschen gezockt und schlussendlich sogar einen Mäzen gefunden, um die grandiose Biographie mit dem dritten Teil: Franz Kafka – Die frühen Jahre vollenden zu können: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/eine-jahrhundertbiographie-kafka-was-ist-kafka-13171737.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

 

26.09.2014: Thomas Hettche erhält den mit 30.000 Euro dotierten Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2014 für seinen Roman Pfaueninsel – 2014 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen. Der Roman steht ebenfalls auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2014, den er erfahrungsgemäß nun nicht mehr erhält. Da waren es nur noch fünf.

 

24.09.2014 - Mit dem Alternativen Nobelpreis 2014, eigentlich Right Livelihood Award, wurde Edward Snowden gemeinsam mit dem Herausgeber der englischen Tageszeitung Guardian, Alan Rusbridger, ausgezeichnet, außerdem die Menschenrechtsanwältin Asma Jahangir aus Pakistan, Basil Fernando mit der Asian Human Rights Commission sowie Umweltaktivist Bill McKibben aus den USA, der die Organisation 350.org mitgegründet hat. Der Whistleblower Snowden hatte sich mit seinen Enthüllungen an Rusbridger gewandt, der daraufhin ein Team von Reportern um Glenn Greenwald auf die Geschichte ansetzte. Er zog noch IT-Experten, Anwälte und Sicherheitsberater hinzu. Der Guardian habe sich „verantwortlichem Journalismus im öffentlichen Interesse verschrieben und gegen große Widerstände illegales Handeln von Unternehmen und Staaten enthüllt“, hieß es in der Begründung. Mit den Preisen will das Komitee zeigen, dass „die illegale Massenüberwachung normaler Bürger, die Verletzung von Menschen- und Bürgerrechten, gewaltsame Manifestationen eines religiösen Fundamentalismus und die Schwächung der lebenserhaltenden Systeme unseres Planeten“ bereits Gegenwart sind. „Wenn wir diesen Entwicklungen nicht Einhalt gebieten, dann könnten sie sich gegenseitig verstärken und die Grundlagen unserer Gesellschaft zerstören“, sagte der Geschäftsführer der Stiftung, Ole von Uexküll (dpa). s.a. Edward Snowden-Texte, Prism und Tempora

 

21.09.2014: Am Internationalen Friedenstag sind in Moskau und in anderen russischen Städten zehntausende Menschen für Frieden in der Ukraine auf die Straße gegangen. Nach einer längeren Periode des Schweigens meldete sich die russische Opposition – trotz angespannter Stimmung – wieder zu Wort. Russen gegen den Krieg mit der Ukraine!, Weg mit Putin!, No War against Freedom hießen die Slogans und die Aufschriften auf den Transparenten. Kritisiert wurde auch, dass der Kreml bisher u.a. eine direkte Beteiligung der russischen Armee an den Kämpfen in der Ostukraine leugnet, obwohl sich die Meldungen mehren, die von in der Ukraine getöteten russischen Soldaten berichten, die vorher nicht einmal über ihren Einsatzort informiert worden seien. s. hier auch: betr.: Ukraine


To big to jail: Was eigentlich auf Groß-Banken gemünzt ist, kann auch für den Steuerhinterzieher Uli Hoeneß gelten: Nach dreieinhalb Monaten soll der nämlich Freigänger werden, d.h. erstens, dass er nur nachts im Gefängnis sein muss und zweitens, dass seine eher kurze Haftstrafe vermutlich noch einmal gekürzt wird. Er hat 28,5 Mio. Euro hinterzogen, das Vermögen aus Spekulationen – der noch viel größere Skandal – wird auf rund 500 Mio. geschätzt. Während man dem armen Hartz-VI-Bezieher keinen einzigen Euro mehr zubilligen will und lauthals für schärfere Strafen für imaginierte „Vergehen“ eintritt, verzeiht man dem Steuerhinterzieher und Spekulant Hoeneß noch das mieseste Geschäftsgebaren als Kavaliersdelikt eines "Helden". s. hier: Steuerhinterziehung

 

1929 – Erste Literatursendung in D: Thomas Mann mit Worte zum Gedächtnis Lessings in Bild und Ton – ein zeithistorisches Dokument:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/thomas-mann-erster-tonfilm-eines-deutschen-autors-13146283.html

 

17.09.2014Amazon in Tschechien: Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, hat eine Bürgerinitiative den geplanten Bau eines Logistikzentrums bei Brünn verhindert. Für das neue Logistikzentrum bei Prag erfolgte dagegen letzte Woche die Grundsteinlegung. Die Brünner Bürger hätten eine "Verkehrslawine und damit einen massiven Verlust an Lebensqualität" befürchtet, heißt es im Artikel der "Frankfurter Rundschau" weiter. Nun müssten das Wirtschaftsministerium sowie Regionalpolitiker einen neuen zweiten Standort für ein Amazon-Logistikzentrum in Tschechien ausfindig machen. Die Zeitung spekuliert zudem, dass das Lager möglichst in Ost-Tschechien liegen solle − um von dort aus etwa Kunden in Österreich bedienen zu können. Für das Logistikzentrum im Dorf Dobrovíz bei Prag sei dagegen Ende letzter Woche die Grundsteinlegung erfolgt. Auch hier hat es monatelange Proteste der Dorfbewohner gegeben, die aber beigelegt werden konnten. Das Logistikzentrum wird 95.000 Quadratmeter umfassen, ist damit das größte gewerblich genutzte Mietobjekt in Tschechien. Von dem Logistikzentrum aus sollen offenbar vor allem deutsche Kunden versorgt werden − Amazon hat in Tschechien bislang keine eigene Website. In Tschechien (wie in den neuen Logistikzentren in Polen) kann Amazon im Vergleich etwa zu westeuropäischen Standorten bei den Lohnkosten noch einmal sparen, zudem könnten sich die grenznahen Standorte in Polen und Tschechien als Druckmittel im Arbeitskampf mit Mitarbeitern der deutschen Logistikzentren eignen. Dies streitet der Konzern allerdings ab. http://www.boersenblatt.net/815349/

 

Alle Tage 
Der Krieg wird nicht mehr erklärt, / sondern fortgesetzt. Das Unerhörte / ist alltäglich geworden. Der Held / bleibt den Kämpfen fern. Der Schwache / ist in die Feuerzonen gerückt. / Die Uniform des Tages ist die Geduld, / die Auszeichnung der armselige Stern / der Hoffnung über dem Herzen. / Er wird verliehen, / wenn nichts mehr geschieht, / wenn das Trommelfeuer verstummt, / wenn der Feind unsichtbar geworden ist / und der Schatten ewiger Rüstung / den Himmel bedeckt. / Er wird verliehen / für die Flucht von den Fahnen, / für die Tapferkeit vor dem Freund, / für den Verrat / unwürdiger Geheimnisse /und die Nichtachtung / jeglichen Befehls. Ingeborg Bachmann

 

16.09.2014:Authors United schreibt an Amazon-Board: Bücher sind keine Toaster!
www.boersenblatt.net  

„Many of us have supported Amazon since it was a struggling start-up. Our books launched Amazon on the road to selling everything and becoming one of the world's largest corporations. We have made Amazon many millions of dollars and over the years have contributed so much, free of charge, to the company by way of cooperation, joint promotions, reviews and blogs. This is no way to treat a business partner. Nor is it the right way to treat your friends. Without taking sides on the contractual dispute between Hachette and Amazon, we encourage Amazon in the strongest possible terms to stop harming the livelihood of the authors on whom it has built its business. None of us, neither readers nor authors, benefit when books are taken hostage.“ Auszug aus dem Offenen Brief von über 900 Autoren an Amazon unter www.authorsunited.net

 

14.09.2014: Etwa 4.000 Menschen haben in Berlin an der Demonstration Steh auf - Gegen den Judenhass teilgenommen. Die Deutschen fühlen sich insgesamt nicht verantwortlich, weil eine Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte nie stattgefunden hat, nie nachgefragt wurde, was Papa, Opa und mittlerweile Ur-Opa und Onkel usw. getan haben, wie Ideologie gesellschaftsfähig wurde. Jeder fünfte Deutsche (bei zehn Menschen sind das immerhin schon zwei) ist latent oder manifest antisemitisch "eingestellt". Ein Kommentar zum Antisemitismus in Deutschland von K. Serup-Bilfeldt, DLR-Kultur: AU-20140914-1509-1101.mp3 Download

Wer beispielsweise die ferne IS(IS) barbarisch findet, sollte sich Fotos, Filme, Tagebuchaufzeichnungen von Wehrmachtssoldaten, Dokumente und Aussagen von ZeitzeugInnen anschauen bzw. lesen, um es näher zu rücken...

 

11.09. und 12.09.2014, 10.00 – 18.00 Uhr, Tagung, Berlin

Recycled Cinema diskutiert die Praxis der Archivnutzung im Filmbereich und ästhetische Strategien eines Kinos aus zweiter Hand. Gefragt wird nach der Zukunftsfähigkeit und Zugänglichkeit unseres audiovisuellen Gedächtnisses und die Perspektiven des Zitatrechts im Film. Anmeldung an: pr@doku-arts.com. Infos: www.doku-arts.de, s. Termine

Zeughauskino Berlin im Deutschen Historischen Museum, Unter den Linden 2, Mitte

 

11.09.2014: Eva Rossmann hat den Leo-Perutz-Preis der Stadt Wien für Kriminalliteratur 2014 erhalten − für ihren Roman Männerfallen (Folio Verlag), ein Buch "um Schein und Sein der Medien- und Kunstmarketingwelt, über Vorurteile und über den Geschlechterkampf, aber auch ein, wie immer bei Eva Rossmann, akribisch recherchierter Kriminalroman, der aus dem Stoff gegenwärtiger Widerlichkeiten schöpft." Rossmann spiele "mit uns in bewährt gemeiner Weise und führt uns an der Nase herum und in Richtung erlösendem Showdown" Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert. Mehr unter: http://www.boersenblatt.net/814641/?t=newsletter

 

10.09.2014: Sparen, Sparen, Sparen – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa will Angela Merkel ihre Sparpolitik durchsetzen. Da es in D keine nennenswerte parlamentarische Opposition mehr gibt, kann sie das alles auch durchsetzen. Ein Kommentar dazu:

http://www.berliner-zeitung.de/meinung/kommentar-zur-schwarzen-null-merkels-regierung-spart-deutschland-arm,10808020,28370058.html

 

10.09.2014: Beim Deutschen Buchpreis steht die Shortlist fest: Auf ihr stehen die neuen Romane von Thomas Hettche: Pfaueninsel, Angelika Klüssendorf: April, Gertrud Leutenegger: Panischer Frühling, Thomas Melle: 3000 Euro, Lutz Seiler: Kruso und Heinrich Steinfest: Der Allesforscher. Das Finale des Preis-Schießens findet - auch online via Livestream - am 06.10.2014 statt.


09.09.2014: Sexismus in Comics und Graphic Novels: Wie groß ist das Problem tatsächlich und wenn ja, warum existiert es eigentlich immer noch?, untersucht The Guardian: www.theguardian.com

 

06.09.2014: Weltempfänger-Herbstempfehlungen von litprom, der Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.: www.boersenblatt.net/media/747/G_WE24_HERBST14_web.pdf


Das Afghanistan Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung bietet Analysen, Portraits, Interviews und Studien zu Afghanistan und der Region. Afghanische, deutsche und internationale Vertreter/innen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Medien und Politik tragen durch ihre Analysen, Sichtweisen und Erkenntnisse zu einem kritischen und differenzierten Verständnis des Landes bei: www.boell.de/afghanistans-wandel

 

01.09.2014: Die Shortlist der Indie-Verlage steht fest - Jury und Online-Publikum haben sich entschieden und die zehn besten Independent-Bücher des Jahres gewählt: Auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober wird der Sieger der Hotlist sowie der Melusine-Huss-Preis verliehen. Welche Bücher um den Preis der Indie-Verlage konkurrieren, lesen Sie hier: http://www.boersenblatt.net/813182/?t=newsletter


Pigor,03/2011 

Vor 75 Jahren begann der 2. Weltkrieg. Der britische Militärhistoriker Antony Beevor wendet sich in seinem Buch Der 2. Weltkrieg allerdings gegen diesen eurozentristischen Blick, denn die Auseinandersetzungen, die in den weltweiten Krieg führten, hätten bereits mit dem japanisch-russischen und dem japanisch-chinesischen Krieg begonnen. Erst diese wiederum hätten den Hitler-Stalin-Pakt ermöglicht und das Eingreifen Großbritanniens in seiner von den Japanern bedrohten Kronkolonie Hongkong erforderlich gemacht. Darüber hinaus gab es - wie schon vor dem 1. Weltkrieg - eine große Anzahl von Krisenherden, lokalen Erhebungen und militärischem Geschehen, Grenzstreitigkeiten und Scharmützeln. Wir wollen - wie er - keine Parallelen ziehen, aber die Binse, dass es, wenn weltweit so viele Waffen im Einsatz sind, gefährlich wird, wenigstens erwähnen. Dazu gehört auch, dass Deutschland zurzeit die militärische Lufthoheit über dem Baltikum sichert (dies haben deutsche Soldaten zuletzt 1944 getan) und noch folgenreicher Kriegspartei wird, weil die Große Koalition grundgesetzwidrig nun doch Waffen in Krisengebiete liefert. Dieser Tag ist also auch in dieser Hinsicht eine Zäsur: Vom Kriegsgedenken direkt zur Kriegspartei. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg. Die Waffenlieferung war übrigens beschlossene Sache, die Diskussion im Bundestag darüber einen Tag später bloß noch eine schein-demokratische pro forma-Angelegenheit. Mit den Waffen schwindet offenbar auch das Demokratieverständnis, denn darüberhinaus sind fast achtzig Prozent der Deutschen gegen diese Waffenlieferungen und gegen weitere deutsche Kriegsgänge irgendwohin in die Welt. Andererseits: Deusche Waffen  wurden bereits überall in sog. Krisengebiete geschickt und niemand regte sich auf. Die Waffenindustrie sichert doch Arbeitsplätze in Deutschland, indem es sie -  Kollateralschaden! - anderenorts vernichtet.  Foto: Merkel findet neue Kriegsschauplätze, priv.

 

31.08.2014: Zum Zustand der tschechischen Gesellschaft: „Der Ansicht, dass sich unsere neue Demokratie nicht so entwickelt hat, wie wir uns das in unserem Enthusiasmus vor fünfundzwanzig Jahren vorgestellt haben, kann man nur beipflichten.“ Zu den Kennzeichen der jüngsten Entwicklung „gehören die wachsende Unzufriedenheit, die vielfach mit der insgesamt guten objektiven Lage kontrastiert, die Pflege des Neids [...], zynischer Pragmatismus und Dekadenz auf geradezu allen Feldern des öffentlichen Lebens.[…] Die tschechische Demokratie war anfangs sicher nicht vollkommen, aber es gab keine unantastbaren Figuren, über deren lange Finger man nur geflüstert hätte, denen die Journalisten ausgewichen wären und gegen die jemand, der mit ihnen in Konflikt geriet, nur schwer einen guten Rechtsanwalt gefunden hätte. In dieser Hinsicht ist unsere Gesellschaft heute tatsächlich abgeschlossener und unfreier als vor fünfundzwanzig Jahren.“ Cyril Höschl, auch international renommierter Psychiater im Wochenmagazin Reflex. 

 

Über drei Viertel der deutschen Self Publisher nutzen Facebook. Zehn Tipps für Autoren zur Nutzung des sozialen Netzwerks und alles, was man sonst so braucht: www.selfpublisherbibel.de

 

30.08.2014: Kriegsvermeidungstrategie Tw!ttern: #‎JewsAndArabsRefuseToBeEnemies‬

 

Gentrifikation: Ich rupf ein Bündel / Hochhäuser aus / schäle sie, schlürf / aus den Lichtschächten / die fetten flüssigen / Bürger. Ah, / wieder ein / Stadtteil weniger.
Wolfgang Dietrich, Hauptstadt der Arbeit. Gedichte und Satiren, 96 S., Kirchheim Verlag, 11,50 €


Max Abelson und Katia Porzecanski porträtieren den skrupellosen Hedge-Fonds-Manager Paul Singer, der Argentinien in die Pleite trieb.


Das konsolidierte EU-Handelsabkommen mit Kanada: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/ceta-dokument-101~_origin-95516332-6273-405b-af9d-a4eb9e792d70.pdf

 

23.08.2014: Gespräch über KafkaReiner Stach besuchte Georges-Arthur Goldschmidt in dessen Wohnung in Belleville. Vor sieben Jahren wurde Goldschmidts Essay Meistens wohnt der den man sucht nebenan - Kafka lesen auf Deutsch publiziert (s.hier auch: Empfehlungen), 2002 und 2008 die ersten beiden Bände der Kafka-Biographie Stachs, deren dritter Band über Kindheit und Jugend am 24.09.2014 erscheint, weswegen jetzt auch ein bisschen die Werbetrommel gerührt wird. Einigkeit stellt sich hauptsächlich ein, weil Widersprüche (etwa in der Beurteilung der Rolle von Max Brod, von Hintergründen, Motiven und Erzählweisen in Kafkas Werk) nur gestreift werden. Goldschmidt hat nach eigenem Bekenntnis nichts über Kafka gelesen, ihm war dessen Werk Inspiration(-squelle) genug, Stach war in seiner Arbeit auf Sekundärliteratur geradezu angewiesen, sonst hätten Recherche und Schreiben nach eigener Aussage „einige Jahre länger“ gedauert. Ganzer Artikel: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/goldschmidt-und-stach-ueber-kafka-13111692.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Goldschmidt in seinem Essay: „Durch seine Strenge und Klarheit lässt das Schreiben Kafkas im Geist des Lesers etwas entstehen, das darüber hinausgeht.[...] Im Grunde ist es bei Kafka, wie wenn man einem Kind sagt: Geh mal dorthin und schau, ob ich dort bin.“  

 

18.08.2014 – Amazon-Protest: 718 deutschsprachige AutorInnen haben sich ihren US-KollegInnen angeschlossen und in einem Offenen Brief, der an Amazon-CEO Jeff Bezos und den Deutschlandchef Ralf Kleber adressiert ist, den Konzern zur Umkehr im Konditionenstreit aufgerufen − der Brief ist online: www.fairer-buchmarkt.de und http://www.boersenblatt.net/811182/

 

13.08.1961: Mauerbau / 2014: Berlin, Leipziger Platz - © Foto: Katja Schickel

 

Uwe Johnsons Bibliothek online – Die 8.500 Bände umfassende Privatbibliothek des Schriftstellers ist katalogisiert und digitalisiert worden und steht nun – nur wenige Monate nach der Eröffnung des Uwe Johnson-Archivs in Rostock – im Internet zur Verfügung.


Die Václav-Havel-Bibliothek ist ein Ort der Dokumentation und der Erforschung der modernen tschechischen Geschichte mit dem Schwerpunkt auf der Verbreitung der Gedanken und des Werks von Václav Havel, dem Dramatiker und Kämpfer gegen das totalitäre System, dem Führer der Samtenen Revolution 1989 und dem tschechoslowakischen und tschechischen Präsidenten – Symbol für die Wachsamkeit gegen jegliche Willkür von Macht. In den Räumlichkeiten der Galerie Montmartre, Řetězová-Straße 7, Prag 1 befindet sich die Dauerausstellung Václav Havel: Ein tschechischer Mythos oder Havel in Kürze,  begleitende Seminare, Lesungen, Ausstellungen, Konzerte, Theatervorstellungen. Infos: www.vaclavhavel-library.orgKnihovna Václava Havla o.p.s., Kateřinská 18, Prag 2  

 

13.08.2014: Die Longlist für den Deutschen Buchpreis ist online. http://www.deutscher-buchpreis.de/de/810636/. Im nächsten Schritt wählen die JurorInnen aus den Titeln der Longlist sechs Titel für die Shortlist aus, die am 10.09.2014 veröffentlicht wird.


12.08.2013: TTIP und die Demokratie: SZ-Journalist Heribert Prantl im Gespräch: http://www.heise.de/tp/artikel/42/42456/1.html

 

10.08.2014 - Aufruf gegen Amazon: Der Guardian berichtet vom schon länger zirkulierenden Brief (hier als pdf-Dokument) gegen Amazon und für Hachette, der jetzt in der New York Times für schlappe 100.000 Dollar als ganzseitiger Aufruf veröffentlicht worden ist. Neben dem Initiator, dem Thriller-Schreiber Douglas Preston haben sich neunhundert Autorinnen, darunter Stephen King, Donna Tartt, Paul Auster und John Grisham dem Protest angeschlossen. Amazon und Hachette führen einen erbitterten Preiskrieg und damit um die Anteile, also die Vormachtstellung im Bereich Ebooks und Amazon verzögert die Auslieferung von Hachette-Büchern, was es auch mit deutschen Verlagen tut, die mit der Amazon-Politik nicht einverstanden sind. Es gibt aber auch Gegenstimmen, vor allem eine von Selfpublishern veröffentlichte Petition, die vor allem die großen Verlage beschuldigt, Preisabsprachen getroffen zu haben und Innovation insgesamt stoppen zu wollen. 


01.08.2014: Das Bucherlebnis der Zukunft? Unter http://goo.gl/7Hqwzc macht ein irischer Entwickler Ulysses von James Joyce, 'begehbar'.


31.07.2014: Harun Farocki, Sohn indischer Emigranten in der Tschechoslowakei, *1944 in Nový Jičín /Neutitschein, Regisseur, Film-Essayist, Drehbuchautor und Medienkünstler ist am 30.07. im Alter von siebzig Jahren gestorben. Von 1966 bis 1968 Studium im ersten Jahrgang der Deutschen Film- und Fernsehakademie in West-Berlin (dffb), von 1974 bis 1984 Redakteur der Zeitschrift Filmkritik, von 1993 bis 1999 Gastprofessor an der Universität von Kalifornien in Berkeley, zweimal documenta-Künstler und bis 2011 ordentlicher Professor an der Wiener Akademie für Bildende Künste. Er hinterlässt eine Frau, mit der er gerade eine Ausstellung in Wien kuratierte, und Zwillingstöchter. Harun Farocki gehört weltweit zu den wichtigsten Protagonisten des Dokumentarfilms und der Gegenwartskunst, dessen Ausdrucksreichtum keine Grenzen kannte. Sein filmisches Werk umfasst vor allem Dokumentarfilme und experimentelle Arbeiten, die die Erforschung sozialer und politischer Realitäten reflektieren und das Verhältnis von Mensch und Technik zeigen. Er zerlegt die Bilder der Welt – die 'schönen' und die, die man nicht so gerne sieht – intelligent und lustvoll und fragt sich und uns, was sie mitteilen, was sie uns über das Sichtbare hinaus mitteilen sollen, welche Bedeutung die Bilder also jenseits der Bilder haben. In seinen Filmen untersucht er etwa Krieg, Werbung, Arbeit und Freizeit exemplarisch und akribisch, zeigt scheinbar Vertrautes, macht es fremd und zugänglich gleichzeitig – ohne sein Material zu ent- oder verfremden. Im besten Sinne erhellend ist diese Vorgehensweise (De- und Rekonstruktion) und manchmal sogar unterhaltsam. Zum Lachen ist es meistens nicht. Kriegsspiele im und mit dem Computer suggerieren ein Davonkommen, ein Nicht-Beteiligtsein, die Illusion eines sauberen, ferngesteuerten Krieges ohne Blutvergießen, ohne Elend und Tod. Die eigene Sicherheit wird garantiert durch immer mehr Überwachungskameras und Drohnen. Einen identifizierbaren Feind gibt es nicht, deshalb wird auf alles geschossen, was sich bewegt. Es ist dieser Irrsinn, der den Zynismus dahinter offenbart und umgekehrt. Gerade ist seine große Ausstellung im Berliner Hamburger Bahnhof zu Ende gegangen. Ernste Spiele von 2009/10 konfrontierte mit Computerspiel-Sequenzen, die zur Ausbildung von US-SoldatInnen für die Kriege im Irak und in Afghanistan benutzt wurden. Virtuelle Kriegsvorbereitungen flimmern auf den Monitoren – und wir sehen jetzt als Ergebnis die realen Desaster in der Ukraine und in Gaza auf den Bildschirmen. Farocki hatte schon neue Pläne und Projekte. Er war in gutem Sinne vorwärts gewandt, also wirklich neugierig und an der Zukunft interessiert. Mit dem Regisseur Christian Petzold schrieb Farocki Drehbücher, u.a. für Die innere Sicherheit (2000), Gespenster (2005) und für das preisgekrönte DDR-Drama Barbara (2012). Petzold sagte über diese Zusammenarbeit, sie seien gemeinsam wie Goldgräber: „Wir spinnen zusammen ein Garn. Ich könnte nie alleine schreiben.“ Für sein Filmschaffen erhielt Harun Farocki mehrere Preise, etwa 1995 den Grimme-Preis für Die Umschulung und 2002 den Peter Weiss-Preis. Auch auf der Berlinale war er mit erstaunlichen Werken vertreten, u.a.: Etwas wird sichtbar (1982), Bilder der Welt und Inschrift des Krieges (1989), Zur Bauweise des Films bei Griffith (2006) und Zum Vergleich (2009). Die letzte gemeinsame Arbeit von Christian Petzold und Harun Farocki, der Spielfilm Phoenix, kommt übrigens am 25.09.2014 in die deutschen Kinos. Und er wird – wie vorher schon – im Abspann stehen. (Foto: harun-farocki.net)

 

31.07.2014: Der 1. Weltkrieg – Die Geschichte eines globalen Konflikts, interaktiv und exzellent aufbereitet vom britischen Guardian: http://interactive.guim.co.uk/embed/kiln/worldwar/site/?lang=de

Ab 27.07. kann man online in dem Band Verborgene Chronik 1914 Tag für Tag mitlesen: http://www.galiani.de/buecher/lisbeth-exner-und-herbert-kapfer-verborgene-chronik-1914.html

 

30.07.2014: Den mit 7.500 € dotierten Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher 2014 erhalten der Autor Adam Jaromir, die Illustratorin Gabriela Cichowska und die Grafikerin Dorota Nowacka für ihre gemeinsam gestaltete Erzählung Fräulein Esthers letzte Vorstellung, Gimpel Verlag, ISBN: 978-3-9811300-8-9, der die Geschichte des Kinderarztes und Leiters des Waisenhauses im Warschauer Ghetto, Janusz Korczak, und die authentische Geschichte der letzten drei Wochen des Waisenhauses erzählt. „Das aufwendig gestaltete, dokumentarische wie lyrisch verdichtete Buch erinnert an Menschen, die Kindern auch in finsteren Zeiten mit Respekt und Kunst beistehen.“ NZZ. Das Buch ist auch nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2014.

 

28.07.2014: Human Rights Watch analysiert in ihrem neuen Bericht den Schaden, den die umfassende weltweite Überwachung durch die NSA Journalismus und Rechtspraxis zufügt. Eine unabhängige Rechtsprechung und die Kontrolle der Politik und Information der Gesellschaft durch die Medien ist schließlich konstituierend für die demokratische Staatsform.
Die britische NGO Privacy International -
www.privacyinternational.org - hat den Bericht über Privatsphäre im digitalen Zeitalter, den die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen (UNHCHR) erstellt hat, analysiert und kommentiert. Ihr Fazit: der Bericht könnte ein Wendepunkt in der internationalen Debatte über das Recht auf Privatsphäre darstellen. Privacy International hat fünf Kernaussagen herausgearbeitet:

1. Massenüberwachung beschneidet die Privatsphäre, egal ob die gesammelten Daten auch genutzt werden. 2-Vorratsdatenspeicherung ist weder notwendig noch verhältnismäßig. 3. Datenaustausch-Systeme zwischen Geheimdiensten sind nicht mit Menschenrechten vereinbar. 4.Jeder staatliche Eingriff in digitale Kommunikation muss mit Menschenrechten in Einklang stehen, egal wo er stattfindet.5. Der Privatsektor spielt eine zentrale Rolle darin, Überwachung zu ermöglichen, und er muss eine größere Rolle im Schutz der Privatsphäre spielen. s.a.: Prism und Tempora

 

25.07.2014: Nachahmenswert!Andrej Kiska, neuer Präsident der Slowakei, hat sein erstes Monatsgehalt in Höhe von 5.376 € zu gleichen Teilen an zehn arme Slowaken gespendet, die zuvor von Hilfsorganisationen ausgewählt worden waren. Er hatte nach seinem Wahlsieg angekündigt, während seiner Amtszeit alle Gehälter zu spenden. Der parteilose Unternehmer, der in den 1990er Jahren zum Millionär wurde, 2005 ausstieg, die Wohltätigkeitsorganisation Dobry Anjel / Guter Engel gründete, die sich um todkranke Kinder und deren Familien kümmert, will vor allem das slowakische Gesundheits- und Sozialsystem verbessern. Kiska ist der erste Staatschef seit der Unabhängigkeit der Slowakei 1993, der nie Mitglied der Kommunistischen Partei war. (afp)


Man gönnt sich ja sonst nichts! In Deutschland geht der Trend zum gut bzw. besser dotierten Zweit- und Drittjob: Die Abgeordnetendiäten (nur Lebenshaltungskosten) von deutschen Bundestagsabgeordneten betragen seit dem 1. Juli 2014 8.667€/monatlich. Ein halbes Jahr später, ab dem 1. Januar 2015 werden sie auf 9.082 €/monatlich erhöht. Vielen Abgeordneten reicht das (trotz Kostenpauschale*) nicht hinten und vorn, sie gehen also einer mehr oder weniger lukrativen Nebentätigkeit nach: 12% der Linken, 14% der Grünen, 20% der SPDler, 27% der CDUler und stattliche 44,6% der CSU-Abgeordneten. Aber auch hier gibt es natürlich Spitzenverdiener:

 

* Die Kostenpauschale beträgt derzeit 4.204 €/monatlich und wird jedes Jahr zum 1. Januar entsprechend den Lebenshaltungskosten angepasst. Sie dient der Erstattung von „mandatsbedingten Aufwendungen“, ist also steuerfrei und gilt nicht als Einkommen. Zudem ist sie nicht pfändbar. Besonders schön ist, dass die Abgeordneten über die Verwendung der Pauschale keine Rechenschaft ablegen müssen. Noch schöner ist nur, dass ohne Ausnahme alle, ohne dass sie auch nur einen einzigen Cent gezahlt hätten, Anspruch auf eine monatliche Mindestpension von 1.682 € haben; der Betrag steigt natürlich mit längerer Zugehörigkeit und kann bis zu 4.836 €./monatlich betragen. Und: Deutsche Abgeordnete sind nicht einfach ihr Mandat los, wenn sie den Bundestag verlassen, für jedes Jahr der Mandatsausübung erhalten sie bis zu achtzehn Monate lang ein Übergangsgeld in Höhe von 7.668 € pro Monat. Man versteht so vielleicht besser (oder auch nicht), warum manche Entscheidungen des Deutschen Bundestags so weltfremd und die meisten Abgeordneten so knausrig sind, wenn es beispielsweise um die Förderung von Kultur und Bildung oder die Erhöhung von Hartz IV geht. Da wird um jeden Cent hinterm Komma gekämpft oder einfach gleich gekürzt und gestrichen.

 

24.07.2014: Terrordatenbank. The Intercept – https://firstlook.org/theintercept/article/2014/07/23/blacklisted/ - veröffentlicht ein 166 Seiten langes Dokument, das festlegt, nach welchen Kriterien Personen in die US-Watchlisting Guidance aufgenommen werden. Die Wahrheit ist: nach keinen. US-Behörden brauchen weder „unumstößliche Beweise“ noch „konkrete Fakten“, kein Wunder, dass in dieser Terrordatenbank bereits 1,5 Mio. Namen gelistet sein sollen. Lauter Terroristen. Überall. Um die eigene Existenz zu begründen, müssen ganz viele Menschen zu Verdächtigen oder gar Terroristen gemacht werden.

Für die Betroffenen hat die Aufnahme in diese Liste jedoch erhebliche Konsequenzen. Die sogenannte No-Fly-Liste wird mit diesen Namen gefüttert. Wer auf ihr steht, darf mit keinem Flugzeug mehr fliegen, das in den USA startet oder landet. Aus der Liste gestrichen zu werden, ist so gut wie unmöglich. Verwandte und Freunde von so kreierten Verdächtigen werden oft mit einbezogen – Sippenhaft nannte man das schon mal. Montesquieus Satz hat nicht an Aktualität verloren: Eine Regierung braucht nur unbestimmt zu lassen, was Verrat ist, und sie wird zur Despotie.

 

24.07.2014: Die Hannah Arendt-Preisträger 2014 sind der ukrainische Schriftsteller, Maidan-Autor, Lyriker, Essayist, Übersetzer und Theatermacher Juri Andruchowytsch und die beiden Aktionskünstlerinnen und früheren Pussy-Riot-Aktivistinnen Nadeshda Tolokonnikowa und Marija Aljochina. Der Preis für politisches Denken, der von der Stadt Bremen und der Heinrich Böll Stiftung vergeben wird, ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 05.12.2014 im Bremer Rathaus überreicht. „Die Preisträgerinnen und der Preisträger leben und arbeiten im post-imperialen Raum der aufgelösten Sowjetunion und wenden sich gegen den Versuch, in der Ukraine und in Russland alte Herrschaftsverhältnisse wiederherzustellen und die politischen Freiheiten abzuschaffen. Dabei sind freilich die Bedingungen in der unabhängigen Ukraine andere als in Russland, das unter Putin dabei ist, in die Fußstapfen der vorangegangenen zaristischen und sowjetischen Gewaltregime zu treten“, kommentierte die Jury. Juri Andruchowytsch sei „ein Schriftsteller in der Tradition der Einmischung in die öffentlichen Angelegenheiten“ und erzähle in seinen Büchern „von den vielfältigen Kulturen Mitteleuropas“. Im Mai dieses Jahr erschien die von ihm herausgegebene Textsammlung Euromaidan. Was in der Ukraine auf dem Spiel steht. s. hier: Kurz und gut. Die Aktionskünstlerinnen von Pussy Riot trugen auf dem Höhepunkt der Demonstrationen gegen die Wiederwahl Putins als weiteren Schritt einer autoritären Wende „den Widerstand ins geistige Zentrum des neuen großrussischen Machtgebildes“. In dem Prozess, der gegen die Aktionsgruppe geführt wurde, hätten die Aktivistinnen sich mutig verteidigt. Aus der Lagerhaft heraus setzten Beide ihren Widerstand fort. „Nach ihrer Entlassung stellten sie sich als Aufgabe, über das System der russischen Straflager aufzuklären und Solidarität für die Gefangenen zu organisieren. Mit den mutigen Aktionskünstlerinnen möchte die Jury auch all jene würdigen, die trotz Verfolgung an ihrem Widerstand gegen die reaktionäre Wende in Russland festhalten“.

Nadeshda Andrejewna Tolokonnikowa, *1989, stammt aus Sibirien, studierte in Moskau Philosophie und lernte dort ihren späteren Mann Pjotr Wersilow kennen. Gemeinsam waren sie Mitbegründer der Künstlergruppe Woina / Krieg, die mit Straßenkunst politische Provokation betrieb und durch Protestaktionen gegen die Staatsmacht bekannt wurde. Marija Wladimirowna Aljochina, *1988, studierte in Moskau Journalistik, engagierte sich für Umweltprojekte und psychisch kranke Kinder. Juri Andruchowytsch, *1960, ist eine der wichtigsten kulturellen und intellektuellen Stimmen der Ukraine. Andruchowytschs Werke sind international übersetzt und verlegt. In deutscher Sprache erscheinen sie im Suhrkamp Verlag. s. hier: betr.: Ukraine, Krims Märchen, Pussy Riot-Frauen, Aufruf-betr:Russland


24.07.2014: David Wagner erhält den Kranichsteiner Literaturpreis 2014, teilt der Deutsche Literaturfonds mit. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 28.11.2014 in Darmstadt verliehen.

 

Daten und Fakten über Europa: Europa Atlas with 20 data driven journalism stories (DE) (PDF, 2MB)

 

22.07.2014: Den mit 15.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis erhält Lutz Seiler für seinen im September 2014 bei Suhrkamp erscheinenden Roman Kruso. Jury-Begründung: „In seinem Roman 'Kruso' vergegenwärtigt Lutz Seiler anhand eines Orts, Hiddensee, und während eines kurzen Zeitraums, Juni bis November 1989, die Hoffnungen und Einschränkungen eines ganzen Landes. Lutz Seiler hält, sämtliche Register des erinnernden Erzählens beherrschend trotz der Schiffbrüchigen, die sich auf der Ostsee-Insel versammeln, an einer Utopie fest: der Freiheit“. Die Preisverleihung findet am 19.09.2014 im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage in Neubrandenburg statt, in einem Jubiläumsjahr: Der Preis wird zum zwanzigsten Mal vergeben; 2014 jährt sich zum achtzigsten Mal der Geburtstag von Uwe Johnson, der vor dreißig Jahren starb.

 

22.07.2014: Spannende Reiselektüre aus Afrika, Asien und Lateinamerika gefällig? http://www.litprom.de/files/g_we23_sommer14_web_1.pdf

 

Eine Forschergruppe der Universität Singapur hat das Werk Charles Darwins über seine Galapagos-Reise – immerhin über vierhundert Bände – transkribiert und online gestellt: http://darwin-online.org.uk/


Am 13.07.2014 starb die südafrikanische Schriftstellerin Nadine Gordimer im Alter von neunzig Jahren in Johannesburg. In ihren Werken setzte sie sich als unbestechliche Kritikerin der Rassentrennung vor allem mit der südafrikanischen Apartheidpolitik auseinander und war auch in der Anti-Apartheid-Bewegung aktiv. Für The Conservationist erhielt sie 1974 den Booker Prize, 1991 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Auf Deutsch liegen Werke von Nadine Gordimer im Berlin Verlag und bei Suhrkamp vor. Zuletzt sind im Berlin Verlag 2013 Erzählungen und Essays Gordimers in der zweibändigen Ausgabe Erlebte Zeiten / Bewegte Zeiten erschienen.

Mit Camille Saint-Saëns spielt auch Lorin Maazel – noch quicklebendig – zum Totentanz auf. s. auch: Termine


13.07.2014: Der Brücke Berlin Literatur- und Übersetzerpreis 2014 geht an den ukrainischen Autor Serhij Zhadan und seine Übersetzer Sabine Stöhr und Juri Durkot für Die Erfindung des Jazz im Donbass, in deutscher Übersetzung bei Suhrkamp 2012 erschienen und von der Jury als fulminantes, poetisches Roadmovie gefeiert. Der erstmals vergebene Brücke Berlin Initiativpreis geht an Manfred Beilharz und Tankred Dorst für ihr Festivalkonzept Neue Stücke aus EuropaBeide Preise werden am 01.10.2014 im Deutschen Theater in Berlin verliehen. Das Literarische Colloquium Berlin plant dazu ein begleitendes Symposium am Nachmittag (s.auch unten) 

 

11.07.2014: Der israelische Schriftsteller Amos Oz erhält den mit 50.000 Euro dotierten Siegfried-Lenz-Preis, der in diesem Jahr erstmals von der kürzlich begründeten Siegfried Lenz-Stiftung vergeben wird. Die Preisverleihung findet am 14.11.2017 im Hamburger Rathaus statt.

 

07.07.2014 – Fünfundzwanzig Jahre Fall des Eisernen Vorhangs: Vergangen und doch präsent.

Elf Text- und Fotoreportagen sowie Essays aus Mittel- und Osteuropa berichten über Menschen und Gesellschaften nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Die Reihe startet am 07.07. 2014 und läuft bis Jahresende. Alle Texte erscheinen online auf www.ostpol.de.


06.07.2014: Das Elfmeterschießen beim deutschsprachigen Wettlesen hat entschieden: Der mit 25.000 Euro dotierte Ingeborg Bachmann-Preis 2014 ging an Tex Rubinowitz, Michael Fehr erhielt den Kelag-Preis in Höhe von 10.000 Euro. Der in Sri Lanka geborene Senthuran Varatharajah gewann den mit 7.500 Euro dotierten 3sat-Preis. Den Ernst-Willner-Preis in Höhe von 5.000 Euro bekam die Autorin Katharina Gericke, der Publikumspreis über 7.000 Euro ging an Gertraud Klemm. Alle Videos, Lesungen und Texte: http://bachmannpreis.eu/de/

© Cartoon Tex Rubinowitz

 

05.07.2014: Brücke Berlin Preis 2014 – Shortlist: Swetlana Alexijewitsch: Secondhand-Zeit, aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt, Hanser Berlin 2013; Georgi Gospodinov: Physik der Schwermut, aus dem Bulgarischen von Alexander Sitzmann. Literaturverlag Droschl 2014; Michail Schischkin: Briefsteller, aus dem Russischen von Andreas Tretner, Deutsche Verlags-Anstalt 2012; Szczepan Twardoch: Morphin, aus dem Polnischen von Olaf Kühl. Rowohlt Berlin Verlag 2014; Iwan Wyrypajew: Betrunkene, aus dem Russischen von Stefan Schmidtke. Henschel Schauspiel Theaterverlag 2014; Serhij Zhadan: Die Erfindung des Jazz im Donbass, aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr und Juri Durkot. Suhrkamp Verlag 2012. Alle zwei Jahre vergeben, würdigt der mit jeweils 10.000 Euro dotierte Preis seit 2002 ein zeitgenössisches Werk aus den Literaturen Mittel- und Osteuropas und seine herausragende Übersetzung ins Deutsche. Die Preisverleihung findet am 01.10.2014 im Deutschen Theater Berlin statt. Schirmherr ist, wie in den Vorjahren, der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels Péter Esterházy. Infos: www.lcb.de

 

A2 ist ein vierzehntägig erscheinendes tschechisches Kultur-Magazin, das auf zweiunddreißig Seiten über Kultur informiert. Es wird vom tschechischen Kulturministerium und dem International Visegrad Fund unterstützt: http://www.advojka.cz/

 

03.07.2014: Geburtstag Franz Kafka - Wer Kafka nicht nur lesen, sondern wenigstens einmal sein Schriftbild nachahmen möchte, kann dies mit einer digitalen Schrifttype, die die Designerin Julia Bausenhardt nach dem Muster seiner Handschrift entworfen hat. Der Font mit fast sechshundert Zeichen enthält auch zahlreiche Ligaturen, die das Schriftbild sehr authentisch aussehen lassen. Erhältlich ist die Schrift über die Plattform MyFonts

http://origin.myfonts.net/s/aw/original/95/0/48726.pdf



02.07.2014 – Stuttgarter Friedenspreis 2014 an Edward Snowden: Der mit 5.000 Euro dotierte Preis geht an den Whistleblower, der das immense Ausmaß der weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten öffentlich gemacht hat. „Mit dem diesjährigen Friedenspreis wird ein Mensch geehrt, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hat, um einen der größten Geheimdienstskandale der Geschichte zu enthüllen“, erklärt Fritz Mielert, Geschäftsführer der AnStifter. „Edward Snowden hat sich nicht nur um Demokratie und Rechtsstaat verdient gemacht, indem er aufgezeigt hat, wie Regierungen und Geheimdienste ihren Krieg gegen die Freiheit führen. Er hat mit seiner Aufklärungsarbeit auch einen wichtigen Impuls gegeben, um die Dauerattacken auf unsere Freiheit zu beenden. In diesem Sinne hat Edward Snowden einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für ein Leben in Frieden und Freiheit geleistet.“ Infos: www.die-anstifter.de , s. hier auch: Prism und Tempora


02.07.2014: Nach den bewussten Manipulationen der Nutzer-Emotionen durch Facebook kommt jetzt heraus: Es war wohl doch illegal, weil die Nutzungsbedingungen erst im Nachhinein geändert wurden: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/

 

30.06.2014: Christian Führer, Leipziger Pfarrer aus der Nicolaikirche, ist mit einundsiebzig Jahren gestorben. Er hat so unendlich viel initiiert und fing ganz unspektakulär mit Friedensgebeten an, hat christliche Nächstenliebe wirklich gelebt, immer auf Gewaltlosigkeit beharrt und Raum für Streit und Kritik geschaffen. Mit seiner hartnäckigen Arbeit hat er viel zum Mauerfall beigetragen, auch nach der Wende nicht über Ungerechtigkeiten geschwiegen, an der Tradition der Montagsdemos vor 1989 festgehalten und für neue Proteste genutzt. Dabei blieb er immer ein liebenswürdiger Querdenker  und offener, witziger Gesprächspartner. So einer fehlt immer!

 

30.06.2014: 50. Geburtstag des Wagenbach Verlags und mehr als 1.000 Gäste feierten im Berliner Maxim-Gorki-Theater. > http://www.boersenblatt.net/804067/


30.06.2014: Geheimes Facebook-Experiment sorgt für deutliche Kritik: www.sueddeutsche.de

Und: Facebook-Experiment: Was würde Kant dazu sagen? www.sueddeutsche.de

 

Am 28. Juni 1914 erschoss der Attentäter Gavrilo Princip den Habsburger Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie und löste damit den Ersten Weltkrieg aus. Hundert Jahre später sorgt das Weltkriegs-Gedenken wieder für Konflikte: Serbische Politiker bleiben der Gedenkfeier in Sarajevo fern, und in Ungarn schürt Regierungschef Viktor Orban mit der Kriegserinnerung Nationalismus. n-ost-Dossier über die Auswirkungen, die der Erste Weltkrieg bis heute auf Osteuropa hat. s.a. hier weiter unten über Archive und 1.Weltkrieg - Bücher, Kurz und gut

 

27.06.2014 – Der 8. n-ost-Reportagepreis 2014 ist mit jeweils 2.000 Euro dotiert und geht an herausragende Osteuropa-Reportagen, die 2013 in deutschsprachigen Medien erschienen sind. Diesjährige Preisträger sind: Konrad Schuller, Warten auf Beluga - FAZ, 29.06.2013, Kategorie Text; Urs Spindler und Arne Schulz, Milaims Traum. Junge Kosovaren und die Sehnsucht nach Europa - NDR Info, 07.07.2013, Radio; Michael Heck, Das Haus der Träumer - geo.de, 08/2013, Foto/Audioslideshow. 1. Recherchepreis Osteuropa (bis zu 7.000 Euro) geht an Astrid Viciano für Recherche und Produktion einer Reportage in Rumänien: Dort begleitet sie u.a. den Wissenschaftler Charles Nelson bei seinen Untersuchungen ehemaliger Waisenkinder.

 

26.06.2014: Der Deutsche Kulturrat, Spitzenverband der Bundeskulturverbände, fordert den Abbruch der Verhandlungen zum Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen den USA und der EU. Zudem stellt er acht Grundsätze auf, die bei einem möglichen Neustart der Verhandlungen berücksichtigt werden sollten: „Ein neues Verhandlungsmandat muss her“ > http://www.boersenblatt.net/804384/

 

24.06.2014: Ležáky, ein kleines Dorf in Ostböhmen, wurde vor zweiundsiebzig Jahren dem Erdboden gleichgemacht, vierundsiebzig Erwachsene hingerichtet, dreizehn Kinder verschleppt, elf von ihnen am 25. Juli im Vernichtungslager Chelmno / Kulmhof vergast. Die Aktion galt als Vergeltung für das Attentat auf Reinhard Heydrich. An die Zerstörung des Ortes und die Ermordung der EinwohnerInnen durch die deutschen Besatzer erinnerten mehrere hundert Menschen, auch Staatspräsident Miloš Zeman, der betonte: „Ich möchte hier daran erinnern, dass man für die Freiheit kämpfen muss, die Freiheit erfordert den Mut, im Kampf zu sterben“.

 

24.06.2014: Amazon „verstößt mit seinem erpresserischen Vorgehen gegenüber Verlagen gegen das Kartellrecht.“ Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat gegen den Online-Händler Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht. Amazon verzögere seit Anfang Mai die Auslieferung von gedruckten Büchern der Verlagsgruppe Bonnier (Ullstein, Piper, Carlsen), um höhere Rabatte beim Einkauf von E-Books zu erzwingen. „Das Geschäftsgebaren Amazons hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Verlage, sondern stellt eine Gefahr für alle Anbieter und Vertreiber von E-Books in Deutschland dar. Wir fordern das Bundeskartellamt auf, seine Untersuchungen aufzunehmen und das Vorgehen von Amazon zu unterbinden." Amazon, der übrigens schon jetzt rund 70 Prozent am E-Buchmarkt hält, verlange statt derzeit rund 30 Prozent eine Erhöhung der Rabatte auf 40 bis 50 Prozent. In den USA gibt es einen ähnlichen Konflikt mit der Verlagsgruppe Hachette. - dpa

 

23.06.2014: Der Internationale Literaturpreis 2014 geht an den haitianisch-kanadischen Autor Dany Laferrière und die Übersetzerin Beate Thill für den aus dem Französischen übertragenen Roman Das Rätsel der Rückkehr, erschienen im Verlag Wunderhorn. Aus der Begründung der Jury:„Ein unangestrengtes Selbstgespräch des frankophonen Autors ins Land seiner Geburt, auf den Spuren seines verstorbenen Vaters; ein poetischer Monolog wie ein Saxophon-Solo, beginnend im kanadischen Exil und endend im bitterarmen Haiti, eine literarische Identitätssuche.“ Der Rhythmus des Originals im Wechsel von Lyrik, Prosa und essayistischer Reflexion werde treffend eingefangen in der einfühlsamen Übersetzung von Beate Thill. Preisverleihung am 03.07.2014 (s.u. und Termine)

 

Offenbar wird Stefan Zweig in der angelsächsischen Welt gerade wiederentdeckt (in Lateinamerika etwa ist er sehr populär und schon lange Schullektüre!), woran nicht nur Wes Anderson mit seinem Film Grand Budapest Hotel Anteil hat (Sehenswert!), sondern auch George Prochniks Biografie Stefan Zweig at the End of the World. Darüber freut sich A.O Scott in der Sunday Book Review – und wir freuen uns auch: „Prochnik versucht alles auf einmal zu erfassen. Das Ergebnis ist ein intellektuelles Festmahl ...“ 

 

20.06.2014: Zwanzig bislang unveröffentlichte Gedichte des Chilenen Pablo Neruda (1904-1973), der 1971 den Literatur-Nobelpreis erhielt und zu den populärsten Dichtern Lateinamerikas gehört, sind in einer Manuskriptsammlung entdeckt worden, wie die Pablo-Neruda-Stiftung in Santiago de Chile mitteilte, und sollen noch in diesem Jahr veröffentlicht werden. Sein bekanntester Lyrikband heißt Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung und erschien 1924. Neruda kehrte erst 1952 aus dem europäischen Exil nach Chile zurück und starb zwölf Tage nach dem Pinochet-Putsch (11. September 1973) unter mysteriösen Umständen. (Reuters)


20.06.2014TISA: Wikileaks hat ein geheimes Verhandlungsdokument veröffentlicht, das den Verhandlungsstand in Bezug auf Finanzdienstleistungen zusammenfasst, aus dem hervorgeht, dass das derzeit geheim ausgehandelte Freihandelsabkommen für Dienstleistungen TISA (Trade in Services Agreement) den europäischen Datenschutz und die Kontrolle der Finanzmärkte gefährden könnte. Es wird außerdem empfohlen, dass Dokument erst fünf Jahre nach Abschluss des Abkommens öffentlich zu machen. Eine derartige Frist könnte auch für andere Dokumente aus den geheimen Verhandlungen gelten. Wikileaks über TISA: https://wikileaks.org/tisa-financial/WikiLeaks-secret-tisa-financial-annex.pdf

 

19.06.2014: „Das Mittelmeer ist die Geburtsstätte Europas und mittlerweile der Schauplatz seines größten Versagens.“  

Und vor uns liegt das Glück, Reportage von Wolfgang Bauer: http://www.zeit.de/zeit-magazin/2014/23/fluechtlinge-mittelmeer-syrien-aegypten

Ebenfalls lesenswert: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/fabrizio-gatti-bilal-auf-der-sklavenroute-durch-die-wueste-1582619.html© Foto: Stanislav Krupar - ZEIT

Zum Weltflüchtlingstag: Mehr als fünfzig Millionen Flüchtlinge gibt es derzeit weltweit, die höchste Zahl seit dem 2. Weltkrieg.

 

18.06.2014: Ein deutsches Trauerspiel ist die wohl auf unbestimmte Zeit vertagte Vernehmung Edward Snowdens durch den NSA-Untersuchungsausschuss. Der geht in die Sommerpause und hat den anberaumten Termin am 03.07.2014 zwar angegeben, danach aber offenbar keinerlei organisatorische wie politische Schritte in irgendeine Richtung unternommen: 1. Snowden vor dem Ausschuss nach Berlin zu bringen, 2. Snowden in Moskau oder 3. an einem anderen Ort zu befragen. Optionen gab es viele, alle scheiterten an der Regierung. Die Opposition ist zu schwach. Die CDU will nicht, weil sie keinen Bedarf sieht, und die SPD laviert wie immer. Ein deutsches Trauerspiel also vor allem im Hinblick auf das Demokratieverständnis und die Souveränität Deutschlands, aber auch im Hinblick auf die Grundrechte. (s. hier auch: Lesung für Snowden, Prism und Tempora). Nachtrag 19.06.: Für ein "informelles" Gespräch in Moskau, das ihm einige Abgeordnete des Untersuchungsausschuss jetzt noch schnell angeboten haben, bestehe zurzeit "keine Notwendigkeit", ließ er seinen Anwalt ausrichten. 


17.06.2014 – Auf Kosten der Grundrechte: Eine Sammelklage, initiiert von verschiedenen NGOs, darunter Privacy International und Amnesty International, zwingt die britische Regierung ihre anlasslose Überwachung aller Internetnutzer juristisch zu rechtfertigen. Die Argumentation lautet schlicht: in- und ausländische Nutzer dürfen im Internet legal überwacht werden, weil es sich um „externe Kommunikation“ handele, sobald eine Website außerhalb Großbritanniens betrieben wird. (hier weiterlesen: Prism und Tempora)

 

Am 14.06.2014 starb Robert Lebeck im Alter von fünfundachtzig Jahren in Berlin. Glück habe er gehabt, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein – das sei das Geheimnis seiner Fotos. Er ist den Porträtierten vermutlich deshalb so nahe gekommen, weil er Distanz wahrte, sie nie paparazzimäßig überwältigte; berühmt wurde er vor allem mit seinen Fotos der schon recht angeschlagenen, in ihrem Unglück aber wunderschönen Romy Schneider.

 

WM und Anonymous: Bereits Ende Mai 2014 kündigte Anonymous an, Sponsoren der WM anzugreifen. In einem Video gaben sie als Gründe die horrenden Ausgaben an, die nicht der Bevölkerung zugute kämen. Der Blog hackersnewsbulletin protokolliert die Ziele und Opfer der Angriffe. Auf einer Seite von Anonymous werden ebenfalls Angriffe gelistet: Open Hacking Cup, unter dem Hashtag #ophackcup wird man ebenfalls informiert. In der Liste werden über sechzig Angriffsziele erwähnt. Außerdem hat Anonymous das Hashtag des Sponsors Hyunday gekapert und unter #becausefutbol gezielt Kritikpunkte aufgezählt: vor allem Menschenhandel und Prostitution während der Weltmeisterschaft und die vehemente Polizeigewalt gegen Demonstranten.

Fußballweltmeisterschaft 2014: Wofür und für wen? Das WM-Dossier widmet sich der Frage nach den Kosten und Nutzen der Weltmeisterschaft, beleuchtet Verkehrsinfrastrukturprojekte, Zwangsräumungen und die Protestbewegungen. Auch Prostitution und Sexarbeit im Zuge solcher Großereignisse stehen im Fokus. Das Dossier wird fortlaufend erweitert und aktualisiert, u.a. mit Texten zur Lage in den Spielorten der deutschen Nationalmannschaft: http://www.boell.de/de/world-cup-fuer-wen

 

 

Foto: © Paulo Ito, São Paulo



12.06.2014: Frank Schirrmacher, von 1994 bis zu seinem Tod Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Journalist und Buchautor, ist im Alter von vierundfünfzig Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. 1985 wurde der studierte Germanist und Anglist Feuilletonredakteur der FAZ, 1989 übernahm er die Leitung der FAZ-Redaktion Literatur und literarisches Leben als Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki; als Herausgeber war Schirrmacher seit 1994 für Feuilleton und Wissenschaft verantwortlich. 

 

Nachdem die Österreichische Nationalbibliothek im Rahmen ihres Projekts ANNO sämtliche Jahrgänge des Prager Tagblatt (1876–1938) digitalisierte und online verfügbar machte, wurde nun von der Tschechischen Nationalbibliothek in Prag auch die zweite Deutschprager Tageszeitung Bohemia digitalisiert. Kostenlos verfügbar sind alle Jahrgänge bis einschließlich 1914, die weiteren Jahrgänge bis 1938 unter dem Titel Deutsche Zeitung Bohemia. – Der größte Teil der deutsch-jüdischen Publizistik aus Kafkas Lebenszeit ist beim Wissenschaftsportal Compact Memory online abrufbar.

 

Das Metropolitan Museum stellt 400.000 Bilder seiner Objekte unter der Lizenz Open Access for Scholarly Content (OASC) online, meldet engadget.com. Unter anderem gibt es eine Sammlung von 18.000 Fotos, die publiziert werden. „Manche der Stücke kommen so zum ersten Mal an die Öffentlichkeit und ihre Abbildungen können für nicht-kommerzielle Zwecke benutzt werden.“ Allerdings sind Reproduktionen von Künstlern, die mehr als siebzig Jahre tot sind, ohnehin mittlerweile rechtefrei. 

 

06.06.2014 - In Erinnerung an den D-Day


05.06.20141.Jahrestag der Snowden-Enthüllungen! Der vierundfünfzig-jährige US-amerikanische Informatiker Jaron Lanier erhält den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er habe erkannt, welche Risiken die digitale Welt für die freie Lebensgestaltung eines jeden Menschen habe und weise auf die Gefahren hin, „die unserer offenen Gesellschaft drohen, wenn ihr die Macht der Gestaltung entzogen wird und wenn Menschen, trotz eines Gewinns an Vielfalt und Freiheit, auf digitale Kategorien reduziert werden“, heißt es in der Begründung des Stiftungsrats. Sein jüngstes Buch Wem gehört die Zukunft sei ein Appell, wachsam gegenüber Unfreiheit, Missbrauch und Überwachung zu sein. Der digitalen Welt müssten Strukturen vorgegeben werden, um die Rechte des Individuums zu achten und die demokratische Teilhabe aller zu fördern. Die Geister, die er rief (bzw. selber schuf), wird er (und wir alle) nun nicht mehr los, meinen seine KritikerInnen. - Lanier gilt als Erfinder des Begriffs der virtuellen Realität, ist Computerwissenschaftler, Unternehmer und Musiker und lebt und lehrt an der University of California im kalifornischen Berkeley bei San Francisco. Die Encyclopaedia Britannica bezeichnet ihn als einen der dreihundert wichtigsten Erfinder der Geschichte. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis geht an Persönlichkeiten, „die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen“ haben. Er wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse im Oktober verliehen, diesmal am 12.10.2014.

 

04.06.2014: Der Lyriker und Erzähler Marcel Beyer erhält den mit 40.000 € dotierten Oskar Pastior Preis 2014. Die Preisverleihung findet am 14.09.2014 im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals Berlin im Haus der Berliner Festspiele statt. Die Laudatio auf Marcel Beyer hält Christina Weiss.


3. Berlin Documentary Forum, diesmal mit einer Vielzahl verschiedenster Beiträge aus dem Bereich des Films, zeitgenössischer Kunst, Performance, Architektur, Kulturgeschichte und Theorie. Einige dieser Manifestationen können noch immer im HKW oder dauerhaft auf der Website besucht werden: Zum Beispiel Michael Baers’ Online Graphic Novel An Oral History of Picasso in Palestine. Zur Online Graphic Novel...

Das Magazin des Berlin Documentary Forum beschreibt die siebzehn Projekte und beinhaltet Essays und Gespräche von und mit Stella Bruzzi, Sylvère Lotringer, Jimmie Durham, Eran Schaerf, Smadar Dreyfus, Jesse Lerner, Roee Rosen und Christa Blümlinger. Zum Magazin...

School, die großformatige audiovisuelle Installation der Künstlerin Smadar Dreyfus, die es den Besuchern möglich macht, in das Leben an Sekundarschulen in Tel Aviv einzutauchen, ist noch bis zum 14.07.2014 zu sehen. Weitere Infos: www.berlindocumentaryforum.de.

 

Kafka 2014: Heinrich Steinfest war ein braver Sohn. Bis er zum ersten Mal Kafka las - und sich entschloss, die ungeliebte Schule zu verlassen: http://www.zeit.de/zeit-magazin/2014/18/rettung-heinrich-steinfest


04.06.2014: In Hongkong erinnerten Zehntausende mit Kerzen, Feuerzeugen und anderen Leuchtmitteln an die gewaltsame Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Tian’anmen in Peking vor fünfundzwanzig Jahren. Dort herrschte erzwungene Totenstille, Sicherheitskräfte kontrollierten das Zentrum der Stadt. Was als studentischer Protest begonnen hatte, entwickelte sich rasch zu einem Volksaufstand. Der Platz des himmlischen Friedens (chinesisch 天安門 / 天安门, Pinyin Tiān'ānmén, deutsch: Tor des himmlischen Friedens) in Peking war zunächst Treffpunkt der Demonstranten und Ort vielfältiger Proteste, wurde schließlich besetzt (etwa wie letztes Jahr der Gezi-Park in Istanbul oder der Kiewer Majdan) und dann brutal geräumt. Am 3. und 4. Juni 1989 schlug das chinesische Militär die Proteste der Bevölkerung gewaltsam nieder. Bis heute ist das Schicksal tausender Menschen ungeklärt. Sie verschwanden, nachdem sie verhaftet worden waren. Vor allem im chinesischen Sprachraum wird die Bezeichnung „Zwischenfall vom 4. Juni“ (chinesisch六四事件, Pinyin liù-sì shìjiàn), kurz „4. Juni“ (chinesisch六四, Pinyin liù-sì), verwendet. (Foto: hufftingtonpost.fr)


03.06.2014: Der Schriftsteller Günter Kunert erhält in diesem Jahr für sein Gesamtwerk den mit 20.000 Euro dotierten Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein. Der 1929 in Berlin geborene Kunert gilt als einer der produktivsten Lyriker und Essayisten Deutschlands, außerdem als außerordentlich engagiert und streitbar, und lebt seit über dreißig Jahren in Schleswig-Holstein. Zuletzt erschien im Februar der Gedichband Fortgesetztes Vermächtnis im Hanser Verlag.


03.06.2014: Die schwedische Journalistin Elisabeth Åsbrink erhält den polnischen Ryszard Kapuściński-Preis in der Kategorie Beste literarische Reportage für ihr Buch Und im Wienerwald stehen noch immer die Bäume, auf Deutsch im Arche Verlag erschienen: http://www.arche-verlag.com/index.php?id=213 

 

31.05.2014: Jürgen Becker erhält den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis 2014 entschied die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. Preisverleihung: 25.10.2014 in Darmstadt. > http://www.boersenblatt.net/800027/

 

Die Frist zur Einreichung von Vorschlägen für den Kunstpreis zur Deutsch-Tschechischen Verständigung 2014  ist am 31.05.2014 abgelaufen. Gemeinsame Preisverleihung durch: Adalbert-Stifter-Verein München; Brücke/Most-Stiftung, Dresden/Prag; Collegium Bohemicum, Ústí nad Labem: Prager Literaturhaus, Internationaler Kunstverein Pro arte vivendi, Berlin; Union für gute Nachbarschaft tschechisch- und deutschsprachiger Länder, Prag. Sie findet im Herbst in Deutschland statt.

 

29.05.2014Maya Angelou ist sechsundachtzig-jährig gestorben. 1970 wurde sie mit ihrem Roman Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt international bekannt. Weitere Romane und mehrere Lyrikbände folgten. Sie war die erste schwarze Straßenbahnschaffnerin in den USA, arbeitete als Prostituierte, Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin (beispielsweise als Kunta Kintes Großmutter in der Serie Roots). Sie unterstützte Martin Luther King und Malcom X. und wurde als Schriftstellerin, später auch als Hochschullehrerin, eine der wichtigsten Stimmen der Bürgerrechtsbewegung und des Schwarzen Amerikas. 

 

27.05.2014: Den von der tschechischen Franz Kafka-Gesellschaft ausgelobten Franz Kafka-Preis 2014 erhält der chinesische Schriftsteller Yan Lianke, der mehr als zwanzig Romane und Kurzgeschichten geschrieben hat und als Meister des „absurden Realismus“ gilt. Im Oktober wird Yan den Preis in Form einer kleinen Bronzeskulptur des Kafka-Denkmals und einem Preisgeld in Höhe von 10.000 US-Dollar in Prag entgegennehmen.


BesserAnders Weniger: Ökonomie des Gemeinsamen. Böll.Thema 1/2014 – pdf:
http://www.boell.de/de/2014/05/21/boellthema-12014-seitenwechsel-die-oekonomien-des-gemeinsamen

 

Am 27.05.2014 ist Helma Sanders-Brahms, Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin nach langer Krankheit gestorben. Sie gehört zu den wichtigsten VertreterInnen des deutschen Nachkriegskinos. Ihr filmisches Werk umfasst sechzehn Spielfilme und sieben Dokumentarfilme, darunter 1974: Unter dem Pflaster ist der Strand; 1976: Shirins Hochzeit; 1980: Deutschland, bleiche Mutter; 1997: Mein Herz – Niemandem!; 2008: Geliebte Clara. „Helma Sanders-Brahms war eine radikale und engagierte Filmemacherin, die das deutsche Kino nachhaltig geprägt hat. Helma war eine große Regisseurin“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.

 

Schatzsuche im Minenfeld – Die Schwarzen Hefte: Heidegger und die Nazis, Russen und Juden – Die falsche Debatte. Von Timotheus Schneidegger. Hier der gesamte Text – fünfundvierzig Seiten – als pdf


Wissenswertes für Selbstverlage: Schreiben, Rechnen, Lektorieren und vieles mehr - die wichtigsten Informationen für Selbstverlage sind jetzt übersichtlich in einer Broschüre zusammengefasst. Laden Sie sich diese jetzt kostenlos herunter: Zum Download

 

24.05.2014: Zum Hundertsten des großen Tragik-Komikers – George Tabori: „Was ich immer erzählen muss, immer sagen muss: dass ich keine Heimat habe, dass ich ein Fremder bin, und das meine ich nicht pathetisch, sondern als gute Sache. Weil ein Schriftsteller, nach meinem Geschmack, muss ein Fremder sein.“ Deutschlandfunk, 23.10.2002. Und die NZZ schreibt 2007 in ihrem Nachruf: „All seine biografischen Adern fließen zusammen: ungarische Nonchalance, angelsächsischer Humor, amerikanische Leichtfüßigkeit, jüdische Chuzpe und mitteleuropäischer Tiefsinn. […] Und er verband die seltene Einheit von Stückeschreiber, Regisseur, Theaterleiter und, gelegentlich, Schauspieler. Ein Nachkomme Molières.“

Den Tabori-Preis für die freie kreative Szene und 20.000 Euro vergibt die Jury des Fonds Darstellende Künste an das hauptstädtische Avantgarde-Opernensemble Novoflot und einen mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis ans Berliner Kindertheater o. N.. Den undotierten Ehrenpreis erhält Sasha Waltz & Guests.  

 

24.05. - 01.06.2014: SOUNDOUT! Festival for New Ways of Presenting Literature Berlin. Hundertsechs Bewerber_innen aus insgesamt dreiunddreißig verschiedenen Ländern reagierten auf die Ausschreibung des mit 5.000 Euro dotierten SOUNDOUT! Awards, die sich an alle Literaturaktivist_innen richtete, die neue Wege gehen wollen und bereits innovative Veranstaltungsformate erarbeitet haben. Für die Auswahl der Shortlist waren folgende Kriterien entscheidend: Originalität und Innovation, Nachweis einer kontinuierlichen Arbeit, Entsprechung zwischen Gegenstand und Form der Präsentation, Realisierbarkeit mit überschaubaren Mitteln. In Abgrenzung zu Theateraufführung oder Performance sollte trotz möglicher performativer Elemente der literarische Text im Vordergrund stehen und zur Geltung gebracht werden. Fünfzig der eingesendeten Projektideen schafften es auf die Longlist, sieben davon auf die Shortlist. Diese sieben Projekte werden nun mithilfe finanzieller Unterstützung während der Festivalwoche in Berlin realisiert, das überzeugendste wird abschließend von einer internationalen Jury mit dem SOUNDOUT! Award gekürt werden. Infos: http://lettretage.de/soundout/

Lettrétage e.V., Mehringdamm 61, Kreuzberg und andere Orte


23.05.2014: Navid Kermani, Schriftsteller und habilitierter Orientalist, hat bei einer Feierstunde zum 65. Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes eine Rede gehalten, die viel Beifall erhielt. Der 1967 in Siegen geborene Kermani hat iranische Wurzeln und ist für sein wissenschaftliches und künstlerisches Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. s. hier: Navid Kermani-Rede

 

22.05.2014: Gleichstellungsprojekt Europa? Das Webdossier versammelt Analysen aus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Gefragt wird u.a.,wie die EU Gleichstellung durchsetzt. Welche Schritte wurden bisher in welchen Bereichen unternommen und wie erfolgreich waren sie? Welche Herausforderungen in der emanzipativen Gleichstellungspolitik gibt es in den nächsten Jahren?Welcher Gegenwind ist zu befürchten? http://www.gwi-boell.de/de/gleichstellung-europa

 

18.05.2014: Heute wäre W. G. Sebald siebzig Jahre alt geworden. Er starb 2001, international gefeiert, auf der Höhe seines literarischen Ruhms, und gilt als der bedeutendste deutschsprachige Autor seit den 1980er Jahren, vor allem außerhalb Deutschlands. Uwe Schütte schrieb in Freitag einen Nachruf: www.freitag.de/autoren/der-freitag/doch-kein-heiliger, wir fügen aus der von Christian Wirth liebevoll und kenntnisreich gestalteten Website www.wgsebald.de das Panorama von Prag hinzu: http://www.wgsebald.de/pragturm/turm.html und erinnern an Kafkas Lachen: http://www.wgsebald.de/KAFKA/kafka.html


17.05. 2014, 18.00 – 02.00 Uhr, Lange Nacht, Annaberg-Buchholz

Theater mit Nachbarn - 4. Lange Nacht des Gegenwartstheaters. sTermine

 

17.05.2014: Vor siebzig Jahren starb Milena Jesenská, die unerschrockene und kämpferische tschechische Journalistin, Schriftstellerin und Übersetzerin – und unterstützende Freundin Franz Kafkas – achtundvierzig-jährig im KZ Ravensbrüc.k. Für ihr Leben und Werk erhielt sie 1995 den Ehrentitel Gerechte unter den Völkern der Gedenkstätte Yad Vashem, 1996 den Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden 2. Klasse.

Jesenskás Werke: Alles ist Leben - Feuilletons und Reportagen 1919–1933. Hrsg. und mit einer biographischen Skizze versehen von Dorothea Rein. Neue Kritik, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-8015-0192-2; Neuauflage Goldmann, München 1999, ISBN 3-442-72499-6. /  Ich hätte zu antworten tage- und nächtelang. Die Briefe von Milena. Hrsg. von Alena Wagnerova. Bollmann, Mannheim 1996, ISBN 3-927901-79-2, Neuauflage bei Fischer-TB 13913, Frankfurt am Main 1999 ISBN 978-3-596-13913-2. / Nad naše síly: Češi, Židé a Němci 1937–1939: články z týdeníku „Přítomnost“. Votobia, Olomouc 1997, ISBN 80-7198-233-4

Sekundärliteratur: Margarete Buber-Neumann: Milena, Kafkas Freundin. Langen Müller, München 1977 u. 4. Aufl. 2000, ISBN 3-7844-1680-2. / Mary Hockaday: Kafka, Love and Courage - The Life of Milena Jesenská. André Deutsch Verlag, London 1995. / Franz Kafka: Briefe an Milena. Fischer, Frankfurt am Main 1987; Neuauflage 2011, ISBN 978-3-596-25307-4. / Steve Sem-Sandberg: Ravensbrück. Roman. Bender, Stockholm 2003, ISBN 91-0-010019-6. / Alena Wagnerová: Milena Jesenská. „Alle meine Artikel sind Liebesbriefe“. Biographie. Bollmann, Mannheim 1994, ISBN 3-927901-54-7. / Margret Steenfatt: Milena Jesenksá. Biographie einer Befreiung. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2002, ISBN 3-434-50215-7.


16.05.2014 – Der Georg Dehio-Buchpreis 2014 vom Deutschen Kulturforum östliches Europa geht an Barbara Coudenhove-Kalergi für ihr Gesamtwerk (s. hier: Kurz und gut) und an Ray M. Douglas für das Buch Ordnungsgemäße Überführung. Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg (s. hier: Empfehlungen). Die Preisverleihung findet am 16. Oktober 2014 in Berlin statt.  

 

Am 16.05.2014 ist Rolf Boysen vierundneunzig-jährig gestorben. Hier kann man ein Gespräch hören, dass der Bayerische Rundfunk 2008 mit dem Theaterschauspieler geführt hat. s. hier auch: Theater und Sprache

 

16.05.2014: Die multimediale Publikation A Journey of Ideas Across: Im Dialog mit Edward Said ist online: http://journeyofideasacross.hkw.de/

 

14.05.2014: Waclaw Stawny pörträtiert die polnische Roma-Dichterin Papusza, die sich selbst immer eine Zigeunerin nannte, wie die polnische Autorin Angelika Kuźniak erzählt. „Ihre Empfindsamkeit ließ Papusza über die Natur der Dinge staunen und sie bewundern. Mit eigenen Worten besang sie das unmittelbar Erlebte und Gesehene. 1949, nach einer schicksalhaften Begegnung mit dem Dichter Jerzy Ficowski, als sie etwa vierzig Jahre alt war, sind aus ihren Gesängen Gedichte geworden. Zu ihren Lebzeiten war die Lyrikerin eine Ausnahmeerscheinung, denn das Volk der Zigeuner bediente sich bis dahin kaum der Schrift, und die Frauen waren allgemein Analphabetinnen ohne irgendeine schulische Bildung." Hier im Deutschlandradio Kultur.


Wer mehr Informationen zum TTIP sucht, wird hier im Beitrag von Markus Metz und Georg Seeßlen: Geheimprojekt Freihandelsabkommen fündig. Zündfunk Generator, Bayern2


re:publica 2014Politischer denn je war die Netzkonferenz in diesem Jahr. Die Themen reichten vom NSA-Überwachungsskandal über Journalismus und das Internet der Dinge bis zum Betriebssystem Buch. Detlef Bluhm, Schriftsteller und Geschäftsführer des LV Berlin-Brandenburg, hat die re:publica für boersenblatt.net besucht: > http://www.boersenblatt.net/796027/

 

09. 05. 2014: Vor genau vierzig Jahren begann der Regelbetrieb der Prager U-Bahn, Metro. Die ersten Zügen fuhren auf der Linie C zwischen den Stationen Kačerov und Sokolovská, heute Florenc. Das Metro-Netz bestand aus einer rund sieben Kilometer langen Linie mit neun Stationen. Heute gibt es siebenundfünfzig Stationen auf drei Linien mit einem Gesamtstreckennetz von knapp sechzig Kilometern. 590 Millionen Fahrgäste wurden 2012 gezählt, 1975 waren es knapp 64 Millionen. 2015 eröffnet ein neuer Streckenabschnitt als Verlängerung der Linie A von Dejvická nach Motol. 2016 ist der Baubeginn einer neuen Linie D vorgesehen, die von Pankrác nach Písnice führen und 2022 fertiggestellt sein soll.

 

07.05.2014: Die österreichische Künstlerin Maria Lassnig ist am 06.05. im Alter von vierundneunzig Jahren in Wien gestorben. Geboren 1919 im kärntnerischen Kappel wurde sie mit Zweiundzwanzig in die Wiener Akademie der Bildenden Künste aufgenommen. In Paris lernte sie u.a. Paul Celan und André Breton kennen, später zog es sie nach New York. Als erste Frau übernahm sie 1980 eine Professur an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Bekannt wurde Lassnig mit ihren „Körpergefühlsbilder“, mit denen sie körperliche Empfindungen direkt in die Malerei übertrug, Farben nach bestimmten Zuständen auswählte und erfand: Krebsangstfarben, Schmerzfarben, Druckfarben, Spannungsfarben, Dehnungsfarben, Kälte- und Wärmefarben. Ihr Werk war wie sie: manchmal bitterböse, ironisch, kämpferisch, aber auch abgeklärt, sehnsuchtsvoll und poetisch. Zuletzt beschäftigte sie das Alter, ungeschönt etwa im Gemälde „Hospital“, das Bettlägerige im Krankenhaus zeigt. Nach vielen Auszeichnungen erhielt sie 2013 bei der Biennale in Venedig den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Marie Lassnig war bis zum Schluss nicht sentimental. „Den Tod habe ich abgelehnt und fand es eine wahnsinnige Verschwendung, dass das Leben plötzlich aus ist. Warum das Lebensende am Höhepunkt? Aber jetzt sehe ich, dass man sich von der Welt langsam entfernt. Eigentlich stelle ich mir meinen Tod sehr sanft vor.“ (© Maria Lassnig, Dreifaches Selbstporträt, gat.st)

 

07.05.2014: Die Schriftstellerin Helga Königsdorf ist am 04.05. mit fünfundsiebzig Jahren nach langer Parkinson-Erkrankung gestorben, teilte der Aufbau Verlag mit. Geboren 1938 in Gera/Thüringen als Helga Bunke. promovierte die Schwägerin von Tamara Bunke über die Stabilität stochastischer Differentialgleichungssysteme. Nach ihrer Habilitation 1972 war sie von 1974 bis zu ihrer vorzeitigen Emeritierung 1990 Professorin für Mathematik an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin. Ihre ersten Erzählungen wurden 1978 veröffentlicht: Meine ungehörigen Träume. In achtzehn Gesprächsprotokollen in Adieu DDR dokumentierte sie 1990 das Ende eines Staates. Zuletzt erschienen ihre Erinnerungen: Landschaft in wechselndem Licht.

 

ab 06.05.2014: Der Europa-Atlas der Heinrich Böll-Stiftung liefert in zwanzig Kapiteln Daten, Fakten und Zusammenhänge u.a. zu: Erneuerbare Energien und Atomstrom: ein deutscher Sonderweg? / Vertrauenssache: Wie zufrieden sind die Bürger mit der EU? / Aufmarsch der Eurokritiker: Wo sind rechtspopulistische Parteien besonders stark? / Netto-Zahler: Wer bezahlt tatsächlich am meisten in den EU-Haushalt? / Jugendarbeitslosigkeit: Welche Länder leiden am meisten? / Frauen-Power: Wo sind die meisten Frauen in Politik und Gesellschaft vertreten? / Asylpolitik: Warum steigt die Zahl der Todesfälle von Flüchtlingen in Europa? / Europäische Auslandseinsätze: Lieber zivil oder militärisch? / Machtbalance: Macht Europa Konflikte und Kriege unmöglich? / Ein bisschen Frieden: Wie fördert der Eurovision Song Contest die Europäische Identität? Der Europa-Atlas liegt der Maiausgabe von Le Monde diplomatique bei und steht ab dem 06.05.2014 zum Download zur Verfügung: www.boell.de/europa-atlas

 

Glück ist eine christliche Erfindung, die besagt: „[…] wenn man nur das Richtige tue, käme man im anhaltenden Glück an. Das ist übrigens auch eine Hollywood-Idee. Im biblischen Hebräisch gab es kein Wort für Glück, aber es gab sechs Wörter für Freude. Freude ist etwas, das kommt und geht, und ich glaube an Freude.“ Der israelische Schriftsteller Amos Oz, der am 04.05.2014 Fünfundsiebzig wurde.

 

30.04./01.05.2014 – Walpurgisnacht: Du musst verstehn! / Aus Eins mach Zehn, / und lass Zwei gehen / und Drei mach gleich - / so bist du reich! / Verlier die Vier! /Aus Fünf mach Sechs - / so sagt die Hex - / mach Sieben und Acht: / Dann ist´s vollbracht. / Und Neun ist Eins / und Zehn ist keins. / Das ist das Hexeneinmaleins!“ (Tipp: Goethe hat sich einen Reim auf´s magische Quadrat gemacht) s. hier auch die Tag-Variante: Walpurgistag

 

Zu Alexander Kluges neuem Buch 30.April 1945 Der Tag, an dem sich Hitler erschoss und die Westbindung der Deutschen begann bringt dctp.tc eine neunzig-minütige Sendung, die man hier online sehen kann: „mit Historikern und Experten wie Prof. Dr. Bernd Wegner, Prof. Dr. Bernhard R. Kröner, Dr. John Zimmermann, dem Forensiker Mark Benecke und vielen anderen. Mit Bruno Ganz, Helge Schneider und Peter Berling als Darstellern. Mit Hitlers Todeshoroskop, einem Bericht seines letzten Leibwächters und den Erlebnissen des letzten Gärtners auf dem Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg, sowie mit zum Teil unveröffentlichtem Filmmaterial.“ s. auch: Empfehlungen


30.04.2014: In den Trümmern des alten Welt-Berlins lägen die Wurzeln der neuen Musikbewegung mit dem Namen Techno, die in der deutschen Nachwende entstand und international, aber vor allem in Deutschland für Furore sorgte, meint Maike Wüllner in ihrem WDR-Feature, das man hier hören kann.  


Das Auffälligste an deutschen Medien ist zurzeit, dass Gespräche über die Ukraine prinzipiell ohne die Ukraine stattfinden. Man muss keine historischen Analogien bemühen, aber unangenehm und beschämend ist es schon, dass das Land keine Stimme bekommt. Gibt es keinen einzigen ukrainischen Journalist, keine Journalistin, keine um Objektivität bemühten Politiker_innen oder einen Diplomaten, die es Wert wären, in mindestens eine der vielen Runden eingeladen zu werden?

© Harm Bengen

Brennen ohne Kohle. Theater zwischen Niedergang und Aufbruch. Schriftenreihe Bildung und Kultur, Band 12, Hg. Heinrich-Böll-Stiftung. Mit Beiträgen von Ulf Schmidt, Patrick Wildermann, Christophe Knoch, Daniel Ris, Tina Lorenz, Alexander Karschnia, Carsten Werner und Marc Steinbach. Berlin, April 2014, 72 Seiten. ISBN 978-3-86928-125-4. http://www.boell.de/de/2014/04/28/brennen-ohne-kohle

 

Für Übersetzer_innen aus dem Deutschen war 2013 ein sehr erfolgreiches Jahr. Den prestigeträchtigen Magnesia Litera in der Kategorie Übersetzung erhielt Věra Koubová für ihre unter dem Titel Z lemu snu erschienene Nachdichtung des Lyrikbandes Traumsaum von Richard Pietraß und im Herbst ging der Staatpreis für Übersetzung an Vratislav Jiljí Slezák, hier eine Würdigung der beiden: http://www.goethe.de/ins/cz/prj/lit/buc/ueb/de12661426.htm

 

29.04.2014 – Börsenblatt-Info zum TTIP: Broschüre der Rosa-Luxemburg-Stiftung zum Freihandelsabkommen http://rosalux-europa.info/userfiles/file/TTIP_UHerrmann.pdf

 

28.04.2014Heideggers Antisemitismusausinterpretiert: Wer nicht in einer Schwarzwaldhütte in Todtnauberg hockte und ergriffen dem Klang der Kuhglocken lauschte, um sich dabei tiefsinnige Gedanken über den Untergang des Abendlands zu machen, war für Heidegger offenbar bereits verdächtig, ein apokalyptischer Reiter der Machenschaft zu sein. Noch schlimmer scheint für den beliebten Denker jedoch die Vorstellung gewesen zu sein, dass sich jemand der Grundrechenarten bediente: Eine der fixen antisemitischen Ideen bei Heidegger schreibe den Juden eine „Geschicklichkeit des Rechnens und Schiebens und Durcheinandermischens“ zu, […] eine Vorstellung, die der offenbar mathematikfeindliche Schwarzwälder Provinzphilosoph, so Trawny entsetzt, „philosophisch erschreckend weit ausinterpretiert“ habe. – Dieses Zitat stammt aus dem sehr empfehlenswerten Text von Jan Süselbeck: Halluzination eines philosophischen Rätsels. Peter Trawny und das deutsche Feuilleton wundern sich über Martin Heideggers Antisemitismus; http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=19158 - Schaudern inbegriffen! (s. hier auch seinen instruktiven Text über den TV-Dreiteiler Unsere Väter – unsere Mütter: 5 deutsche Freunde). 

Gespräch über die Werkausgabe Martin Heidegger: http://www.boersenblatt.net/794312/

 

Markus Appel und Constanze Schreiner (2014)
Digitale Demenz? Mythen und wissenschaftliche Befundlage zur Auswirkung von Internetnutzung
Psychologische Rundschau, 65

Hier gibt es den Volltext als kostenfreien Preprint.

 

25.04.2014: Alles begann wie in einer Detektivgeschichte – in einem der Kartons fand Torkel S Wächter vergilbte Postkarten, geschrieben in Sütterlin, Post von seinen Großeltern, die während des Kriegs von Hamburg nach Schweden ging. Zur Aufarbeitung des Fundes initiierte Wächter zwei Online-Projekte: »32 Postkarten« nd »on this day« (s. hier auch: Spots). Das Buch 32 Postkarten. Post aus Nazi-Deutschland. Das Schicksal einer jüdisch-deutschen Familie aus Hamburg ist gerade im Hamburger ACABUS Verlag erschienen.


23.04.2014 450. Geburtstag von William Shakespeare.; s.a. Klau: Im Netz

Pünktlich zum Geburtstag: Stefana Sabin: Shakespeare, seine Zeit, sein Werk und dessen Wirkung – auf hundert Seiten alles Wissenswerte für 5,00 Euro. Reclam, ISBN 978-3-15-019276-4

 

Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen...?

 

2014 – „Holocaust-Jahr“ in Ungarn: Gedenkfeiern waren geplant, ein neues Gedenk- und Bildungszentrum am ehemaligen Josefstädter Bahnhof in Budapest, viele dezentrale Veranstaltungen landesweit in öffentlichen Einrichtungen, notwendige Renovierung vieler Synagogen. Die nationalistische Orbán-Regierung und die rechte Regierungspartei Fidesz gedenken allerdings Anfang des Jahres erst einmal aller in der Sowjetunion gefallener ungarischer Soldaten, schließlich hätten diese auf russischen Schlachtfeldern ihre Heimat verteidigt. Richtig skandalös wird es, wenn es von Regierungsseite um die ungarische Beteiligung an der Ermordung von rund 600.000 Juden 1944-1945 geht. Die Deportationen seien den deutschen Besatzern anzulasten, vorherige Aktionen staatlicher Stellen gegen Juden hätten sich gegen Ausländer gerichtet, seien also „lediglich fremdenpolizeiliche Maßnahmen“ gewesen, der ungarische Staat könne nicht verantwortlich gemacht werden für die Verfolgung und Ermordung ungarischer Juden, heißt es nun grob geschichtsklitternd. Die Kontroversen rund um das geplante Denkmal zur Erinnerung an die deutsche Besetzung Ungarns vom 19. März 1944 bis zum Kriegsende 1945, das nun ausdrücklich an „alle Opfer“ erinnern soll, waren allerdings vorauszusehen. Falls die Regierung das Denkmal in dieser Form einweiht, wollen die Jüdischen Gemeinden und Institutionen nicht am Gedenkjahr teilnehmen. Reaktionen Orbáns und seiner Verbündeten zeigen, dass ihn das bisher kalt lässt. Man stellt die Kritik als von einem ominösen Ausland gesteuerten Angriff auf die Souveränität Ungarns dar und hat sofort die breite rechte Klientel auf seiner Seite, obwohl selbst renommierte ungarische Historiker das Denkmal für eine Geschichtsfälschung halten. Immerhin war Ungarn zwar besetzt, aber wichtiger Verbündeter Deutschlands. Der Historiker Krisztian Ungvary weist in seinem neuesten Buch über die nationalistische und antisemitische Horthy-Ära nach, wie brutal gerade ungarische Stellen gegen Juden vorgingen und die Deutschen in ihrem Fanatismus sogar zu übertreffen suchten. Hätte es diese freiwillige ungarische Unterstützung nicht gegeben, hätten zehntausende Juden vermutlich überleben können. (s. hier auch: Gespräch über Ungarn,  Capcarova: Ungarn)

http://pusztaranger.wordpress.com/2014/01/19/denkmal-der-deutschen-besetzung-in-budapest/

http://pusztaranger.wordpress.com/2014/01/22/ungarische-historiker-protestieren-gegen-denkmal-der-deutschen-besatzung/

 

1914-2014Hundert Jahre Erster Weltkrieg: Was mit einer Reihe politischer Krisen und dem Attentat in Sarajevo, mit nationalem Getöse und begeisterter Vorfreude auf phantastische Abenteuer begann, endete in sinnlosem Abschlachten, Giftgaseinsätzen und Stellungskrieg. Vier Jahre später zählte man rund siebzehn Millionen Tote und unzählige körperlich und seelisch Verkrüppelte und Versehrte. Anders als der Zweite Weltkrieg mit einer Flut von Filmen bis heute, war der Erste Weltkrieg deutlich seltener und mit geraumem Abstand Thema filmischer Auseinandersetzung: herausragend die Remarque-Verfilmung Im Westen nichts Neues von Lewis Milestones und Westfront 1918 von Georg Wilhelm Pabst (beide 1930), Die große Illusion (Jean Renoir, 1937) und Wege zum Ruhm (Stanley Kubrick, 1957), Lawrence von Arabien (David Lean, 1962) und Johnny zieht in den Krieg (Dalton Trumbo, 1971), in jüngster Zeit Merry Christmas (Christian Carion. 2005) und Gefährten von Steven Spielberg (2011).

Im Online-Portal www.europeanfilmgateway.eu kann man jetzt große Teile der Sammlungen europäischer Filmarchive zum Thema Erster Weltkrieg sehen. Über das European Film Gateway (EFG1914) sind alle in den Archiven digitalisierten Filme verfügbar. Zu den ausgewählten Filmen zählen Wochenschauen, Dokumentar- und Spielfilme sowie Propaganda. Das Material ist auch deshalb von Bedeutung, weil heute überhaupt nur noch rund zwanzig Prozent aller zur Stummfilmzeit entstandenen Filme erhalten sind. Das EFG1914 deckt somit einen erheblichen Teil der in den Archiven vorhandenen Bestände dieser Zeit ab.

 

25.04.2014: Die Autorin Stefanie Zweig ist, einundachtzig-jährig, gestorben. Als Kind jüdischer Eltern überlebte sie die Nazi-Zeit in Afrika. 1938 hatte die Familie Hitler-Deutschland verlassen und war nach Kenia ausgewandert. In den Romanen Nirgendwo in Afrika, der ein Welterfolg wurde, und Nur die Liebe bleibt, hat sie darüber geschrieben. 2003 erhielt die Regisseurin Caroline Link für die Verfilmung von Nirgendwo in Afrika einen Oscar. Der Roman Irgendwo in Deutschland erzählt von der Rückkehr 1947 und dem Haus in der Rothschildallee in Frankfurt, in dem sie und ihre Familie lebte. Die Gesamtauflage ihrer Romane beträgt über 7,5 Millionen Bücher.

 

25.04.2014: Mit einer Feierstunde im historischen Lobkowicz-Palais der Deutschen Botschaft in Prag haben MDR und Deutschlandradio das 50. Jubiläum des ARD-Studios Prag begangen.
Am 1. Mai 1964 war mit Sven Schürenberg der erste ARD-Korrespondent in Prag akkreditiert worden. Gerade in den 1970er und 1980er Jahren waren die ARD-Korrespondenten für den tschechoslowakischen Widerstand eine wichtige Brücke in den Westen. Daran erinnerte auch der Hauptredner des Abends, der ehemalige tschechische Premierminister und Ex-Dissident Petr Pithart. Am Tag vor der Jubiläumsfeier hatte MDR-Intendantin Karola Wille mit dem Generaldirektor des Tschechischen Fernsehens, Petr Dvořák, ein Kooperationsabkommen zur Vertiefung der Zusammenarbeit beider Anstalten unterzeichnet. Wille würdigte in ihrer Ansprache die brückenschlagende Funktion der Medien: „Mehr denn je kommt es darauf an, ein verlässlicher und glaubwürdiger medialer Begleiter für die Menschen in einem zusammenwachsenden Europa zu sein. Und dafür stehen wir auch mit dem ARD-Studio hier in Prag.“ (dtpa)

 

Wettbewerb  7. ZEBRA Poetry Film Festival Das ZEBRA Poetry Film Festival lädt wieder ein, Poesiefilme für den Wettbewerb 2014 einzureichen, also Kurzfilme, die auf einem Gedicht basieren. Es werden Preise im Wert von insgesamt 13.000 EUR vergeben. Deadline ist der 25.04.2014Zur Ausschreibung

Außerdem lädt das Festival ein, das diesjährige Festivalgedicht Die Liebe in den Zeiten der EU von Björn Kuhligk zu verfilmen. Die Regisseure und Regisseurinnen der drei besten Verfilmungen werden nach Berlin eingeladen, treffen den Dichter und bekommen die Möglichkeit, ihre Filme vorzustellen und zu diskutieren. Das Gedicht in Ton und in Übersetzungen finden Sie hier >>und schwarz auf weiß und als Frontex-Karte der militärischen Stützpunkte der "Festung Europa" schon mal hier: Wie ein Grenzschutz wieder  / eine Linie zieht, es muss, es / darf geschossen werden, das /muss, das darf gefilmt werden // wie erdfremd dieser Kontinent / mit Sternchen am Revers, wie der / die Abwehr aufbaut, Mutti macht / noch schnell den Abwasch // als im Süden die ersten Turnschuhe / angespült wurden, später zwei, drei /Zweibeiner gefischt wurden, es muss / es darf zurückgefeuert werden

Björn Kuhligk, *1975 in Berlin gehört zu den meist beachteten, jungen deutschsprachigen Lyrikern, Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitschriften und den Einzelbänden Es gibt hier keine Küstenstraßen (2000), Am Ende kommen Touristen (2002) und Großes Kino (2005).

  


23.04.2014 : Bedřich Utitz hat am 11.04.2014 in Prag den Arnošt Lustig-Preis für sein Lebenswerk und sein Buch Kaleidoskop mého století erhalten (dt.: Kaleidoskop meines Jahrhunderts. Die deutsche Übersetzung seiner Erinnerungen erscheinen im nächsten Frühjahr im Böhlau Verlag). Bedřich Utitz, geb.1920 in Wien, entstammt einer tschechisch-jüdischen, deutschsprachigen Familie, die ab 1931 in Prag lebte und der 1939 die Flucht aus der besetzten Tschechoslowakei nach Palästina gelang. Er kämpfte in der tschechischen Sektion der britischen Armee gegen die Wehrmacht, kam bei Dünkirchen in deutsche Kriegsgefangenschaft und entkam durch einen vom Roten Kreuz veranlassten Gefangenenaustausch gerade noch der weiteren Internierung durch die Deutschen und damit der Entdeckung seiner Identität als tschechischer Jude. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde Utitz Journalist, arbeitete eine Zeitlang auch im – in Sektoren geteilten – Berlin, war dann als Rundfunk-Redakteur am Wiederaufbau des Tschechischen Radios beteiligt und wurde bald Chefredakteur des deutschsprachigen und ausländischen Programms des Senders. Anfang der 1960er wurde er ausgerechnet nach Kuba 'strafversetzt', weil er zu unbequem war, man ihn aber wegen seiner vielfältigen Verdienste nicht vollkommen kaltstellen konnte, war anschließend maßgeblich am Zustandekommen des Prager Frühling 1968 beteiligt und musste, als die Panzer des Warschauer Pakts durch Prag und die gesamte Tschechoslowakei rollten, das Land verlassen. Von da an lebte er in Köln, arbeitete weiter als Journalist für Radio und Printmedien und kehrte nach 1989 wieder nach Prag zurück. Sein kämpferisches Herz, seinen Widerstandsgeist, seine Erzählfreude, gepaart mit einem wunderbaren Humor,  hat er sich bis heute erhalten. Wir gratulieren! Bilder der Preisverleihung: 

http://cisok.rajce.idnes.cz/Slavnostni_predavani_Ceny_Arnosta_Lustiga_za_rok_2013,_11._dubna_2014

 

17.04.2014: Gabriel García Márquez, der kolumbianische Literaturnobelpreisträger von 1982 (für seine Werke, „in denen sich das Phantastische und das Realistische […] vereinen, die Leben und Konflikt eines Kontinents widerspiegeln“), starb siebenundachtzig-jährig in seinem Haus in Mexiko City. Seine millionenfach verkauften Romane Chronik eines angekündigten Todes, 1981, Die Liebe in den Zeiten der Cholera, 1985 oder Von der Liebe und anderen Dämonen, 1994 vertieften seinen weltweiten Ruhm, der 1967 mit Hundert Jahre Einsamkeit begonnen hatte, das sich rund dreißig Millionen Mal verkaufte. Dieses ungewöhnliche Werk zeugte von einer so unbändigen Lust am Erzählen und Phantasieren, von außergewöhnlicher Fabulierkunst und Leidenschaft, und verknüpfte Stilmittel des sog. Magischen Realismus Lateinamerikas mit höchst realen historischen Ereignissen, was García Márquez im spanischsprachigen Raum nicht nur zu einem höchst poetischen, sondern immer auch zu einem politischen Schriftsteller machte. Während des Umsturzes in Kuba hatte er 1959 als Journalist über die Revolution berichtet, sich mit Fidel Castro angefreundet und diese Freundschaft nie aufgekündigt. In den Zeiten der Juntas in Südamerika ging er jedoch nicht nach Kuba, sondern ins Exil nach Spanien. Politische Kommentare eines engagierten Autors waren auch die reportageartigen Bücher Die Abenteuer des Miguel Littín, 1986 (über die Pinochet-Diktatur in Chile) und Nachricht von einer Entführung, 1996 (über die kolumbianische Drogenmafia). Er schrieb selbst einige Drehbücher, nach vielen seiner literarischen Vorlagen wurden Filme gedreht. Viel Sympathie brachte ihm nach der Verleihung des Literaturnobelpreises darüber hinaus sein (nachahmenswerter!) Aufruf an andere Jurys ein, in Zukunft nicht ihm, sondern jungen AutorInnen Preise, also Auszeichnungen und Gelder, zukommen zu lassen. Das Preisgeld des Nobelpreises investierte Márquez in die Gründung der Tageszeitung El Otro; 1998 wurde er Mitbesitzer der Zeitschrift Cambio
„Das Leben ist nicht das, was man gelebt hat, sondern das, woran man sich erinnert und wie man sich daran erinnert – um davon zu erzählen“, lautet das Motto seiner 2002 erschienenen Memoiren Leben, um davon zu erzählen. Seit etwa 2011 litt Márquez an Demenz, Erinnerungen bewahrte er nur noch in seinem Inneren auf.

 

17.04.2014Typisch Ost, typisch West? Weit gefehlt. Europa ist vielfältiger, als es die Klischees vermuten lassen. Das zeigt das erste ostpol.de-Datenprojekt Angekommen in Europa – eine interaktive Europa-Karte zum zehnten Jahrestag der EU-Osterweiterung. Sie veranschaulicht anhand von Themen wie Korruption oder Frauenquoten, Zigarettenpreisen oder Apfelernten die Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre in den „alten“ und „neuen“ Mitgliedstaaten. Infos: www.ostpol.de


16.04.2014: n-ost hat ein Themenheft zusammengestellt: Osterweiterung – Zehn Jahre in der EU
116 Seiten, Preis: 8 Euro inkl. Versandkosten innerhalb Deutschlands
» hier bestellen
Digitalversion mit zusätzlichen Bildstrecken und Audioslideshows (3,99 Euro)
» hier bestellen. Außerdem auf ostpol.de:» digitale Europakarte, » Audioslideshows von den EU-Außengrenzen. Pressekontakt: themenheft@ostpol.de

 

16.04.2014: Der bedeutendste tschechische Literaturpreis Magnesia Litera wird seit 2002 in insgesamt neun Kategorien vergeben. Hauptpreis Buch des Jahres 2014: Průvodce protektorátní Prahou / Führer durch Prag unter dem Protektorat von Jiří Padevět. Geschildert wird die Atmosphäre Prags während der nationalsozialistischen Besetzung, der Alltag der Bevölkerung und politische Ereignissen wie das Attentat auf SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich im Jahr 1942 (s. hier: Henker von Prag). Prosa: Skutečná událost / Eine wahre Begebenheit von Emil Hakl. Lyrik: Chůze po dunách / Gang durch die Dünen von Kateřina Rudčenková. Verlegerische Tätigkeit: das fünfzehnbändige Geschichtswerk Velké dějiny zemí Koruny české / Große Geschichte der Länder der Böhmischen Krone des Prager Verlags Paseka. Leserpreis: Po strništi bos / Barfuß über das Stoppelfeld von Zdeněk Svěrák.

 

Wie berichtet hat der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš, ein Autor, der in Deutschland zu den populäreren Autoren aus Mittel- und Osteuropa gehört, den Usedomer Literaturpreis erhalten: „Dem Autor gelingt es, seine Leser in absurde Welten des tschechischen Alltags zu entführen und diese sind – das ist sein literarisches Verdienst – bereit, ihm zu folgen. Immer wieder versteht es Jaroslav Rudiš, schelmenhaft Grenzen in den Köpfen zu überwinden, gewürzt mit wunderbarer Ironie“, heißt es in der Begründung der Jury. Zuletzt lief der Animationsfilm Alois Nebel im Kino, kürzlich erschienen ist Vom Ende des Punk in Helsinki.  

 

František Černý im Radio Bayern 2: Der Vorsitzende des Verwaltungsrates des Prager Literaturhauses spricht über seine Tätigkeit als Botschafter in Berlin, über tschechische Literatur, sprachliche Germanismen und darüber, dass Tschechien und Deutschland nicht nur geographische Nachbarn sind. Die Radio-Talkshow ist unter diesem Link verfügbar.

 

Auf der Website der Heinrich Böll-Stiftung gibt es politische Einschätzungen und Hintergründe aus den Büros vor Ort: Brüssel, Warschau, Prag, Istanbul, Thessaloniki, Tbilissi, Moskau, Kiew, Belgrad, Sarajevo, Zagreb und Washington: http://www.boell.de/europapolitik


Der Deutsche Preis für die politische Karikatur geht an Thomas Plaßmann, Karikaturist der Berliner Zeitung, s. http://www.mitspitzerfeder.de/

 

Das Literaturfestival Eventi Letterari Monte Verità in Ascona stand unter dem Motto Utopien und Dämonen. Von Utopien wollten die Schriftsteller mit osteuropäischen Biografien nichts wissen, schreibt Rüdiger Schaper im Tagesspiegel: „Das Wort ist ideologisch verdorben. Herta Müller, die Nobelpreisträgerin, lässt nur das Adjektiv gelten - utopisch. Also: Etwas funktioniert nicht. Péter Nádas sieht es genau so, er sagt: 'Von Utopien bin ich geheilt, für immer. Leider.' Durs Grünbein verbrachte seine Kindheit in Hellerau, der Künstlerkolonie bei Dresden, einer utopischen Gründung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch zwischen Hellerau und dem Monte Verità waren Fäden geknüpft. Grünbein hat das Graue aller Realität in seinen frühen Poemen über die DDR schlagend beschrieben. Er empfindet Utopie als 'Planung von Verlust, von Einschränkung, Umerziehung, Gewalt.'“ In der NZZ berichtet Barbara Villiger Heilig vom Festival.

 

14.04.2014: Den Pultizer-Preis für die Aufdeckung des Abhörskandals um den amerikanischen Geheimdienst NSA erhielten die amerikanische Ausgabe des britischen Guardian und die Washington Post, weil sie das Material des Informanten Edward Snowden veröffentlicht hatten. Die prestigeträchtigen Trophäen werden in vierzehn Kategorien vergeben: neben dem Journalismus auch für die Bereiche Theater, Musik, Lyrik, Belletristik und Sachbuch. Die Schriftstellerin Donna Tartt wurde für ihren Roman Der Distelfink (The Goldfinch) ausgezeichnet, Annie Baker erhielt einen Preis für ihr Drama The Flick, Vijay Seshadri für den Gedichtband 3 Sections, John Luther Adams für seine Komposition Become Ocean.

 

09.04.2014: Unter www.eutopiamagazine.eu haben vier Verlage Eutopia, ein mehrsprachiges Online-Magazin für gesamteuropäische Fragen, freigeschaltet. Führende Intellektuelle, Publizisten und Wissenschaftler sollen „unabhängig und provokativ“ zu europäischen Fragen Stellung nehmen. Kooperationspartner sind die Editori Laterza in Italien, die Éditions du Seuil in Frankreich, Editorial Debate in Spanien und der S. Fischer Verlag in Frankfurt. Die Beiträge erscheinen – wie etwa bei Eurozine – jeweils in der Originalsprache und in englischer Übersetzung. Das Magazin erscheint monatlich – Schwerpunktthema der ersten Ausgabe ist Immigration.

Gastautor Yaroslav Hrytsak schreibt über die Stigmatisierung der Ukrainer als „Faschisten“.

 

Am 08.04.2014 starb neunundachtzig-jährig der Schriftsteller Karlheinz Deschner. Mit seiner radikaler Kirchenkritik wurde er bekannt, in der Kirche sah er vor allem eine kriminelle Macht: Kriminalgeschichte des Christentums, s. hier Aphorismen: Karlheinz Deschner

 

Deutschland und der Völkermord in Ruanda von Sarah Brockmeier, April 2014.

Vor zwanzig Jahren töteten radikale Hutu in rund hundert Tagen von April bis Juli 1994 mehr als 800.000 Tutsi und moderate Hutu. Deutschland war zum Zeitpunkt des Genozids in Ruanda enger mit dem Land verbunden als mit den meisten anderen afrikanischen Ländern. Ernüchternd ist daher das Ausmaß der deutschen Zurückhaltung vor, während und nach dem Völkermord. Hintergrundmaterial: http://www.boell.de/de/2014/04/07/deutschland-und-der-voelkermord-ruanda

Fachkontakt: Kirsten Maas-Albert, Referentin Afrika, Heinrich Böll Stiftung, maas-albert@boell.de

Pressekontakt: Ramona Simon, Pressesprecherin, simon@boell.de

 

Der 8. April ist der Internationale Tag der Roma. An diesem Tag trafen sich 1971 zum ersten Mal Roma-Repräsentanten aus fünfundzwanzig Ländern, gründeten die Romani Union und beschlossen, beleidigende Fremdzuschreibungen durch den Namen „Roma“ zu ersetzen. Sie entwarfen eine gemeinsame Flagge, die blau und grün ist, mit einem roten Rad in der Mitte. Aus Anlass des Internationalen Roma-Tages treffen sich fünfzig Roma-Jugendliche aus Deutschland und Tschechien und präsentieren am 08.04.2014 ab 20.00 Uhr die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit im Berliner Gorki-Theater: ein Forum-Theater-Stück, Musik des Freiburger Heim-und Fluchtorchesters und eine Video-Live-Performance, mit anschließender Party. Der Bundes Roma Verband lädt zusätzlich zu einer Demonstration gegen Rassismus und für das Bleiberecht der Roma aus Ex-Jugoslawien ein. Die Roma-Generation 2.0, im Bereich der politischen Bildung und partizipativen Demokratie aktiv, ist ein binationales Jugendprojekt, das vom EU-Programm Jugend in Aktion und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds unterstützt und mit den Kooperationspartnern aus Tschechien (Slovo 21) und Deutschland (Bundes Roma Verband, Element 3, Kuringa) durchgeführt wird. Insgesamt gibt es sechs lokale Gruppen von jungen, aktiven und engagierten Roma und Nicht-Roma, die mittels eines Projektblogs, das ebenfalls am 08.04.2014 feierlich gestartet wird, miteinander verbunden sind. Ob online, auf der Bühne oder auf der Leinwand: Die Generation 2.0 will sichtbar werden und mitreden. Eins der Highlights des anderthalbjährigen Projekts, das bis Februar 2015 läuft, ist das internationale Treffen in Berlin. Selbstverständlich wird alles von den Jugendlichen dokumentiert und bei Radio Corel veröffentlicht. Infos: romatrial.org, roma-autoren.de, radio-corel.de (s. auch: Termine)

Mit sechsundzwanzig Jahren hörte sie vom Ausbruch des Jugoslawien-Kriegs und fuhr im Auftrag ihrer Fotoagentur dorthin, um das Geschehen (die Greuel, die Massaker und den erzwungenen Alltag dazwischen) so präzise wie möglich zu bebildern, nicht aus Voyeurismus, sondern als Aufforderung (an sich, an andere) genau hinzuschauen und nicht zu vergessen. Die Bilder von Frauen und Kindern im Balkan-Krieg machten sie berühmt. Ihr Motto war stets: „Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt.“ Auf ihrer Homepage www.anjaniedringhaus.com sind Fotos der meisten Kriegsgebiete dieser Welt dokumentiert. Das grässliche Gesicht des Krieges, das Elend und Grauen, die Verzweiflung und Erschöpfung spiegeln sich immer in den Gesichtern der Menschen: Soldaten, Kämpfer, Zivilisten, Opfer, Angehörige, oft Frauen und Kinder. 2011 in der großen Ausstellung von C/O Berlin konnte man ihre Nähe zu den von ihr Porträtierten spüren: packend, anrührend und beharrend zugleich. Für diesen einzigartigen Blick, z.B. sichtbar in den Aufnahmen vom Häuserkampf um Falludscha, bekam sie 2005 den Pulitzer-Preis. Sie wollte jetzt mit ihrer Kollegin Kathy Gannon über die Wahlen – und die Vorbereitungen darauf – in Afghanistan berichten. Schon mehrmals verwundet, wurde sie am 04.04.2014 von einem afghanischen Polizisten erschossen, Kathy Gannon schwer verletzt. Anja Niedringhaus wurde achtundvierzig Jahre. Film: //youtube.com/watch?v=Hpv5TaSL2dI (Foto: Vor den Wahlen in Kandahar, © Anja Niedringhaus)

 

04.04.2014: Der slowenische Staatspräsident Borut Pahor bestätigte nach einem Treffen mit Tschechiens Staatsoberhaupt Miloš Zeman in Ljubljana, dass zukünftig Slowenien und Österreich an den Ländertreffen der Visegrád-Gruppe (Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn) im Rahmen der sogenannten Visegrád plus teilnehmen werden. Eine Analyse hatte ergeben, dass eine Reform der Gruppe notwendig sei, um in Zukunft erfolgreich agieren zu können. Darüber hinaus sollten sich alle Nicht-Euro-Länder so stark wie möglich an den Mechanismen der Eurozone beteiligen und einen gemeinsamen Kandidaten für eine bedeutende Funktion innerhalb der EU nominieren. čtk

 

02.04.2014: Urs Widmer ist tot. Der Schweizer Schriftsteller, Dramatiker und Hörspielautor starb nach schwerer Krankheit im Alter von fünfundsiebzig Jahren in Zürich. 1938 in Basel geboren, galt er „als einer der vielseitigsten und erfolgreichsten Schweizer Schriftsteller der Generation nach Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch und zählt über die Grenzen der Schweiz hinaus zu den bekanntesten deutschsprachigen Gegenwartsautoren“, schreibt der Diogenes Verlag, bei dem Widmer fast alle seine Bücher veröffentlichte. Widmer schloss sein Studium der Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris 1966 mit einer Promotion über die deutsche Nachkriegsprosa ab. Danach arbeitete er als Verlagslektor im Walter Verlag, Olten, und im Suhrkamp Verlag, Frankfurt. Mit anderen Lektoren des Suhrkamp Verlags gründete er 1968 den Verlag der Autoren. Zu seinen bekanntesten Werken zählen u.a. die autobiografisch gefärbte Trilogie Der Geliebte der Mutter (2000), Das Buch des Vaters (2004) und Ein Leben als Zwerg (2006). Darin verknüpft Widmer individuelle Schicksale mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Widmer veröffentlichte rund drei Dutzend Erzählungen, Romane, Theaterstücke, Essays, Märchen, Klassiker-Nacherzählungen und Poetik-Vorlesungen und erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Friedrich Hölderlin- und den Schweizer Literaturpreis. Er wechselte gekonnt die Tonlagen, benutzte Ironie und Satire als Stilmittel und verwob sie mit surrealer und realistischer Präzision. Der hier kürzlich veröffentlichte Essay von Marie-Luise Wünsche befasst sich mit den fantastischen Schreibweisen in Widmers Roman Herr Adamson, s.: Marie-Luise Wünsche

 

02.04.2014: Für den LiBeraturpreis 2014, der von der Gesellschaft Litprom ausschließlich an Frauen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Arabischen Welt vergeben wird, wurden sechs Autorinnen nominiert: Raja Alem – Saudi-Arabien: Das Halsband der Taube,Unionsverlag; Sema Kaygusuz – Türkei: Schwarze Galle, Matthes & Seitz; Hiromi Kawakami – Japan: Bis nächstes Jahr im Frühling, Hanser; Jamaica Kincaid – Antigua/USA: Die Autobiografie meiner Mutter, Unionsverlag; Ana Paula Maia – Brasilien: Krieg der Bastarde, A1 Verlag; Kettly Mars – Haiti: Vor dem Verdursten, litradukt. Aus dieser Shortlist alle Litprom-Mitglieder sowie die Mitglieder des Anderen Literaturklubs aus Deutschland und der Schweiz (insgesamt 1.500) die Preisträgerin wählen. Näheres: auf der Litprom-Website. 

 

01.04.2014: Milan Kundera wird fünfundachtzig! *1929 in Brno / Brünn, Tschechoslowakei, lebt der Schriftsteller seit 1978 in Frankreich und schreibt seit 1993 auch auf Französisch. Bekannt wurde er 1969 mit dem dreibändigen Prosawerk Das Buch der lächerlichen Liebe. Das kommerziell erfolgreichste (aber nicht das beste) Buch Kunderas ist Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins von 1984. Seit 1993 schreibt Kundera auf Französisch. In Tschechien ist ein Großteil seines Werkes bis heute nicht erhältlich. Empfehlenswerte Werke u.a.: Das dreibändige Prosawerk Das Buch der lächerlichen Liebe – Směšné lásky, erschienen 1963, 1965 und 1968; Der Scherz – Žert, 1965/67; Das Buch vom Lachen und Vergessen – Kniha smíchu a zapomnění, 1978; Die Unsterblichkeit – Nesmrtelnost, 1990 und: Die Langsamkeit – La lenteur, 1994.

Milan Kunderas Essay Die Tragödie Mitteleuropas erschien vor dreißig Jahren – in Eurozine erinnert Jonathan Bousfield daran, auf Englisch als pdf : „Für den in Litauen geborenen Polen Czesław Miłosz umfasste Mitteleuropa den gesamten Landstrich, der sich vom 'barocken Vilnius' im Norden bis zum 'mittelalterlichen Renaissance-Dubrovnik' im Süden zog und ungefähr alles einschloss, was östlich von Deutschland lag und von seinem kulturellen Erbe her katholisch oder jüdisch geprägt war. Auch wenn der ethnische Pluralismus Mitteleuropas hochgehalten wurde, herrschte zugleich eine sehr klare Ansicht darüber, was es nicht war: christlich-orthodox, islamisch oder russisch. Nicht jeder mochte den Begriff. Der österreichische Schriftsteller Peter Handke sah in Mitteleuropa nichts weiter als einen 'meteorologischen Begriff'. Der ungarische Erzähler Péter Esterházy erklärte 1991, dass ein Schriftsteller 'einer Sprache angehört, nicht einer Region'. Jugoslawiens Danilo Kiš trat vorsichtig auf, als er 1987 schrieb, dass die Vorstellung von einem mitteleuropäischen Kulturraum heutzutage vielleicht im Westen verbreiteter sei 'als in den Ländern, die logischerweise dazugehörten'.“

 

01.04.2014: Die Deutsche Digitale Bibliothek ist online: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/

 

01.04.2014: Ja zur Atomkraft: Laut dem tschechischen Premierminister (ČSSD) Bohuslav Sobotka wird es den Ausbau eines fünften Blocks im Atomkraftwerk Dukovany in Mähren geben. Im Rahmen einer Diskussion mit Schülern in Třebíč betonte er: „Wir werden unter Berücksichtigung der technischen und sicherheitsspezifischen Parameter für die Laufzeitverlängerung der Blöcke in Dukovany plädieren[...]. Aber gleichzeitig sollte auch mit der Arbeit an der Vorbereitung des Baus eines neuen Blocks begonnen werden“. Dukovany südöstlich von Brünn ist neben Temelín der zweite tschechische Atommeiler. Die Laufzeit der bestehenden Blöcke des AKW Dukovany, das bereits achtundzwanzig Jahre in Betrieb ist, soll zunächst bis 2025 und dann bis 2035 verlängert werden. Sobotka unterstrich, dass Tschechien sein Recht verteidigen werde, selbst über seine Energiequellen zu entscheiden: „Wir müssen auf der Möglichkeit der Weiterentwicklung der Atomenergie bestehen, weil es effektiv ist“. Der Vergabewettbewerb für den Ausbau des AKW Temelín ist zurzeit ins Stocken geraten, weil der Staat keine Abnahmegarantien geben will. čtk  

 

28.03.2014: Auf Arte  ist der Film Burning Bush zu sehen, der die Ereignisse rund um die Selbstverbrennung Jan Palachs und nach seinem Tod am 19.02.1969 nachzeichnet (Hier in der Mediathek von Arte und unter: Termine) - 

 

Prague spring ´68 Sofia summer, 2008 – Dokfilm von Nayo Titzin zeigt den Prager Frühling und die Besetzung im August 1968 – von Sofia, Bulgarien aus gesehen: 

 

„[Ü]ber den Köpfen schwebt in Form von Zigarettenrauch das große Fragezeichen des Absurden und Wunderbaren im menschlichen Leben“. Hrabal. Foto: imago-stock&people 

 

28.03.2014 - 100. Geburtstag von Bohumil Hrabal, der als einer der bedeutendsten tschechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gilt. Geb. in Brünn, Kindheit und Jugend in Nymburk an der Elbe, Jurastudium in Prag, bis die tschechischen Hochschulen von den NS-Protektoratsbehörden geschlossen wurden; in den 1940er Jahren Fahrdienstleiter auf einem Provinzbahnhof, nach 1948 Stahlarbeiter in der Poldi-Hütte in Kladno, in den 1950er Jahren Arbeiter in einer Altpapierpresse und Kulissenschieber in einem Theater an der Prager Peripherie. Ab 1962 freier (und schnell berühmt werdender) Schriftsteller, der – nach 1968 mit Publikationsverbot belegt – ab 1975 wegen der kommunistischen Zensur nur sehr eingeschränkt veröffentlichen konnte. Er lebte im Prager Industrievorort Libeň und in Kersko, Orte, die er auch literarisch verewigte. Nach dem Sturz aus einem Fenster starb er am 03.02.1997. Dass Hrabals Werk auch im Ausland schnell bekannt wurde, ist nicht allein den Verfilmungen zu verdanken, sondern vor allem den vielen Übersetzungen; allein an den Übertragungen ins Deutsche wirkten im Laufe der Jahrzehnte mehrere Übersetzer. - In seinem Werk hat er auch die Peripetien der tschechischen respektive böhmischen Geschichte dargestellt und dabei seine Erfahrungen aus der Zeit des Protektorats, des Krieges und der Nachkriegszeit einfließen lassen. Treten „seine“ Deutschen auch häufig in negativen Rollen, als Protektoratsbeamte und SS-Leute auf, so beschreibt er sie doch nicht aus einer anklagenden Haltung heraus. In seiner autobiographischen Trilogie Hochzeiten im Hause gestaltete er auch das Schicksal seiner Frau Eliška, die einer sudetendeutschen Familie entstammte.

Veranstaltung: 27.03.2014, 19.00 Uhr. Kulturforum im Sudetendeutschen Haus, München, Hochstr. 8. Vorbereitung und Moderation: Anna Knechtel, M.A, mit Franz Peter Künzel, dem „dreifachen Diener der Literatur“, *1925 in Königgrätz/ Hradec Králové, Besuch deutscher wie tschechischer Schulen; nach dem Krieg im Verlagswesen tätig, unter anderem als Cheflektor des Kindler Verlags, Präsident der Künstlergilde Esslingen und ab 1985 Herausgeber der Europäischen Kulturzeitschrift Sudetenland. Seit den 1950er Jahren Übersetzung tschechischer Literatur ins Deutsche, darunter Werke von Vladislav Vančura, Milan Kundera, Václav Havel und Jaroslav Seifert. (www.stifterverein.de) (s. auch Termine)

 

Berlinale-Leiter Dieter Kosslick hat auf dem 21. Febiofest in Prag den Ehrenpreis Kristian erhalten, mit dem das Filmfestival besondere Verdienste für das Weltkino honoriert. „Er ist ein visionärer Mann, dem es auch gelingt, seine Ideen umzusetzen“, lobte Programmleiterin Hana Cielova in einer Presseerklärung.  

 

27.03.2014: Helena Válková, die neue tschechische Justizministerin, hat in einem Gespräch mit dem Internetportal www.Echo24.cz fast ihr ganzes Land gegen sich aufgebracht und für viel Wirbel gesorgt, als sie sich u.a. zu der Nachkriegsvertreibung der Sudetendeutschen äußerte. Ganzer Artikel: http://www.welt.de/politik/ausland/article126225238/So-schlimm-war-es-im-Protektorat-nun-auch-nicht.html

 

27.03.2014: Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds (http://www.zukunftsfonds.cz) wird zweihundertelf Projekte in einer Gesamthöhe von rund 990.000 Euro unterstützen. Gefördert werden u.a. Initiativen zur Drogenprävention im Rahmen des aktuellen Thema des Jahres, Publikationen zu Vladimír Holan und Jan Hus, die größte Ausstellung zur Zwangsarbeit, die bisher gezeigt wurde, ein Firmengründer-Projekt für Fachschüler aus beiden Ländern sowie die kulturelle Zusammenarbeit in Kunst, Musik und Theater. Bundeskanzlerin Merkel und der tschechische Premier Sobotka haben Mitte März in Berlin erneut versichert, dass der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds auch über das Jahr 2017 eine wichtige Rolle in den bilateralen Beziehungen spielen soll. „Wir freuen uns, dass die Politik die Chancen erkennt, die in der engen Zusammenarbeit unserer Bürger liegen“, erklärte der wiedergewählte Verwaltungsratsvorsitzende Albrecht Schläger. „Das Thema des Jahres 2014 – die Förderung der Drogenprävention – ist ein Beispiel dafür, wie notwendig eine über die Grenzen aktive Bürgergesellschaft ist“, ergänzte die Ko-Vorsitzende Kristina Larischová. (dtpa/mt)

 

Anlässlich der aktuellen deutschen Diskussion steht jetzt ein Dossier zu moderner Kinderliteratur zur Verfügung: 
http://heimatkunde.boell.de/vorurteilsbewusste-kinderliteratur-jenseits-hegemonialer-weltbilder

 

Im Vorfeld des EU-Klimagipfels erscheint der Report: Greening the Heartlands of Coal in Europe Einblicke in einen polnisch-tschechisch-deutschenDialog zu Energiefragen. Die drei Länder haben energiepolitisch eines gemein: Ihre Abhängigkeit von der Kohle. Allerdings verfolgen sie sehr unterschiedliche Strategien im Umgang mit dieser Abhängigkeit. Von Raffaele Piria / Ko-AutorInnen: Aleksandra Arcipowska, Camilla Bausch, Paul Hockenos, Sascha Müller-Kraenner, Jan Ondřich: http://www.boell.de/en/2014/03/18/greening-heartlands-coal-europe

Der Report ist auf Englisch, die Kurzfassung und Empfehlungen auch auf Deutsch erhältlich:

http://www.boell.de/sites/default/files/uploads/2014/03/kurzfassung_deutsch_greening_the_heartlands_of_coal.pdf

 

21.03.2014 – Der österreichische Dramatiker und Schriftsteller Peter Handke erhält den norwegischen Ibsen Award 2014. Der mit umgerechnet rund 300.000 Euro dotierte Theaterpreis wird am 21.09.2014 beim Ibsen Festival im Nationaltheater in Oslo überreicht. Er, der „bedeutendste Epiker des Theaters“, wird für ein Werk ausgezeichnet, das laut Jury „beispiellos in seiner formalen Schönheit und brillanten Reflexion“ sei. Die Aufführung von Handkes Immer noch Sturm wird das Festival beschließen. Der mit 2,5 Millionen Norwegischen Kronen dotierte Ibsen Award wurde 2007 von der Norwegischen Regierung begründet. Aktuell wird er alle zwei Jahre vergeben. Die bisherigen Preisträger waren: Peter Brook (2008), Ariane Mnouchkine (2009), Jon Fosse (2010) und Heiner Goebbels (2012). http://www.internationalibsenaward.com

 

Michel Leiner, der Mann, der seit den 1970er Jahren für die innovative, ausdruckstarke Gestaltung der Bücher vom Stroemfeld / Roter Stern Verlag verantwortlich, neudeutsch also Art Director war, ist am 16. März 2014 einundsiebzig-jährig gestorben. 2012 gab es eine Retrospektive. u.a. seines Filmschaffens, eine Hommage, gewidmet den FilmemacherInnen Michel Leiner, Reinhard Kahn und dem Kollektiv Epplwoi Motion Pictures (Reinhard Kahn, Michel Leiner, Jeanine Meerapfel, Ingeborg Nödinger, Rolf Scheimeister, Pavel Schnabel, Klaus Werner, Marion Zemann). Nach dem Filmstudium bei Alexander Kluge in Ulm kamen Kahn und Leiner 1968 nach Frankfurt. Ihre Filme sind Zeugnisse eines zeit- wie filmgeschichtlichen Aufbruchs, als Buch erschienen unter: Nau, Peter: Die Filme von Reinhard Kahn und Michel Leiner, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-87877-967-4.

Stroemfeld Verlag, Holzhausenstraße 4, 60322 Frankfurt am Main. www.stroemfeld.com

 

Über Sibylle Lewitscharoff ist schon einiges geschrieben worden, der Suhrkamp-Verlag, distanzierte sich sogar von seiner Autorin. Weniger aufgeregt sind dieses 3sat-Interview mit Robert Koall, der Essay vom Wuppertaler Pastoralreferent Dr. Werner Kleine, der die Sache mit der Onanie nochmal theologisch bearbeitet und der Artikel von Jens Bisky: http://www.sueddeutsche.de/kultur/lewitscharoff-und-die-kuenstliche-befruchtung-kurzes-zischen-im-hirn-1.1907230

Auf der litCologne 2014 verteidigte sie abermals ihre Positionen zur künstlichen Befruchtung, wollte sich aber generös von drei – vier Worten („Halbwesen“ und so) trennen (vermutlich der Öffentlichkeit geschuldet und damit ihrer potentiellen Kundschaft). Zwar falsch, aber wirkmächtig brachte sie wieder den Nationalsozialismus ins Spiel (mit ihrem Begriff der „Menschenzucht“ für in vitro-Fertilisation), verschärfte die Gangart jedoch gleich, indem sie ihn – küchenpsychologisch geschüttelt und ideologisch ge- und verrührt – erneut mit der Frauenbewegung der 1970er Jahre verband. Ein Großteil der Frauenbewegung, namentlich der quasi in die Berliner Petrischale geworfenen, habe sich aus dem Geiste des NS entwickelt und wurzele in ihm, was sie selbst hautnah erlebt haben will im Dickicht der Brutstätten von feministisch kontaminiertem, hoch schießendem Unkraut, das sich mangels Gegengiften zu weiterem Wildwuchs, einem Homunculus gleich oder  einer fleischfressenden Pflanze, entwickeln konnte. „Selbst-Ermächtigung“ (und dazu noch von Frauen) ist ein Wort, das ihr in diesem Zusammenhang - nach vierzigjähriger Verspätung, aber medial höchst produktiv einsetzbar - jetzt immer wieder schaudernd einfällt und in ihr ebenfalls nur Abscheu und Ekel hervorruft. Sie konzediert (warum eigentlich, denn es ist doch mehrheitlich die Altersgruppe der unter Vierzigjährigen, die sich der neuen Möglichkeiten bedient), heute hätten junge Frauen nichts mehr damit zu tun: „Aber […] ich bin ja älter auch – also das, was am Anfang so los war. Das hatte für mich eine klare Schlagseite auch dahingehend. Und zwar in dem Sinne, dass natürlich diese entsetzliche Kriegserfahrung die Frauen auch allein gelassen hat, also […] viele Männer waren im Krieg oder verschollen. Die Frauen mussten übernehmen, und viele Mütter waren im BDM gewesen, und vieles davon ist einfach auch auf merkwürdigen Schleichwegen in die Anfänge der Frauenbewegung herein geraten. Heute glaube ich nicht mehr, dass das so virulent ist.“ Ihre Denke ist sehr (und überraschend) einfach gestrickt und bleibt darüber hinaus national beschränkt, denn die von ihr so gescholtene Frauenbewegung war international und die von ihr verteufelten Reproduktionstechniken wurden in anderen Ländern entwickelt und werden bis heute dort oft sehr viel freizügiger gehandhabt als in Deutschland. Die versprochene Kritik des Machbaren ist damit nicht einmal im Mindesten tangiert. Merke: Wer Schlagseiten bei anderen bemerkt, bringt sich, rückwärts durch dunkle Fahrwasser rudernd, durch vermutete Abkürzungen auf Umwege geratend und in falschen Kanälen irrend (auf merkwürdigen Schleichwegen und in düsteren Gedankengängen gefangen, dort wo es so schön zischt und raunt und  rauscht), schnell selbst in Schieflage und – ach, dahin gehend! – zum Kentern. (s hier unten auch unter 07.03.2014)

 

17.03.2014: Die ersten Bände der neuen Digitalen Reihe der Graduierungsschriften der wissenschaftlichen Internetplattform Osteuropa-Dokumente online (OstDok) sind freigeschaltet. OstDok ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bayerischen Staatsbibliothek, des Collegium Carolinum München, des Herder-Instituts Marburg sowie des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg. Mit den Online-Reihen der Graduierungsschriften sowie DigiOst bietet die so genannte Golden Road des elektronischen Publizierens die zeitnahe und kostenfreie Erstveröffentlichung fachlich relevanter und qualitätsgeprüfter wissenschaftlicher Arbeiten für NachwuchswissenschaftlerInnen sowie etablierten Historikerinnen und Historikern. Kontakt:Arpine Maniero, Collegium Carolinum, Hochstraße 8, 81669 München, Tel.: 089 55 26 06 36, E-Mail: arpine.maniero[at]extern.lrz-muenchen.de

 

17.03.2013: Moskauer Prozesse – Milo Rau inszenierte vor einem Jahr im Moskauer Andrej-Sacharow-Zentrum das gleichnamige Gerichtsdrama, in dem er reale Gerichtsverfahren - etwa jenes gegen Pussy Riot - von russischen Juristen und Kunstschaffende neu verhandeln ließ. Der Deutschlandfunk widmet dem Projekt ein interessantes Feature: hier zum Anhören (45 Min.), hier das pdf zum Download. Der gleichnamige Film zum Stück kommt am 20.03.2014 in die deutschen Kinos.

Russische Kulturkämpfe - Ein Moskauer Gerichtsdrama (pdf-Dokument) (93 kB)

Russische Kulturkämpfe - Ein Moskauer Gerichtsdrama (txt-Dokument) (40 kB)

 

15.03.2014 - Vor fünfundsiebzig Jahren: Als der tschechoslowakische Staatspräsident Emil Hacha im März 1939 nach Berlin zitiert wird, überschreitet die deutsche Wehrmacht bereits die Grenze bei Ostrau / Ostrava. Hermann Göring droht mit der Zerstörung Prags, wenn dem Einmarsch deutscher Truppen Widerstand entgegengesetzt würde. Hacha hält dieser Erpressung nicht stand und unterzeichnet am Morgen des 15. März 1939 gegen 04.00 Uhr die Unterwerfungserklärung, in der es heißt, dass „das Schicksal des tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches“ gelegt werde. Einige Stunden später marschiert die Wehrmacht in Prag ein. – Am 30.09.1938 hatten Großbritannien, Frankreich, Italien und das Deutsche Reich im Münchner Abkommen (Münchner Diktat) der Einverleibung des Sudetengebietes ins Deutsche Reich zugestimmt, aber die Grenzen der übrigen Tschechoslowakei garantiert. Der Einmarsch in Prag markierte das Ende der Appeasement-Politik, seine Enttarnung als vollkommen unbrauchbares politisches Instrument ebenso wie die Garantieerklärung Großbritanniens und Frankreichs vom 31. März 1939 für Polen. s. hier: Münchner Abkommen

Im Online-Projekt Gedächtnis der Nation kann man erfahren, wie Menschen sich an diese Geschehnisse erinnern. Geschichte wiederholt sich nicht, aber Analogien drängen sich auf, der Einmarsch pro-russischer Kräfte auf der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim und die Demonstrationen in der Ost-Ukraine scheinen vielen mit der historischen Situation vergleichbar. Bisher kann man jedoch keine russische Strategie entdecken, eine Neuordnung Europas zu planen, aber längst für tot erklärte hegemoniale Ansprüche haben immer wieder zu neuen Machtverteilungen geführt – eben gerade in Europa.  

 

Buchtipp: Majdan! – Ukraine Europa. edition.fotoTAPETA__Flugschrift. 160 S., brosch., € 9,90. ISBN 978-3-940524-28-7: Geschichtsschreibung des Augenblicks mit Stimmen aus der Ukraine und anderen Ländern, s, hier Empfehlungen)

 

14.03.2014, 13.00 Uhr – Preisverleihung: Der Verbrecher Verlag aus Berlin, vor achtzehn Jahren als „launiger Scherz“ entstanden, erhält den diesjährigen, mit 26.000 Euro dotierten Kurt Wolff-Preis. Fast zweihundert Titel sind mittlerweile lieferbar, gelobt wird eine Verlagsarbeit, die beispielsweise mit den Tagebücher von Erich Mühsam und der Werkausgabe von Gisela Elsner „die Erinnerung an die sozialistischen und anarchistischen Traditionen in Deutschland wachhält und zugleich den aktuellen literarischen und essayistischen Erkundungen des Stadtlebens, der Musik und der Politik eine feste Bühne bietet.“ Den Förderpreis erhält der Hamburger mairisch Verlag, http://mairisch.de, „der mit großem Spürsinn junge deutsche Prosa-AutorInnen entdeckt und in seinem klug komponierten Programm dem aktuellen Dialog zwischen Literatur, Musik, Graphic Novels und Hörspiel Rechnung trägt.“ Infos: http://www.kurt-wolff-stiftung.de

Leipziger Buchmesse, Halle 5, Berliner Zimmer, Laudatio: Dietmar Dath

Nachtrag - Laudatio und Begrüßung::

http://www.kurtwolffstiftung.de/wpcontent/uploads/2014/03/Kurt_Wolff_Preis_2014_Laudatio_Dietmar_Dath.pdf

http://www.kurtwolffstiftung.de/wpcontent/uploads/2014/03/Kurt_Wolff_Preis_2014_Begruessung_Stefan_Weidle.pdf


13.03.2014: 10. Preis der Leipziger Buchmesse – Belletristik: Saša Stanišic, Vor dem Fest, 320 S., geb., Luchterhand Literaturverlag, 2014, 19,90 Euro, ISBN: 978-3-630-87243-8, s. Empfehlungen.
– Übersetzung: Robin Detje: Europe Central, aus dem amerikanischen Englisch, von William T. Vollmann, 1028 S., geb., 39,90 Euro; ISBN: 978-3-518-42368-4. – Robin Detje, *1964 in Lübeck, ist Autor, Übersetzer und Regisseur. Er war Feuilletonredakteur der Zeit und der Berliner Zeitung, anschließend Autor bei der SZ. Seit 2006 arbeitet er kontinuierlich als Übersetzer, unter anderem von Will Self und Denis Johnson. Er lebt in Berlin.

– Sachbuch/Essayistik : Helmut Lethen: Der Schatten des Fotografen, 272 S., kart., Rowohlt Berlin, 2014, 19,95 Euro, ISBN 978-3-87134-586-9. – Helmut Lethen, *1939, leitet seit 2007 das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Sein Buch Verhaltenslehre der Kälte (1994) über die Intellektuellen in der Weimarer Republik gilt als Standardwerk. 2006 erschien seine Gottfried-Benn-Biographie Der Sound der Väter.

 

12.03.2014 – Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2014 geht an den indischen Publizisten und Historiker Pankaj Mishra für sein Buch Aus den Ruinen des Empires. Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens, Übersetzung von Michael Bischoff, 448 S., geb., S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013, 26,99 Euro, ISBN 9783100488381, das – laut Jury – „aus nicht-westlicher Perspektive die Suche asiatischer Intellektueller nach Antworten auf die Überwältigung durch den Westen analysiert.[…] Es ist der nicht-europäische Blick auf den Westen, der Pankaj Mishras aufklärendes Werk für die Selbstverständigung Europas über die eigene Rolle in der heutigen Welt unentbehrlich macht.“ – Gegen den weißen Stellvertreteranspruch schrieb bereits um 1900 Tang Tiaoding, Exilchinese in Japan: „Eines weiß ich ganz sicher: Wer die Wahrheit über die Philippinen in den Geschichtsbüchern der Spanier sucht, wird keinen Augenblick bezweifeln, dass dieses Land unwissend und wertlos ist.“ [Die Philippinen waren dreihundert Jahre lang, bis 1898, spanische Kolonie.] „Ihr Gebildeten meines Landes, lasst nicht zu, dass weiße Kinder, die hinter unserem Rücken lachen, nach Papier und Stift greifen, um für uns unsere Geschichte zu schreiben.“ 

 

12.03.2014 – Die großartige, innovative und provokative tschechische Regisseurin und Drehbuchautorin 

Věra Chytilová  ist im Alter von fünfundachtzig Jahren in Prag gestorben.Sie galt als eine Pionierin der tschechoslowakischen Neuen Welle der 1960er Jahre. Hier ein Clip aus ihrem anarchischen  

Meisterwerk Tausendschönchen / Sedmikrásky:

 

10.03.2014 – Absahner, Abzocker & Co. KG: „Ich bin kein Sozialschmarotzer, ich habe fünf Millionen an soziale Einrichtungen gegeben, fünfzig Millionen Steuern gezahlt. Ich will damit nicht angeben, ich will nur reinen Tisch machen“, sagte Uli Hoeneß bei seinem Geständnis vor Gericht... weiter und Kommentar auf: Steuerhinterziehung


Unter: www.ttip-leak.eu findet man das erste Leak: ein achtzehn-seitige Dokument plus Kommentar zum geplanten Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU – und alle sollten es lesen!

 

07.03.2014 – Wer sich selbst ein Urteil über die Rede von Sibylle Lewitscharoff machen möchte:

http://www.staatsschauspiel-dresden.de/download/18986/dresdner_rede_sibylle_lewitscharoff_final.pdf

Nachtrag 17.03.2014: Monstrenbeschwörung und Antifeminismus. Zu Sibylle Lewitscharoffs Dresdener Rede, kluger Essay von Urte Helduser: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=19015

  

27.02.2014 - Stichwort: Flüchtlinge: "Wer sind wir eigentlich? Wer wir sind, entscheidet sich auch daran, wie wir die behandeln, die uns vertrauen. Wer wir sind, entscheidet sich auch daran, ob wir das, was wir als unsere Werte behaupten, nicht nur gegen, sondern für andere verteidigen. Das europäische Asylrecht, das wir dulden, ist es wirklich mehr als die Simulation von Asylrecht? All die präzis definierten und kodifizierten Verfahren, die wir akzeptieren, weil wir nicht hinschauen, sind sie wirklich mehr als Inszenierungen eines längst nicht mehr ernst gemeinten Versprechens auf Schutz vor politischer Verfolgung? […] Es gibt verschiedene Arten von Unsichtbarkeit. Manche Menschen werden nicht gesehen, weil sie sich verstecken, manche werden nicht bemerkt, weil sie in Gegenden leben, die man nie besucht, an der Peripherie, und manche Menschen werden nicht gesehen, weil man wegsieht oder durch sie hindurch.

Was sichtbar wird, wenn man sich an den Rand begibt und die Umfangslinie abschreitet, sind nicht sie, sondern wir." – aus: Willkommen in der Fremde von Carolin Emcke

Ganzer Artikel mit Fotos und Videos: http://www.zeit.de/zeit-magazin/fluechtlinge-in-deutschland


26.02.2014 – In einem Aufruf fordert der Soziologe Ulrich Beck alle auf, zur Europawahl zu gehen: „Europa befindet sich in einem moment of decision“. Ein „politischer Quantensprung“ sei, dass erstmals verschiedene Kandidaten für das Amt des Kommissionspräsidenten anträten, sich die WählerInnen also zwischen unterschiedlichen Modellen für Europa entscheiden könnten: „Wollen wir das 'Weniger-Europa' eines David Cameron, das vom Marktimperativ bestimmt wird, oder ein 'anderes Europa', das den Markt demokratischen Regeln unterwirft, wie es dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, vorschwebt?“ Unterschrieben haben zahlreiche prominente KünstlerInnen, SchriftstellerInnen und Intellektuelle, u.a. Jürgen Habermas, Péter Esterházy und Sibylle Lewitscharoff.

 

23.02.2014 - Mit hundertzehn Jahren gestorben: Alice Herz-Sommer, * 26.11.1903 in Prag; † 23.02.2014 in London, war eine deutschsprachige Pianistin und Musikpädagogin aus Prag und Überlebende des KZ Theresienstadt, in dem sie über hundert Konzerte gegeben hatte. In ihr liberales Elternhaus in Prag kamen u.a. Sigmund Freud sowie Franz Kafka, der ein Freund ihres Schwagers, des Journalisten, Schriftstellers und Philosophen Felix Weltsch war. – Weitere Infos: 2013 wurde ein Kurzfilm mit dem Titel The Lady in Number 6 veröffentlicht. Melissa Müller/ Reinhard Piechocki, Alice Herz-Sommer – „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“, Ein Jahrhundertleben. Droemer Knaur, München 2011, ISBN 978-3-426-78515-7 

 

Direkte Demokratie – Die Lage in der Ukraine hat die Situation in Bosnien-Herzegowina medial ziemlich verdrängt, obwohl es auch dort landesweite Proteste gab: gegen die ständig steigende Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen Abstieg in die Armut, vor allem jedoch gegen die Korruption der (jeweiligen lokalen) Politikerkaste und kriminelle Privatisierungen von Staatsbetrieben. Die zunächst friedlichen Demonstrationen führten (nicht wie im Sommer letzten Jahres, wo es ruhig blieb) zu heftigen Straßenschlachten mit der Polizei, in deren Verlauf zahlreiche Regierungsgebäude gestürmt und in Brand gesetzt wurden, woraufhin in einigen Provinzen die Bezirksregierungen zurücktreten mussten. Im kleinen Land gehen alle auf die Straße: ob sie noch Arbeit haben oder bereits arbeitslos sind, Hausfrauen, alte Menschen, Studierende und Opfer des Krieges. Die Menschen wollen sich nicht zufrieden geben und treffen sich: In der Bürgerversammlung, dem so genannten Plenum, werden alle Probleme der Menschen in der Region besprochen und Lösungsvorschläge diskutiert. Am Anfang waren es nur einige Unzufriedene, die ein dezentrales Plenum gründeten, nun kommen etwa in Tuzla hunderte Menschen zusammen, in Sarajewo waren es einmal sogar tausend, die in die Versammlung kamen. Jede/r kann ans Mikro, hat zwei Minuten Redezeit, es herrscht direkte Demokratie ohne Führer oder offizielle Sprecher. Nicht mehr Flucht ins Private, weil man sowieso nichts tun kann (bei uns werden allenfalls online Petitionen unterschrieben), sondern aktive Teilnahme. Jede/r kann und soll ihr/sein Problem schildern und Änderungsmöglichkeiten vorschlagen. Es gibt Arbeitsgruppen, die Reformvorschläge erarbeiten. Sie wollen etwas Neues schaffen. Allen ist bewusst, dass, was in Jahrzehnten buchstäblich heruntergewirtschaftet wurde, nicht umgehend repariert werden kann, dass die Umsetzung berechtigter Forderungen Zeit braucht. Der Forderungskatalog ist dennoch groß: die Privatisierung der Staatsbetriebe soll zurückgenommen und Politikergehälter insgesamt gesenkt werden (die einjährige Weiterzahlung von Ministergehältern nach ihrer Amtszeit wurde gerade abgeschafft), vor allem wird für eine Übergangsregierung mit parteilosen ExpertInnen plädiert. Mehr Demokratie wagen!? - In Bosnien ist man schon einige Schritte weiter. 

 

20.02.2014 – Jasmilla Žbanić erhält einen der mit 75.000 Euro höchstdotierten Kulturpreise in Europa: den Kairos-Preis. Ihr Filmschaffen fand mit Esmas Geheimnis, der bei der Berlinale 2006 den Goldenen Bären für den Besten Film gewann, weltweit Beachtung. An dem Film entzündete sich eine heftige Debatte über die Rechte der im Krieg vergewaltigten Bosnierinnen – was dazu führte, dass die Frauen qua Gesetz endlich als zivile Kriegsopfer anerkannt wurden und Anspruch auf Rentenzahlungen erhielten. Žbanić versteht ihre Arbeit als Überlebensstrategie, weil sie den sprachlosen Opfern eine Stimme und eine neue Perspektive gibt. Sie versuche zu zeigen, wie man die Lethargie der Traumatisierung durchbrechen und ein eigenes Leben aufbauen könne, sagte die Regisseurin. - Der Kairos-Preis wird seit 2007 an europäische Künstler_innen und Wissenschaftler_innen aus den Bereichen bildende und darstellende Kunst, Musik, Architektur, Design, Film, Fotografie, Literatur und Publizistik verliehen. Ausgezeichnet werden sowohl künstlerische Individualleistungen als auch die Leistungen derer, die Kultur in Europa ermöglichen und ihr entscheidende Impulse geben: Produzenten, Intendanten, Verleger, Festivalleiter und andere Initiatoren. Mit der Preisvergabe soll die wichtige Arbeit von Jasmilla Žbanić ein breiteres europäisches Forum erhalten sowie auf eine Region aufmerksam gemacht werden, deren Konflikte angesichts der aktuellen Europadebatte leicht in Vergessenheit geraten Allerdings melden sich die Menschen in Bosnien-Herzegowina seit Wochen lautstark zurück und klagen ihre Rechte ein und die korrupten Poltiker und selbsterannte Eliten an. Infos: http://toepfer-fvs.de 

 

19./20.02.2014 Stimmung in der Olympia.Stadt Sotschi 


16.02.2014 - Shortlists zum Seraph 2014:

Bestes Debüt: Hartwell, Katharina: Das Fremde Meer, Berlin Verlag; Röder, Alexander: Der Mönch in Weimar, Feder&Schwert; Springorum, Björn: Herbstbringer, Baumhaus;

Bestes Buch: Gläser, Mechthild: Nacht aus Rauch und Nebel, Loewe; Honisch, Ju: Schwingen aus Stein, Feder&Schwert; Marzi, Christoph: Die wundersame Geschichte der Faye Archer, Heyne;

Plaschka, Oliver: Das Licht hinter den Wolken, Klett-Cotta; Simon, Cordula: Ostrov Mogila, Picus Verlag. Die Preise werden am 13.03.2014 auf der Fantasy-Leseinsel der Leipziger Buchmesse übergeben. Infos: www.leipzig-liest.de

 

Apropos Einmaleins der Restitution: 12.200 Restitutionen von Raubkunst habe es seit 1998 gegeben, behauptet die Koordinierungsstelle Magdeburg, Betreiberin der Website Lostart.de. Stefan Koldehoff hat für die FAZ mal nachgefragt: „Die Plakatsammlung des jüdischen Chemikers Hans Josef Sachs wurde in Magdeburg nicht als eine, sondern als 4.200 Restitutionen (!!!) gezählt.“ Bei der Mengenlehre hapert es also leider immer noch... 

 

64. Filmfestspiele 2014 – Berlinale 
Texte, Videos on demand (Roter Teppich – Pressekonferenzen), Fotos: 
www.berlinale.de

Fünf Mädels zwischen dreizehn und sechzehn Jahren, die alle schon einmal in der Kinderjury der Berlinale waren, gestalten zusammen einen Blog: http://generation-reporter.blogspot.de/
Aus verschiedenen Blogs gesammelte Beiträge: Prag - Deutschland und Tschechien – Berlinale-Blogger 
Filmkritiken:
http://www.perlentaucher.de/berlinale-blog/
Seit vierzig Jahren schreibt Dorothy Holloway über (deutsches) Kino: http://www.kino-germanfilm.de/ 

Der schwul-lesbische Filmpreis der Internationalen Filmfestspiele Berlin: http://news.teddyaward.tv/

Alle Preise der Berlinale:http://www.berlinale.de/media/pdf_word/service_7/64_ifb/64_Berlinale_Preisliste.pdf

Preis der Leserjury der Tageszeitung Tagesspiegel/Berlin:

Zamatoví teroristi (Velvet Terrorists) von Pavol Pekarčík, Ivan Ostrochovský, Peter Kerekes

 

12.02.2014: Laut der jährlichen Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen zur Situation der Pressefreiheit belegt Deutschland Platz 14 und liegt damit u.a. hinter Neuseeland, Estland und Tschechien. Das Ranking soll zeigen, wie stark die Arbeit von JournalistInnen erschwert oder beeinflusst wird, z.B. von staatlicher Seite. Die Spitzenplätze bei der Überprüfung von hundertachtzig Ländern nehmen erneut Finnland, die Niederlande und Norwegen ein. Besonders gefährdet ist die Pressefreiheit bei den Schlusslichtern der Liste: in Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea. Dass traditionelle Demokratien wie die USA und Großbritannien so schlecht abschneiden, hält Reporter ohne Grenzen für besonders besorgniserregend: „In den USA hat die staatliche Verfolgung von investigativen Journalisten und ihren Hinweisgebern aus den Sicherheitsbehörden ein nie gekanntes Ausmaß erreicht.“ Die Verfolgung von Edward Snowden oder die hohe Haftstrafe für Bradley/Chelsea Manning sollte Nachahmer davor abschrecken, JournalistInnen brisante Informationen über Fehlverhalten von Regierung und Behörden zuzuspielen. Die Vereinigten Staaten fallen um dreizehn Plätze auf Rang 46 und liegen damit hinter Ländern wie El Salvador und Rumänien, die Briten auf Rang 33 (- 3). Griechenland rutscht in den letzten fünf Jahren der Krise und des erzwungenen Sparkurses um fünfzig Plätze ab, auch in Ungarn hat sich die Lage deutlich verschlechtert. Innerhalb der EU schneidet Bulgarien am schlechtesten ab (Platz 100, -12). Für alle diese Länder gilt, dass das Recht auf Informationsfreiheit drastisch beschnitten wird und Behördenwillkür, Polizeigewalt, oftmals auch rechtsextreme Angriffe und Morddrohungen auf kritische JournalistInnen zunehmen. Ganzer Bericht: https://www.reporter-ohne-grenzen.de/presse/pressemitteilungen

 

11.02.2014 – Tausende Websites protestieren heute weltweit mit Bannern und Hinweisen gegen die Massenüberwachung durch Geheimdienste. Unter dem Motto #StopTheNSA und #stopspying kann man sich auf Facebook und Twitter am Protest beteiligen und auch eigene Profilbilder ändern. Initiatoren sind u.a.The Day We Fight Back mit einer Grundsatzerklärung: Internationale Grundsätze für die Anwendung der Menschenrechte in der Kommunikationsüberwachung. Letná Park auf Twitter: #StopTheNSA, #stopspying  http://goo.gl/6tNP4.

„'Ich habe nichts zu verbergen' ist ein Synonym für 'Ich tue, was man von mir verlangt' und damit eine Bankrotterklärung an die Idee des selbstbestimmten Individuums.“ Und: „Ein amerikanischer Privatkonzern wie Twitter kann kein neues Organ der Demokratie sein.“ – Juli Zeh.

 

08.02.2014Peter Gente ist 77-jährig im thailändischen Chiang Mai gestorben, wo der Gründer und Verleger des Berliner Merve-Verlags seit einigen Jahren lebte. Vierzig Jahre leitete er den vor allem in den 1980er – 1990er Jahren durch sein philosophisches/politisches Programm berühmt gewordenen Verlag – mit der Raute als Signet auf jedem der kartonierten Bändchen: www.merve.de

 

08.02.2014: Zum Theatertreffen 2014 vom 02.05. - 18.05.2014 in Berlin wurden zehn Aufführungen eingeladen: Amphitryon und sein Doppelgänger nach Heinrich von Kleist. Regie Karin Henkel; Die Geschichte von Kaspar Hauser, Textfassung von Carola Dürr und Ensemble. Regie Alvis Hermanis, beide: Schauspielhaus Zürich; Die letzten Zeugen von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann. Einrichtung Matthias Hartmann. Burgtheater, Wien; Fegefeuer in Ingolstadt von Marieluise Fleißer. Regie Susanne Kennedy. Münchner Kammerspiele; Ohne Titel Nr. 1 // Eine Oper von Herbert Fritsch, Regie Herbert Fritsch. Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin. Onkel Wanja von Anton Tschechow. Regie Robert Borgmann. Schauspiel Stuttgart; Reise ans Ende der Nacht von Louis-Ferdinand Céline. Regie Frank Castorf. Residenztheater, München; Situation Rooms von Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel (Rimini Protokoll). Regie Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel. Rimini Apparat / Ruhrtriennale. In Koproduktion mit verschiedenen Partnern; Tauberbach von Alain Platel. Regie Alain Platel. Münchner Kammerspiele / Les Ballets C de la B, Gent / NT Gent. In Koproduktion mit verschiedenen Partnern; Zement von Heiner Müller. Regie Dimiter Gotscheff. Residenztheater, München. Tickets und weitere Infos: www.berlinerfestspiele.de/theatertreffen

 

06.02.2014Vor Olympia: Mehr als zweihundert Intellektuelle aus aller Welt kritisierten in einem Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin die neuen Anti-Homosexuellen- und Blasphemie-Gesetze. Abgedruckt ist der Brief im Guardian. „Der Würgegriff, in dem Russland die Meinungsfreiheit hält, ist zutiefst beunruhigend und muss zum Thema gemacht werden, um den Weg für eine gesunde Demokratie in Russland zu ebnen“, schreibt der indisch-britische Autor Salman Rushdie. Zu den Unterzeichnern gehören auch drei Literaturnobelpreisträger: Günter Grass, Elfriede Jelinek und Orhan Pamuk. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon forderte zuvor: „Wir alle müssen unsere Stimme gegen Angriffe auf Lesben, Schwule, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Menschen erheben. Wir müssen gegen Festnahmen, Inhaftierungen und diskriminierende Restriktionen, denen sie ausgesetzt sind, aufbegehren.“

 

06.02.2014: Preis der Leipziger Buchmesse (13.03. - 16.03.2014). Nominiert sind in der Kategorie Belletristik: Fabian Hischmann, Am Ende schmeißen wir mit Gold, Berlin Verlag; Per Leo, Flut und Boden: Roman einer Familie, Klett-Cotta Verlag; Martin Mosebach, Das Blutbuchenfest, Carl Hanser Verlag; Katja Petrowskaja, Vielleicht Esther, Suhrkamp Verlag;Saša Stanišiċ, Vor dem Fest, Luchterhand Literaturverlag.

Sachbuch/Essayistik: Diedrich Diederichsen, Über Pop-Musik, Verlag Kiepenheuer & Witsch; Jürgen Kaube, Max Weber: Ein Leben zwischen den Epochen, Rowohlt Berlin; Helmut Lethen, Der Schatten des Fotografen, Rowohlt Berlin; Barbara Vinken, Angezogen: Das Geheimnis der Mode, Klett-Cotta Verlag; Roger Willemsen: Das Hohe Haus: Ein Jahr im Parlament, S. Fischer Verlag.

Übersetzung: Paul Berf, Spielen, übersetzt aus dem Norwegischen von Karl Ove Knausgård, Luchterhand Literaturverlag; Robin Detje, Europe Central, übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von William T. Vollmann, Suhrkamp Verlag; Ursula Gräfe, Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki, übersetzt aus dem Japanischen von Haruki Murakami, Dumont Buchverlag; Hinrich Schmidt-Henkel, Jacques der Fatalist und sein Herr, übersetzt aus dem Französischen von Denis Diderot, Verlag Matthes & Seitz Berlin; Ernest Wichner, Buch des Flüsterns, übersetzt aus dem Rumänischen von Varujan Vosganian, Paul Zsolnay Verlag.

 

12.03.2014zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse: Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung zählt zu den wichtigsten Literaturpreisen Deutschlands und wird an den indischen Publizisten und Historiker Pankaj Mishra für sein Werk Aus den Ruinen des Empires.Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens vergeben. Die Laudatio hält der bulgarische Schriftsteller Ilija Trojanow. Infos: www.leipzig.de/buchpreis

13.03.2014, 16.00 Uhr, Preisverleihung via Livestream über www.preis-der-leipziger-buchmesse.de/stream. Auf www.literaturport.de werden alle nominierten Titel mit einer Hörprobe vorgestellt.
27.02.2014, Lesungen, Berlin
Vorstellung der für den Preis der Leipziger Buchmesse Nominierten – Sachbuch in der
Volksbühne Berlin Moderation: Liane von Billerbeck und Frank Meyer.

06.03.2014, Lesungen, Berlin
Vorstellung der für den Preis der Leipziger Buchmesse Nominierten – Übersetzung im
Literarischen Colloquium Berlin (LCB) am Wannsee. Infos: www.leipziger-buchmesse.de

 

04.02.2014: Virunga, einer der schönsten Nationalparks in Afrika, wird von Ölbohrungen bedroht.
Das müssen wir verhindern: Nehmen Sie sich bitte kurz Zeit,
schauen Sie den Kurzfilm an und teilen Sie ihn mit Ihren Verwandten, Freunden und Kollegen! So viele Menschen wie möglich müssen erfahren, was durch die Habgier westlicher Konzerne auf dem Spiel steht.
Unterschreiben Sie bitte auch unsere
Petition! Vielen Dank! - Ihr WWF-Teams. (hier auch: Öl auf Wasser)

 

02.02.2014: Honi soit qui mal y pense / Ein Schuft, der Böses dabei denkt

Alice Schwarzer hat in der Schweiz so viel Geld gebunkert, dass sie letztes Jahr 200.000 Euro Steuernachzahlung geleistet hat. Sie hatte Selbstanzeige erstattet, um nicht wie eben gerade Theo Sommer (s.u.) oder Uli Hoeneß (FC Bayern) vor einem deutschen Gericht zu landen. In ihrem Blog gibt sie an: „Ja, ich habe einen Fehler gemacht, ich war nachlässig .“[sic!] Unklar ist, was damit gemeint sein soll: Immerhin hat sie das viele Geld umsichtig außer Landes gebracht, picobello aufbewahrt und kurz vor Toresschluss noch Selbstanzeige aus Angst vor ernsthaften Schwierigkeiten veranlasst. Sie hatte die ganze Sache also stets voll im Griff. Nun wurde darüber berichtet, aber Alice Schwarzer dreht den Spieß um und erhebt sich selbst zum „Präzendenzfall in Sachen Persönlichkeitsschutz“, wittert vor allem einen „Dammbruch für die Medien“, die „Denunzierung“ ihrer Person als politisch motivierte „Rufschädigung“, den von den Medien kalkulierten Rufmord. Kleiner hat´s Frau Schwarzer einfach nicht. Schließlich sei sie es doch, die an vorderster Front vor allem gegen Prostitution, aber auch gegen Ehegattensplitting und Herrn Kachelmann kämpfe und nur die mächtigsten Feinde gegen sich wisse. Auf das Konto in der Schweiz kam sie [man hört und staunt und glaubt es kaum], als „die Hatz“ gegen sie „solche Ausmaße annahm“, dass sie dachte, sie müsse ins Ausland flüchten, ins Exil gehen, was sie, wie wir ja alle wissen, nicht tat: „So denke ich schon länger nicht mehr. Mein Konto hat sich in diesen Jahrzehnten durch Zinsen und Zinseszinsen vervielfacht“ – und je mehr ihr Vermögen auf wundersame Weise wuchs, desto vergesslicher wurde Frau Schwarzer, allerdings nicht ganz: „Es war einfach da. Zu meiner Beruhigung.“ Dazu kam, dass sich ihr „persönliches Unrechtsbewusstsein […] an diesem Punkt erst in den letzten Jahren geschärft“ [hat]. Alles also paletti: Die Schwarzer plustert sich ein bisschen zu selbstgefällig auf – Opfer und Kämpferin in Personalunion –, gibt sich einmal mehr recht, erteilt sich selbst die Absolution und verteilt Schuldsprüche an andere –  und gefällt sich im Moment offenbar besonders in der Rolle des zwar doppel-moralischen, aber reumütigen Kavaliers, dem man seine Delikte doch bitte schön nachsehen soll. Sie wird sicherlich noch ein Buch darüber schreiben... Foto: dpa, s.a.: Steuerhinterziehung

 

Blutige und billige Mode: Neun Monate nach dem Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes und vierzehn Monate nach dem tödlichen Feuer in der Tazreen Fabrik in Bangladesch warten die Opfer und ihre Familien noch immer auf umfassende Entschädigung. 1250 Tote und über 2500 Verletzte, so die schreckliche Bilanz der zwei Unglücke. Zu den körperlichen Beschwerden, dem Verlust von Angehörigen und den psychologischen Traumata kommen infolge Lohnausfalls tiefgreifende Existenzsorgen hinzu. – Der neue Bericht der Clean Clothes Campaign (CCC) und des International Labor Rights Forum (ILRF, USA) zeigt, dass die betroffenen Firmen (s.u.) viel zu langsam bzw. gar nicht auf die Unglücke reagieren und fordert, dass die Opfer rasch und umfassend entschädigt werden: Adler Modemarkt (Germany, O-Ton für ihre Ablehnung jedweder Unterstützung: „Wir haben schließlich nur 12.000 Blusen nähen lassen“), Auchan (France), C&A (Germany/Belgium), Camaieu (France), Carrefour (France), Cato Fashions (US), Children’s Place (US), Dress Barn (US), Gueldenpfennig (Germany), LPP (Poland), Iconix (US), JC Penney (US), Kids for Fashion (Germany), Kik (Germany), Mango (Spain), Manifattura Corona (Italy), Matalan (UK), NKD (Germany), Pellegrini, Premier Clothing (UK), Store 21 (UK), Texman (Denmark), Walmart (US), and YesZee (Italy) und Delta Apparel (USA), Dickies (USA), Edinburgh Woollen Mill (UK), El Corte Ingles (Spain), Enyce (USA), Kik (Germany), Li & Fung (Hong Kong), Piazza Italia (Italy), Sears (USA), Teddy Smith (France), Walmart (USA) and Disney (USA). Link: Still Waiting [PDF | 27 Seiten]. Weitere Informationen: www.saubere-kleidung.de/ 

 

Europeana 1914-1918 vereinigt Materialien, Filme und offizielle, historische Dokumente aus Bibliotheken und Archiven aus aller Welt mit unbekannten Geschichten und privaten Erinnerungsstücken von Familien aus ganz Europa: insg. rund 400.000 Einzelstücke, u.a. digitale Abbildungen von Fotografien, Landkarten, Tagebüchern, Tageszeitungen, Briefen, Zeichnungen, Büchern, Flugblättern, Schützengrabenzeitungen, Münzen, Medaillen etc. Zum Entdecken, Lernen, Recherchieren und Teilen. http://www.europeana1914-1918.eu/de

Programm der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zum Themenjahr: www.1914-aufbruch-weltbruch.de

 

01.02.2014: Ungarn - Der tiefe Riss – Der Choreograf Iván Markó und seine Compagnie Ungarisches Festival Ballett verbeugen sich beim Schlussapplaus ihrer Premiere. Sie haben gerade „Die Tragödie des Menschen“ getanzt, ein Drama des ungarischen Nationaldichters Imre Madách aus dem Jahr 1861. Plötzlich steht ein junger Mann in der vierten Reihe auf und protestiert mit seinem Megafon gegen die immense Summe an staatlichen Fördergeldern, die Markós Inszenierung auf Privatinitiative des ungarischen Premierministers Viktor Orbán erhalten hatte – vorbei an Förderregularien und Gremien. Dieser publikumswirksamen Intervention im vergangenen Mai – mit Márton Gulyás, Regisseur und Produktionsleiter des Budapester Theaters Krétakör, als Sprachrohr – war im September des Vorjahres ein offener Brief vorausgegangen. In ihm protestierten vierzig Tänzer und Choreografen der Freien Szene gegen das undemokratische Subventionsgeschenk in Höhe von 155 Mio. HUF (440.000 Euro). Zu diesem Zeitpunkt hatte ein Großteil der Freien Szene nicht einmal die zugesicherten Fördermittel für 2012 erhalten. Das Gesamtvolumen für freien Tanz und Theater betrug übrigens 437 Mio. HUF (ca. 1,5 Mio. Euro). Doch profane kulturpolitische Bedenken hebelte der Choreograf und bekennende Orbán-Fan Iván Markó damals vor laufender Kamera mit Berufung auf höhere Instanzen aus. Der Brief sei weder an ihn, noch an seine Compagnie oder Viktor Orbán gerichtet, sondern an Gott: „Aber Gott ist kein Demokrat. Er stattet uns nicht mit den gleichen Begabungen aus.“
Seit der ungarischen Parlamentswahl im April 2010 und der Machtübernahme durch Viktor Orbáns rechtskonservative Fidesz-Partei verkürzt sich das Ungarn-Bild in den ausländischen Medien auf einen Problemfall in Sachen Demokratie. Was von der Wähler-Mehrheit regierungskonformer Ungarn nicht ganz zu Unrecht kritisiert wird. Leider entkräftet die Einseitigkeit des Ungarn-Bildes nicht die darin erkennbaren Bemühungen, demokratische Instanzen wie Pressefreiheit und politische Gewaltenteilung abzubauen oder das Wahlrecht zu modifizieren. - Dem Drift ins ideelle Abseits der Europäischen Union entspricht innenpolitisch ein tiefer Riss in der Kulturlandschaft. Vor einem Jahr löste der Präsident der mittlerweile verstaatlichten Ungarischen Kunstakademie, György Fekete, mit dem Satz „Wer zu uns gehören will, muss eine eindeutige nationale Gesinnung haben“ eine Austrittswelle namhafter Künstler aus. In linksintellektuellen Kreisen werden Vergleiche mit dem Gesinnungsterror des Kádár-Regimes vor der Wende laut. Wie sehr dieser Kulturkampf den gesellschaftlichen und künstlerischen Alltag in Ungarn bestimmt, beantwortet der Besuch des Kortars Dramafestival in Budapest natürlich nicht. Zumal das staatlich nicht mehr nennenswert geförderte, aber einzige ungarische Festival für zeitgenössische Dramatik, das vom 27.11. bis 02.12.2013 stattfand, den Schwerpunkt seiner elften Ausgabe auf die jüngste Generation Theatermacher gelegt hatte, deren Arbeiten auf dem Festival erstmals gebündelt zu sehen waren – neben neuen Inszenierungen von Béla Pintér und Csaba Horvath. Am politischen Kontext kommt man im ungarischen Theater also nicht vorbei......

Der ganze, sehr instruktive Beitrag: http://www.kultiversum.de/Theaterheute/Ausland-Kortars-Dramafestival-Budapest-Gott-ist-kein-Demokrat.html

 

30.01.2014: Gegen den Suhrkamp-Insolvenzplan hat Hans Barlach beim zuständigen Amtsgericht Beschwerde eingelegt. Nun wird voraussichtlich eine Zivilkammer des Landgerichts Berlin, die auf Beschwerden in Insolvenzsachen spezialisiert ist, die Entscheidung des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg prüfen. Bis zu einer endgültigen Klärung dürften noch einige Wochen ins Land gehen. Alle Meldungen und Interviews zur Suhrkamp-Insolvenz und zum Gesellschafterstreit finden Sie im Dossier. (boersenblatt.net)

 

28.01.2014: Zu Bohumil Hrabals 100. Geburtstag am 28.03. soll eine siebenbändige Werkausgabe mit allen wichtigen Texten, Kommentaren und Anmerkungen im Verlag Mladá fronta erscheinen. Man wolle eine „leserfreundliche und übersichtliche Edition“, vor allem weil in den letzten zehn Jahren das Interesse am Autor stetig abgenommen habe. Hrabal-Experten kritisieren die Werkauswahl und wollen eine Wiederauflage der Anfang der 1990er Jahre erschienenen und sofort vergriffenen Kritischen Werkausgabe. Der erste Band mit dem Titel Skřivánci na niti / Lerchen am Faden umfasst die Erzählungen aus den 1960er und erscheint im März. (čtk)


24.01.2014: Die Ján-Palach-Verfilmung Hořící keř / Der brennende Dornbusch (s. Spots) von Agniezska Holland gewann den Preis der tschechischen Filmkritik als bester Film des Jahres 2013, darüber hinaus noch in sechs weiteren Kategorien, u.a. Regie, Drehbuch (Štěpán Hulík) und Kamera. Die polnische Regisseurin studierte Ende der 1960er Jahre an der Prager Filmhochschule FAMU und war Zeugin der damaligen Ereignisse.

 

Kafkas Verwandlung und Cronenbergs AlterIch erwachte kürzlich eines Morgens und fand mich in einen siebzigjährigen Mann verwandelt“. So beginnt der kanadische Filmregisseur David Cronenberg sein von der Paris Review dokumentiertes Vorwort zu einer englischen Neuübersetzung von Kafkas Die Verwandlung. Aber kann man Kafkas Erzählung wirklich als Allegorie auf das menschliche Altern verstehen? „Gewiss, einen Geburtstag sieht man schon von Weitem, und wenn er eintritt, sollte das keinem Schock gleichkommen. Und wie einem jeder wohlwollende Freund sagen wird, ist siebzig auch nur eine Zahl. [...] Die zwei SBild zum Artikelzenarien, Gregors und meines, scheinen so unterschiedlich, dass man sich fragen könnte, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, beide zu vergleichen. Ich aber sage: Die Quelle der Transformation ist dieselbe. Wir beide erwachten in einem Zustand erzwungenen Bewusstseins dessen, was wir wirklich sind. Und dieses Bewusstsein ist grundlegend und unumkehrbar. In beiden Fällen entpuppt sich die Wahnvorstellung als neue, vorgeschriebene Realität. Und das Leben geht nicht weiter wie bisher.“(Hier ein Link zu einem 90-minütigen autobiografischen Interview mit Cronenberg auf 3sat.)  Text: http://www.theparisreview.org/blog/2014/01/17/the-beetle-and-the-fly/


23.01.2014Deutscher Krimi-Preis: an Friedrich Ani für M, Droemer Verlag, den neuen Fall seines Ermittlers Tabor Süden. Bester internationaler Krimi: Patrícia Melos Leichendieb, Tropen. 2. Platz (deutschsprachig): Robert Hültner: Am Ende des Tages, btb; 3. Platz: Matthias Wittekindt: Marmormänner, Ed. Nautilus.

 

23.01.2014: Aua! - Steuerhinterziehung: Ein (in Zahlen: 1) Altersruhesitz futsch! Theo Sommer, 83, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber des Wochenmagazins DIE ZEIT, hat laut Anklage zwischen 2007 und 2011 Steuern in Höhe von 649.000 Euro „nicht bezahlt, die aus Einkommen aus freiberuflicher Nebentätigkeit fällig geworden wären“ (beschwichtigender O-Ton[-fall]: ZEIT; wie hoch waren bei dieser Steuerschuld erst die Honorare?), also Steuern auf einigermaßen hohem Niveau hinterzogen, nach Selbstauskunft - ganz im Plauderton der alten Schule der Kavaliere  - vier Jahre lang aus „Schusseligkeit oder Schlamperei“, weil er sich „immer in erster Linie um (seine) Arbeit, nicht um (seine) Finanzen“ gekümmert habe. Nun soll der Schussel-Jobber eine Strafe auf Bewährung erhalten und zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro verurteilt werden. Die Steuerschuld habe er „unter Inkaufnahme großer Opfer für meine Altersversorgung und die meiner Frau“ abgetragen. Er musste dafür eine seiner Wohnungen, nämlich die auf Sylt, verkaufen. Wir sind erschüttert... ob dieses triefenden Selbstmitleids – und werden blass vor Neid über solch ein Drama, in dessen Genuss wir nie kommen werden. Nie. Und diese Selbsterkenntnis schmerzt fast ein bisschen...

 

20.01.2014 – Der Dirigent Claudio Abbado stirbt – achtzigjährig – in Bologna: „Viele Menschen lernen zu sprechen, aber sie lernen nicht, zuzuhören. Das Sich-Gegenseitig-Zuhören ist eine ganz wichtige Sache im Leben. Und die Musik lehrt genau das.“ (s.a. Termine)

 

19.01.2013 – Der Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste geht in diesem Jahr an den Essayisten, Romanautor, Lyriker und Regisseur Robert Schindel. Der mit 8.000 Euro dotierte Preis für Essayistik wird am 27.März, dem Geburtstag Heinrich Manns, um 20.00 Uhr in der Akademie am Pariser Platz verliehen. In der Begründung heißt es: „Mit seinem formal reichen, vielgestaltigen Werk – Gedichte, Romane, Stücke, Libretti und Essays – knüpft Robert Schindel dort an, wo Heinrich Mann aufhören musste: bei der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, und entwickelt daraus ein großes Orchester von Stimmen und Stimmungen, Idiosynkrasien und Traumata, Glücksmomenten und Sehnsüchten, Vergessenem und Schwelenden, und dabei gelingt ihm, was nur große Literatur vermag: dass wir Zeitgenossen uns begreifen und Spätere uns verstehen.“ Veröffentlichungen u.a.: Ohneland. Gedichte vom Holz der Paradeiserbäume 1979-1984“ (1986); Ein Feuerchen im Hintennach. Gedichte 1986-1991 (1992); Gebürtig. Roman (1992); Die Nacht der Harlekine. Erzählungen (1994); Gott schütz uns vor den guten Menschen. Jüdisches Gedächtnis – Auskunftsbüro der Angst (1995); Nervös der Meridian. Gedichte (2003); Wundwurzel. Gedichte (2005), Mein mausklickendes Saeculum. Gedichte (2008), Man ist viel zu früh jung. Essays und Reden (2011); Der Kalte. Roman (2013), alle im Suhrkamp Verlag. (boersenblatt.net)


18.01.2014 – 100. Geburtstag von Arno Schmidt. Der Suhrkamp Verlag bietet eine Übersicht aller lieferbaren Werke. Weitere Veranstaltungstipps: http://www.arno-schmidt-stiftung.de/Nachrichten/Veranstaltungen.html

 

20.01.2014: Zur Situation in der Ukraine: http://craphound.com/images/dictatorship-en.jpgs.a. betr.: Ukraine

  

Im 44. Forum der Internationalen Filmfestspiele Berlin – Berlinale läuft die Kooproduktion: Zamatoví teroristi (Velvet Terrorists) von Ivan Ostrochovský, Pavol Pekarčík, Peter Kerekes, Slowakei / Tschechien / Kroatien - IP


16.01.2014 + 25.01.2014Jan Palach: Mit Gedenkveranstaltungen in Kirchen, der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität und dem Museum Kampa wird in Prag des einundzwanzigjährigen Studenten gedacht, der sich vor fünfundvierzig Jahren aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings selbst verbrannte und am 19.01.69 starb. Vorgestellt werden u.a. die instruktive Website www.janpalach.cz und Agnieszka Hollands Spielfilm Hořící keř / Der brennender Dornbusch. Die Beisetzung am 25. Januar 1969 geriet zu einer der letzten großen Manifestationen gegen die sowjetische Okkupationsmacht, wie auch das Palach-Gedenken 1989 und die mit ihm wiedererstarkten Proteste gegen das Regime als Vorläufer der Samtenen Revolution gesehen werden können.  

 

15.01.2014Erster Comicbuchpreis: von der Berthold Leibinger Stiftung in Ditzingen mit 15.000 Euro dotierter Preis − für einen unveröffentlichten, deutschsprachigen literarischen Comic. Bewerbungen für den ersten Preis können bis zum 01.07.2014 eingereicht werden, eine Jury entscheidet, die Preisverleihung findet im April 2015 im Literaturhaus Stuttgart statt, wo das prämierte Werk zeitgleich in einer Ausstellung präsentiert wird. Später wird sie im Literarischen Colloquium Berlin zu sehen sein. Ab 2015 startet die Bewerbungsfrist jährlich im April/Mai mit der Preisverleihung des Comicbuchpreises − und endet ebenfalls jeweils am 1. Juli.
Infos und Teilnahmebedingungen:
auf der Website der Berthold Leibinger Stiftung

 

15.01.2014Aufruf der Wissenschaftler gegen Überwachung
Über zweihundertfünfzig Wissenschaftler aus mehr als fünfundzwanzig Ländern haben am 03.01.2014 einen Aufruf gegen eine umfassende Überwachung veröffentlicht. Sie fordern den Stopp der Massenüberwachung sowie Transparenz und Rechenschaft von den Geheimdiensten.
Der Aufruf wurde von vier Professoren der Universität Amsterdam gestartet. Akademiker weltweit sind aufgefordert, ihn zu unterzeichnen.
Academics Against Mass Surveillance
http://www.academicsagainstsurveillance.net/ .
Deutsche Übersetzung des Aufrufs in der Neuen Zürcher Zeitung;
Wissenschaftler verlangen besseren Schutz, NZZ.ch, 03.01.2014
http://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/wissenschafter-verlangen-besseren-schutz-der-privatsphaere-1.18214431 (s. auch Prism und Tempora

 

15. 01. 2014 Uran-Abbau in Jáchymov: Präsident Miloš Zeman will die Wiederaufnahme des Abbaus prüfen lassen, weil sie auch die Wirtschaft in der Region ankurbeln könnte. Da Tschechien weiterhin auf Atomenergie setze, sollte zunächst das aktuelle Uran-Vorkommen vor Ort analysiert werden, verkündete er bei einem Besuch des Karlsbader Kreises. Nicht nur die tschechischen Grünen finden den Vorschlag gruselig. Der Uran-Abbau, der Mitte der 1960er Jahre beendet wurde, hat Milliardenschäden verursacht und Raubbau an Natur und Mensch betrieben. Der berüchtigten Zwangsarbeit, die darüber hinaus politische Gefangene in den Bergwerken verrichten mussten, fielen viele von ihnen zum Opfer. Info: čtk (s. auch Empfehlungen: der sehr lesenswerte Roman von Joseph Haslinger, Jáchymov).

 

Überflieger & Co: Interessanten Lesestoff bietet die Auswahl 'bester Texte aus den Feuilletons' von: http://www.umblaetterer.de/best-of-feuilleton-2013/

 

14.01.2014Wie praktisch und bald in jedem Haushalt: Für mehr als drei Milliarden Dollar hat Google den Thermostat- und Rauchmelderhersteller Nest Labs gekauft. Das Unternehmen baut Haushaltsgeräte im Apple-Design. Zu Google kommen mit der Übernahme auch die Daten von den installierten Geräten – Nest wertet sie aus, um die Technik zu verbessern: „Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt“. Ganzer Artikel: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/google-kauft-nest-labs-fuer-3-2-milliarden-dollar-a-943362.html (s. auch: Prism und Tempora, Eine Zusammenfassung aller Ereignisse rund um NSA in Bild und Ton)

 

13.01.2013 Frankfurter Poetikvorlesungen mit der Buchpreisträgerin Terézia Mora als neuer Gastdozentin. Unter dem Titel „Nicht sterben“ will Mora in insgesamt fünf Vorlesungen (bis zum 12. Februar) ihre Überlegungen zu den Bedingungen und Grundlagen ihres literarischen Schaffens vorstellen. Zum Begleitprogramm gehören eine Ausstellung im „Fenster zur Stadt“ sowie eine Abschlusslesung im Frankfurter Literaturhaus. Vertraue deiner Methode, aber verliebe dich nicht in sie, heißt ein Leitsatz Moras.

 http://www2.uni-frankfurt.de/47209717/poetikdozentur


13.01.2014Peter-Huchel-Preis 2014 an Steffen Popp für Dickicht mit Reden und Augen, erschienen bei Kookbooks. Der Lyriker, Autor und Übersetzer, *1978 in Greifswald, lebt in Berlin. Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Dresden, Leipzig und Berlin. Ebenfalls bei Kookbooks sind seine Gedichtbände Wie Alpen (2004), Kolonie Zur Sonne (2008) sowie der Roman Ohrenberg oder der Weg dorthin (2006) erschienen. Er ist Initiator und Mitherausgeber der kollaborativen Poetik Helm aus Phlox (Merve Verlag 2011).Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 03.94., Peter Huchels Geburtstag, in Staufen im Breisgau überreicht. Infos: http://peter-huchel-preis.de

 

10.01.2014 - Jahrbuch der Lyrik 2015  sucht Gedichte für Jubiläumsausgabe

Zur Leipziger Buchmesse 2015 erscheint das 30. Jahrbuch der Lyrik. Einsendeschluss ist der 04.04.2014 an lyrikjahrbuch@dva.de Teilnahmebedingungen: Maximal zehn unveröffentlichte oder in einer Zeitung/Zeitschrift veröffentlichte in einem word-doc oder pdf. Jedes Gedicht mit einer neuen Seite anfangen und über jedem neuen Gedicht unbedingt den Name vermerken: erst den Autornamen, dann den Gedichttitel. Für die Biobibliographie bitte in einem gesonderten Word-Dokument folgende Angaben: Name, Geburtsjahr, Wohnort, sowie gegebenenfalls die beiden letzten lieferbaren Gedichtbände [Titel, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr]

 

07.01.2014 tranzyt. Kilometer 2014 | Die Leipziger Buchmesse (13.−16.03.2014) widmet zum dritten und letzten Mal einen Schwerpunkt der Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus. Mehr als zwanzig Autoren aus diesen drei Ländern werden sich präsentieren; Szczepan Twardoch aus Polen mit seinem Roman Morphin, die ukrainische Autorin Oksana Forostyna mit ihrem Debütroman Duty free (es gibt noch keine deutsche Übersetzung), die weißrussischen Dichterinnen Vera Burlak und Maryia Martysevich. Wichtigste tranzyt-Themen sind: der Erste Weltkrieg, die Rolle von Protestbewegungen und Rechte Bewegungen im östlichen Europa. Sie zeichnen sich − wie anderswo − durch ein fatales Gemisch aus Nationalismus, Fremdenhass, Antisemitismus, einem marktfeindlichen Populismus aus. Wie reagieren die AutorInnen auf diese Bedrohung der demokratischen Gesellschaft? - Auch 2014 soll der Blick über die Literatur hinaus erweitert werden und an einem Beispiel zeigen, welcher Stellenwert der visuellen Kunst, etwa der Fotografie, in diesen Ländern zukommt. tranzyt ist ein Projekt der Leipziger Buchmesse, der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Kooperation mit der Rinat Ahmetov Stiftung „Rozvytok Ukrajiny“, der Allianz Kulturstiftung, dem Lemberger Verlegerforum, dem Polnischen Buchinstitut, dem Polnischen Institut Berlin − Filiale Leipzig und dem Goethe-Institut Minsk. Koordiniert wird das Programm von der Kulturmanagerin Kateryna Stetsevych.


SeraphFörderpreis für Phantastische Literatur, der am 13.03.2014 im Rahmen der Leipziger Buchmesse vergeben wird. Auf der Longlist für das Beste Debut 2013 stehen in alphabetischer Reihenfolge: Calie, Edie: 3 a.m. (Edition Roter Drache); Eliott, Dana S.: Taberna Libraria - Die magische Schriftrolle (Droemer Knaur); Meister, Tara C.: Siran – Die Königskinder (BVK Buch Verlag); Röder, Alexander: Der Mönch in Weimar (Feder&Schwert); Springorum, Björn: Herbstbringer (Baumhaus); van Org, Luci: Frau Hölle: Ragnarök‘ Deine Mudda! (Ubooks).

Longlist für das Bestes Buch 2013 in alphabetischer Reihenfolge: Corvus, Robert: Feind – Die Schattenherren Bd. 1 (Piper); Fink, Torsten: Der Prinz der Skorpione – Der Schattenprinz Bd. 3 (Blanvalet); Gläser, Mechthild: Nacht aus Rauch und Nebel (Loewe); Hartwell, Katharina: Das Fremde Meer (Berlin Verlag); Honisch, Ju: Schwingen aus Stein (Feder & Schwert): Jeltsch, Christian/Kraemer, Olaf: Abaton 3 – Im Bann der Freiheit (mixtvision Verlag); Marzi, Christoph: Die wundersame Geschichte der Faye Archer (Heyne); Meißner; Tobias O.: Klingenfieber (Piper); Plaschka, Oliver: Das Licht hinter den Wolken (Klett-Cotta); Simon, Cordula: Ostrov Mogila (Picus Verlag); Simon Stefanie: Feuer der Götter (Droemer Knaur); Winter, Maja: Die Säulen der Macht (Blanvalet); Winterfeld, Daniela: Der geheime Name (Droemer Knaur).

 

Silvester 2013/14 – Die Schriftstellerin Irina Korschunow ist an ihrem 88. Geburtstag in München gestorben. *1925 als Tochter einer deutschen Mutter und eines russischen Vaters in Stendal, studierte sie Germanistik, Anglistik und Theaterwissenschaften und war als Journalistin, Kolumnistin und Autorin von Drehbüchern, achtundzwanzig zum Teil preisgekrönten Kinder- und Jugendbüchern (Die Wawuschels mit den grünen Haaren) erfolgreich. Ihrem Debütroman 1983 Glück hat seinen Preis folgten weitere Romane, darunter Der Eulenruf, 1985; Das Spiegelbild, 1992 und Langsamer Abschied, 2009 - alle bei Hoffmann und Campe erschienen. Sie war mehrere Jahre im Präsidium des PEN.


Fleischatlas 2014 mit Daten und Fakten zu den aktuellen Tendenzen im Big Business Fleisch. Bis Mitte dieses Jahrhunderts werden weltweit jährlich fast 470 Millionen Tonnen Fleisch – 150 Millionen Tonnen mehr als heute – produziert. Damit einher geht ein drastisch wachsender Flächenverbrauch für Futtermittel: Allein der Bedarf an Sojafuttermitteln zur Mästung der Schlachttiere würde von derzeit 260 Millionen auf über 500 Millionen Tonnen pro Jahr steigen. Welche Konsequenzen das hat kann man nachlesen unter www.boell.de/fleischatlas

 

Vom Bücherregal zum Supermarkt. Der US-amerikanische Verleger Richard Nash schreibt, angeregt durch Bücher von Elizabeth Eisenstein, The Printing Press as an Agent of Change; J. B. Thompson, The Merchants of Culture; Ted Striphas,The Late Age of Print und Laura Miller, Reluctant Capitalists, über die Vergangenheit des Buches – und seine Zukunft und meint, die Digitalisierung bedrohe die schöngeistige Literatur nicht, Bücher seien auch keine Art Gegen-Technologie, im Gegenteil: „Bücher sind die Apotheose von Technologie – wie das Rad oder der Stuhl. [...] Es ist entscheidend zu verstehen, dass Bücher nicht kreischend und um sich schlagend in jede neue Ära des Kapitalismus gezerrt wurden. Bücher sind nicht nur ein wesentlicher Bestandteil des Konsumkapitalismus, sie haben ihn buchstäblich gestartet. Sie sind Teil seines Treibstoffs. Das Wachstum der Ketten im Buchhandel eröffnete dem Leser des 20. Jahrhunderts die Möglichkeit, die 'Versupermarktung' des Buchladens zu beklagen, dabei jedoch die Tatsache zu leugnen, wie Striphas in The Late Age of Print mit einem Zitat von Rachel Bowlby herausstreicht, dass der Buchladen tatsächlich das Vorbild für den Supermarkt war: 'In der Geschichte der Ladeneinrichtung waren seltsamerweise die Buchläden die Vorläufer der Supermärkte. Unter allen Ladentypen benutzten nur sie Regale, die nicht hinter der Kasse standen, wo die Ware vom Kunden durchstöbert werden konnte. Als Lebensmittel mit Markennamen und charakteristischer Verpackung noch gar nicht existierten oder sehr selten waren, hatten Bücher schon Cover, die gestaltet waren, um sowohl den Inhalt zu schützen als auch den Kunden anzulocken. Sie waren Markenartikel mit erkennbarem Autor und neuen Titeln.' Es gibt andere Beispiele für signifikante Erfindungen, die durch Verleger angetrieben wurden, der springende Punkt hier ist, dass Bücher nicht grummelnd in der Holzklasse des Fliegers in die Zukunft sitzen. Sie sind im Cockpit.“ (The Virginia Quarterly Review). - Fakt ist allerdings auch, dass zunächst (in den letzten zwanzig Jahren) die großen Buchketten die kleinen Buchhandlungen fraßen, sich aber nun an den immer teurer werdenden innerstädtischen Standorten nicht mehr halten konnten, sodass es in diesem Bereich mittlerweile weder Groß-Buchhandlungen noch kleine Buchläden gibt, also literarische Leere herrscht. Den Rest gibt ihnen allen Amazon (ks)


Dass Vergewaltigung ein Verbrechen ist, scheint sich allmählich weltweit herumzusprechen. Vor einem Jahr erregte in Indien die brutale Vergewaltigung einer jungen Frau, die schließlich an ihren Verletzungen starb, einen regelrechten Aufstand, der die Verhaftung und Verurteilung der Vergewaltiger erzwang. Outlook India widmete dem Vorfall ein ganzes Dossier. Und in der New York Review of Books stellte Amartya Sen im Oktober fest, dass inzwischen zwar einiges passiert sei, um sexuelle Angriffe auf Frauen – auch in der Ehe – schneller und konsequenter zu ahnden. Frauenhandel, von dem besonders die Armen betroffen sind, das Problem von Mädchenmord und Abtreibung weiblicher Föten werden jedoch nach wie vor nicht behandelt. In einer schwer verdaulichen Rolling-Stone-Reportage, beschreibt Sabrina Rubin Erdely, wie Vergewaltigungen in der amerikanischen Armee geahndet werden: nämlich kaum bis gar nicht: „Die Leute sagten unter sich: 'Echte Vergewaltigungen geschehen fast nie. Ich habe nicht eine echte Vergewaltigung gehabt, das ist doch alles Blödsinn.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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